In europäischen Wäldern (wie hier in den italienischen Alpen) dürften vergleichsweise wenige neue Baumarten aufgespürt werden.
Foto: Dario Di Gallo, Regional Forest Service of Friuli Venezia Giulia, Italy

Etwa 64.100 Baumarten sind der Wissenschaft bereits bekannt. Einer aktuellen Studie mit österreichischer Beteiligung zufolge dürften aber noch 14 Prozent der derzeit existierenden Baumarten inkognito in den Wäldern wachsen. Das bedeutet, dass rund 9.200 Arten ihrer Entdeckung harren, schreibt das Forschungsteam im Fachjournal "PNAS". Viele davon sind recht seltene Exemplare, die durch den Klimawandel auszusterben drohen, bevor sie beschrieben werden.

Ein Team um Jingjing Liang von der Purdue University im US-Staat Indiana durchforstete Datensätze vom ganzen Globus, in denen rund 38 Millionen Bäume zigtausender Arten aufgelistet sind. Aus deren Artenreichtum kalkulierten die Forschenden den weltweiten Artenreichtum.

Die Grafik zeigt, wie viele Baumarten und Bäume in eine der verwendeten Datenbanken (GFBI) für die einzelnen Kontinente eingetragen sind. Sie enthält Daten zu mehr als 28.000 Baumarten. Die häufigsten Bäume pro Kontinent sind rundherum abgebildet.
Bild: Cazzolla Gatti et al. in PNAS, 2022

Inkognito-Arten in Regenwäldern

Das Ergebnis: Zu den mehr als 64.000 bekannten Baumarten kommen noch Tausende dazu. "Wir schätzen die globale Fülle an Bäume auf 73.000 Arten, das sind rund 14 Prozent mehr, als heute bekannt sind", schreibt die Forschungsgruppe. An der Studie war auch Dmitry Schepaschenko vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien beteiligt, der sich in seiner Forschung unter anderem mit Forstwirtschaft auseinandersetzt.

Die meisten unbekannten Bäume – 43 Prozent – stehen wohl in Südamerika, und dort vor allen in den Regenwäldern, schätzen die Fachleute. Aber auch in Europa und Asien gäbe es noch knapp 2.200 bisher inkognito gebliebene Gehölze zu sichten. "Die österreichischen Bäume kennen wir aber schon gut, denke ich", sagt Schepaschenko gegenüber der APA. Die 3,4 Milliarden heimischen Bäume gehören zu 65 verschiedenen Arten. "Durch den Klimawandel und menschliche Aktivitäten können aber zusätzlich nicht-heimische Spezies hier ein neues Zuhause finden." (APA, red, 1.2.2022)