Ein großer Transfer für die Wiener Austria: Lisa Makas, 65-fache österreichische Teamspielerin.

Daniel Shaked

So eine Wende hat der Verteilerkreis noch nicht gesehen. Die Wiener Austria kündigte vergangene Woche über die sozialen Medien einen prominenten Transfer an und löste damit unter ihren Fans kollektives Rätselraten aus: Welchen Feinmotoriker könnte es wohl in die Fischhofgasse ziehen? Der ehemalige ÖFB-Teamspieler Daniel Royer galt als heißer Kandidat. Tags darauf wurde das Rätsel gelöst. Nur handelte es sich bei der Neuverpflichtung nicht um einen Kicker, sondern um eine Kickerin. Ein würdiger Plot-Twist sozusagen.

Per Instagram-Video wurde Lisa Makas präsentiert, 65-fache ÖFB-Teamspielerin und Protagonistin des Sommermärchens 2017, bei dem Österreich sensationell das Halbfinale der Europameisterschaft in den Niederlanden erreichte. Eine Überraschung, die nicht jedem Fan gefiel. "Was soll der Blödsinn, warum macht man das bei einer Frau?" oder "Wird nun auch jeder U12-Spieler so vorgestellt?". Das und noch einiges mehr stand in den sozialen Medien zu lesen.

Großes Zeichen

"Wir wollten ein Zeichen für den Frauenfußball setzen. Damit unterstreichen wir, dass die Austria attraktiv für Spielerinnen und Spieler ist", sagt Sportdirektor Manuel Ortlechner. "Uns war bewusst, dass wir mit dieser Aktion Gegenwind erzeugen würden. Aber es gab auch sehr viele positive Reaktionen", sagt Ralph Schön von der violetten Pressestelle. Die Spieler der Kampfmannschaft stehen sowieso hinter der Aktion. "Jede SpielerIn im Verein ist gleich wichtig!", twitterte etwa Verteidiger Markus Suttner.

Im Video gaberlt, dribbelt und schießt Lisa Makas. Ihr Ziel sei es nun, bei einem großen Männerverein im Frauenfußball erfolgreich zu sein. "Ich spüre eine große Wertschätzung, ein besseres Statement hätte ich mir mit dieser Aktion nicht wünschen können", sagt Makas zum STANDARD. Dass der Verein mit ihrem Auftritt auch negative Reaktionen provoziert hat, lässt sie kalt, sie sieht das Positive. "Viele eingefleischte Austria-Fans, darunter auch Ultras, haben mir geschrieben, dass sie sich wegen mir ein Match des Frauenteams anschauen werden."

Die 29-jährige Mödlingerin ist Österreich bei der EM 2017 schlagartig ein Begriff geworden. Mehr als 1,2 Millionen Menschen sahen den Sieg der ÖFB-Frauen im Viertelfinale gegen Spanien im ORF. In der Gruppenphase erzielte Makas gegen Frankreich ein Tor, im Viertelfinale riss ihr rechtes Kreuzband. Nicht zum ersten Mal. Die ehemalige Deutschland-Legionärin (Freiburg, Duisburg) will nach ihrer letzten Station beim SKN St. Pölten nun bei der Austria Spielpraxis sammeln und hofft, auf den Zug für die Europameisterschaft 2022 in England aufspringen zu können. 18 Tore erzielte die Stürmerin bis dato für das Nationalteam.

Altvaterische Gedanken

Im österreichischen Frauenfußball tut sich etwas. Die Austria, Sturm, St. Pölten und Altach sind in der höchsten Liga vertreten. Der LASK und die SV Ried haben zuletzt Teams aus der Taufe gehoben. Die größten Klubs des Landes, Rapid und Salzburg, haben nach wie vor kein Frauenteam. "Manche Menschen haben noch immer altvaterische Gedanken, die meinen, das sei kein Sport", sagt Makas. Wobei sie Red Bull als Befürworter von Frauenfußball einordnet. Leipzig hat seit 2020 ein Frauenteam in der zweiten deutschen Bundesliga mit großen Aufstiegsambitionen.

"Wir reißen die Leute mit Leidenschaft mit. Das war schon bei der EM mit Österreich so, das spüren die Zuschauer." Ein Amateursport sei Frauenfußball an der Spitze längst nicht mehr. "Mit der Champions League kannst du mittlerweile Geld verdienen." Dass Salzburg noch immer kein Frauenteam hat, wundert Makas wohl. "Vielleicht haben sich dort einfach nur noch nicht die richtigen Personen gefunden, die das pushen wollen."

Die Austria ist nicht die erste Adresse im heimischen Frauenfußball, aber auch nicht die schlechteste. In der Tabelle liegt man mit sechs Siegen aus neun Spielen immerhin auf Platz drei, sechs Punkte hinter Leader SKN St. Pölten. Makas: "Es gibt hier Luft nach oben, wir wollen etwas entwickeln. Ich denke schon, dass die Austria in Zukunft auch mit den Frauen Titel gewinnen möchte, das geht aber nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit." (Florian Vetter, 2.2.2022)