Spielt solo im Porgy & Bess: Marc Ribot.

epa

Unabhängige Plattenfirmen schreiben Geschichte, fusionieren dann mit der Konkurrenz zu größeren Gebilden oder werden von existierenden Multis übernommen: Verve, Blue Note sind Jazzbeispiele, Decca und Deutsche Grammophon Exemplare der Klassik. Alle vier wurden nach und nach "eingegliedert" und publizieren längst unter der Obermarke Universal.

Es existieren allerdings nach wie vor renommierte Independent-Labels. Deren Leben wird – im anspruchsvollen Musikbereich – zwar nicht leichter. ECM, das einst durch Keith Jarretts Köln Concert einen Superhit landete, ist allerdings immer noch munter unterwegs. Sehr viel produziert auch ACT. Und dieser Tage feiert das Traditionshaus Enja seinen 50. Geburtstag.

Markt eingebrochen

Einst von Matthias Winckelmann und Horst Weber mittels eines "Familienkredits" gegründet, begann Enja seine Tätigkeit mit US-Pianist Mal Waldron und dessen Einspielung Black Glory. Die Gründer waren Amateure des Genres, hatten allerdings einen guten Riecher: Im Laufe der Jahre nahmen bei Enja unter anderem Stargitarrist John Scofield, Trompeter Chet Baker, Pianist Abdullah Ibrahim und Archie Shepp auf.

Natürlich: Die 1990er waren eine Art letzte goldene Epoche. Die Erfindung der CD gab die Möglichkeit, den Back-Katalog noch einmal zu verkaufen. Mittlerweile, so der aktuelle Leiter des Labels Werner Aldinger, sei der Markt für physische Tonträger total eingebrochen. Die Aufnahmen der Vergangenheit sind ökonomisch dennoch weiter relevant: Insgesamt kommt das Label ja auf etwa 1000 Einspielungen. Produziert werden immerhin noch 15 Aufnahmen pro Jahr, wobei die Künstler mitunter das Budget selbst mitbringen müssen. Es ist schlicht die neue Normalität.

Im Porgy & Bess wird nun gefeiert. Die Münchner Formation Ark Noir steht für den "Nachwuchs" (3. 2.), Gitarrist Marc Ribot (4. 2.) für jene Stars, die bei Enja ihre Reputation gepflegt oder ausgebaut haben. (Ljubisa Tosic, 2.2.2022)