Die Nobelpreisträgerin hat den Preis bereits vier Mal gewonnen.

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Mülheim/Ruhr – Elfriede Jelinek ist mit ihrem Stück "Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!" erneut für den Mülheimer Dramatikpreis nominiert. Es ist ihre bereits 21. Einladung zum Preis, den die Nobelpreisträgerin bereits vier Mal gewonnen hat. Die Einladung sei "unoriginell", aber man komme an ihr – heuer mit einem bitterbösen Pandemietext – einfach nicht vorbei, sagte Jurysprecher Wolfgang Kralicek am Mittwoch bei der Bekanntgabe der sieben nominierten Erwachsenen- und fünf Kinderstücke.

Das Jelinek-Stück, das Anfang Juni in Hamburg uraufgeführt wurde und am Akademietheater in einer Inszenierung von Frank Castorf zu sehen ist, schildert unter anderem das Après-Ski-Treiben im Corona-Hotspot Ischgl und schlägt einen weiten Bogen zum Infektionsgeschehen in deutschen Fleischfabriken.

Der mit 15.000 Euro dotierte Preis für deutschsprachige Gegenwartsdramatik aus Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz wird Ende Mai nach Aufführungen der Stücke in Mülheim/Ruhr von einer Jury vergeben. 2021 waren die Inszenierungen nur im Internet gezeigt worden, 2020 mussten die Mülheimer Theatertage wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. In diesem Jahr werde Mülheim mit Präsenzveranstaltungen "Theater wieder ganz groß feiern", versprach Festivalleiterin Stephanie Steinberg. Dabei werde es auch wieder einen Publikumspreis geben.

Jung und weiblich

Vier von sieben der nominierten Stücke stammen von Debütanten, sechs von sieben von Frauen. "In Mülheim tritt 2022 eine neue Generation an. Diese neue Generation ist jung, sie ist weiblich, und sie nimmt es, wenn es sein muss, auch persönlich", sagte Kralicek. Neben Jelinek nominiert ist auch die 1990 geborene und in Wien lebende Linzerin Teresa Dopler. Eingeladen wurde ihr in St. Pölten uraufgeführtes viertes Stück, "Monte Rosa" in der Produktion der Deutschen Erstaufführung durch das Staatstheater Hannover.

Weiters mit dabei sind Nora Abdel-Maksoud ("Jeeps", Münchner Kammerspiele), Sivan Ben Yishai ("Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)", Nationaltheater Mannheim), , Helgard Haug (Rimini Protokoll) ("All right. Good night" in einer Koproduktion, an der auch das Volkstheater Wien beteiligt ist), Sarah Kilter ("White Passing", Schauspiel Leipzig) und Akin Emanuel Sipal ("Mutter Vater Land", Theater Bremen).

Für den Kinder-Stücke-Wettbewerb, der mit weiteren 15.000 Euro dotiert ist, wurden fünf Werke ausgewählt. Viele beschäftigten sich mit Identitätsfragen, sagte die Kinder-Stücke-Juryvorsitzende Theresia Walser – so etwa das vor drei Wochen in München uraufgeführte Stück "Als die Welt rückwärts gehen lernte" der Autorin Lena Gorelik – eine Theaterfantasie über eine Anders-Welt, in der Kinder sich mit Nutella die Zähne putzen und Jungs am liebsten Kleider tragen.

Die 47. Mülheimer Theatertage, die in die Preisvergabe münden, finden von 7. bis 28. Mai statt. (APA, 2.2.2022)