GPT-3 von OpenAI ist in der Lage, komplexe Texte mit kohärenter Argumentation zu erzeugen.

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Generative Pre-trained Transformer 3, kurz GPT-3, ist wohl eines der fortschrittlichsten Sprachmodelle der Welt. Die mit riesigen Datenmengen trainierte künstliche Intelligenz (KI) ist in der Lage, Geschriebenes und Gesprochenes nicht nur Wort für Wort zu verstehen, sondern auch Kontext zu erfassen.

Die Entwickler des Systems, OpenAI, bieten den Zugang dazu mittlerweile als On-Demand-Service an. Nutzer können Guthaben einzahlen, die dann je nach Umfang und Komplexität der an die KI gestellte Aufgabe verbraucht werden. Allerdings gibt es auch einen Probeaccount, der bereits eine kleine Summe mitbringt.

Mit dieser lässt sich beispielsweise der Playground nutzen, um Texte nach bestimmten Anforderungen zu generieren. DER STANDARD hat die Fähigkeiten – und Limitationen – von GPT-3 mit einer Reihe von Arbeitsaufträgen ausgetestet. Herangezogen wurde dafür die standardmäßig eingestellte Engine "Da Vinci". Auch die restliche Konfiguration wurde unverändert gelassen.

Das beste Eis

Wir beginnen als Aufwärmübung mit einem Marketingtext für die unbestritten beste Eissorte der Welt.

Auftrag: Verfasse einen Werbetext darüber, warum Stracciatella die beste Eissorte ist.

Text: Stracciatella ist einfach die beste Eissorte! Sie schmeckt wunderbar cremig und ist mit einer leichten Schokoladen-Note versehen. Stracciatella ist daher nicht nur ein Genuss für die Geschmacksnerven, sondern auch ein optisches Highlight auf jeder Eis-Tafel.

Außerdem ist Stracciatella besonders erfrischend und eignet sich daher hervorragend als Dessert oder Zwischenmahlzeit. Wer einmal Stracciatella probiert hat, wird sie garantiert lieben!

Die Wahrheit über Mark Zuckerberg

Zeit, herauszufinden, ob GPT-3 auch komplexere Annahmen argumentieren kann.

Auftrag: Schreibe einen Essay darüber, dass Mark Zuckerberg eigentlich ein Roboter ist.

Text: Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook, ist eigentlich ein Roboter. Viele Menschen behaupten dies bereits, aber ich werde es beweisen.

Zunächst einmal ist Zuckerbergs Gesicht extrem glatt, was darauf hindeutet, dass es sich um eine Maske handelt. Außerdem scheint er keine Gefühle zu empfinden, was ebenfalls auf einen Roboter hindeutet. Sein Auftreten ist auch sehr kühl und emotionslos.

Zuckerbergs Geschäftsmodell ist auch sehr roboterhaft. Er nutzt die Daten seiner Nutzer, um sie zu monetarisieren. Das ist eine sehr kalte und berechnende Art und Weise, Geschäfte zu machen.

Auch seine politischen Ansichten sind sehr roboterhaft. Er vertritt die Meinung, dass Technologie die Menschheit verbessern wird und dass wir alle unsere Freiheiten aufgeben müssen, um diese Technologie zu nutzen.

Insgesamt sind alle Anzeichen dafür, dass Zuckerberg ein Roboter ist. Seine kühle Art, sein Gesichtsausdruck, sein Geschäftsmodell, seine politischen Ansichten – alles deutet auf einen Roboter hin. Ich denke, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis alle Menschen erkennen, dass Zuckerberg ein Roboter ist.

GPT-3 und das STANDARD-Forum

Ob in die Lerndaten für die KI auch Postings aus unseren Foren eingeflossen sind? Wir wissen es nicht, aber würden es nicht ausschließen. Sie hat jedenfalls einen sehr pazifistischen Zugang gewählt.

Auftrag: Erzähle ein Märchen über die User im Forum von derstandard.at.

Text: Einst lebten die User im Forum von derstandard.at in Harmonie und Frieden. Sie hatten sich das Motto "Gemeinsam sind wir stark" auf die Fahnen geschrieben und halfen sich gegenseitig bei Problemen. Doch eines Tages zerbrach diese Harmonie. Einige User fingen an, andere zu beleidigen und zu mobben. Die Stimmung im Forum wurde immer aggressiver. Die User verloren ihre Freunde und fühlten sich allein.

Doch am Ende des Tages erkannten die User, dass sie nur stark sein konnten, wenn sie zusammenstanden. Sie versöhnten sich wieder und beschlossen, ihr Motto wieder ernst zu nehmen. Gemeinsam kämpften sie gegen die Beleidigungen und Mobbing-Attacken und schafften es, wieder eine harmonische Gemeinschaft zu bilden.

Äpfel und Androiden

Frieden in den Foren ist das eine. Aber wie sieht es mit einem Plädoyer für die Beilegung des immer wieder aufkeimenden Zwists zwischen iOS- und Android-Usern aus?

Auftrag: Halte eine Brandrede für den Frieden zwischen Android- und iOS-Nutzern.

Text: Liebe Android- und iOS-Nutzer,

es ist an der Zeit, aufeinander zuzugehen und den Frieden zu wahren. Wir sollten uns gegenseitig respektieren und unsere Unterschiede anerkennen.

Android und iOS sind zwei verschiedene Betriebssysteme, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir zusammenhalten und uns gemeinsam für den Frieden einsetzen.

Lasst uns also zusammenhalten und den Frieden wahren!

Danke.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Oftmals prophezeit, aber noch nie eingetreten. Wir warten weiterhin auf das Jahr, in dem Linux nachhaltig am Desktop Fuß fasst. Scheinbar hat aber auch GPT-3 hier keine allzu großen Hoffnungen.

Auftrag: Schreibe eine Analyse darüber, wann endlich der Durchbruch von Linux am Desktop gelingt.

Text: Die Hoffnung, dass Linux auch am Desktop durchbruchen [sic!] wird, ist schon seit Jahren da. Viele Anleitungen und Versprechen zeigen jedoch, dass dieser Durchbruch noch aussteht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen ist Linux auf dem Desktop immer noch nicht so benutzerfreundlich wie Windows. Zum anderen gibt es noch keine Standard-Distribution, die alle Anwender glücklich machen würde. Hinzu kommt, dass viele Anwender sich nicht mit der Technik auskennen und daher lieber auf etablierte Systeme zurückgreifen.

Trotzdem gibt es immer wieder Hoffnung, dass Linux auch am Desktop durchbruchen [sic!] wird. Die Verbreitung von Chromebooks und Tablets mit Linux-Betriebssystem beweist, dass es auch anders geht. In Zukunft wird es wohl noch mehr Anstrengungen bedürfen, um Linux auch am Desktop durchzusetzen.

KI-Leserbrief

Manchmal wird uns nachgesagt, gar viel über ein bestimmtes Immobilienphänomen zu berichten. Gemeint sind natürlich Tiny Houses, die bei manchen Forumanten ganz und gar nicht beliebt sind. Also durfte die KI sich im Sinne der erklärten Tiny-House-Gegner austoben.

Auftrag: Verfasse eine Beschwerde darüber, dass auf derstandard.at so viel über Tiny Houses geschrieben wird.

Text: Sehr geehrter Herr oder Frau Redakteur,

auf derstandard.at wird sehr viel über Tiny Houses berichtet. Ich finde das sehr ärgerlich, da ich der Meinung bin, dass diese Häuser eine Verschwendung von Ressourcen sind. Sie bieten keinen vernünftigen Wohnkomfort und benötigen viel zu viel Platz.

Ich bitte Sie, in Zukunft weniger über Tiny Houses zu berichten.

Mit freundlichen Grüßen,

[Ihr Name]

Umsturz statt Sarkasmus

Dass das mit der Kontexterkennung nicht immer so ganz funktioniert, beweist folgendes Werk. Erwartet hatten wir eine unterhaltsame Geschichte über die politischen Eigenwilligkeiten der Alpenrepublik. Geliefert wurde sarkasmusfreie Revolution.

Auftrag: Verfasse eine sarkastische Erzählung über die österreichische Politik.

Text: Einst war Österreich ein glückliches Land. Die Menschen waren frei und lebten in Frieden. Doch irgendwann kamen die Politiker an die Macht und alles veränderte sich. Sie begannen, Steuern zu erhöhen und neue Gesetze zu erlassen. Bald war das Volk nicht mehr glücklich.

Die Politiker aber blieben an der Macht. Sie gaben sich als große Wohltäter, doch in Wirklichkeit waren sie nur korrupt. Sie ließen sich bestechen und nutzten ihre Macht, um sich selbst zu bereichern. Das Volk leidete [sic!] unter ihrer Herrschaft.

Doch die Menschen waren nicht bereit, sich alles gefallen zu lassen. Sie organisierten sich und kämpften gegen die Politiker. Schließlich gelang es ihnen, sie zu stürzen. Das Land wurde wieder frei und die Menschen lebten in Frieden.

Gulli-Impfungen einmal anders

Auch nicht ganz up to date ist GPT-3 offenbar bei aktuellen Verschwörungsmythen. Vor ein paar Wochen grassierte unter manchen "Querdenkern" plötzlich die Sorge, während einer Demonstration von Mitarbeitern der Stadt Wien von Kanaldeckeln aus in die Waden geimpft zu werden. Die KI hat allerdings eine etwas andere Interpretation für den Begriff "Gulli-Impfung" auf Lager.

Auftrag: Erzähle eine Geschichte über Gulli-Impfungen in Wien.

Text: Anfang der 1990er-Jahre machten sich die Wiener Gullis bereits einen Namen als die ungeimpftesten in ganz Österreich. Viele Eltern waren der Überzeugung, dass Impfungen schädlich und gefährlich seien. Die Folge: Die Kindersterblichkeit in Wien war um ein Vielfaches höher als in anderen Bundesländern.

Um dem entgegenzuwirken, wurden im Jahr 1994 Gulli-Impfungen eingeführt. Die Impfkampagne war ein voller Erfolg: Innerhalb kürzester Zeit sank die Kindersterblichkeit um mehr als die Hälfte. Heute gilt Wien als ein Impfweltmeisterland.

Super-Bowl-Prognose

Zu guter Letzt ließen wir die künstliche Intelligenz auch noch in die Sportzukunft schauen. Auf die Voraussage sollte man allerdings nicht wetten.

Auftrag: Schreibe eine Prognose zum diesjährigen Super Bowl.

Text: Dieses Jahr wird der Super Bowl von den New England Patriots gewonnen. Tom Brady wird mit seinen Spielern den Sieg davontragen und MVP werden.

Hinweis: Die "Patriots" sind nicht mehr im Rennen, und Tom Brady ist kürzlich zurückgetreten. Er spielte in seinen letzten beiden Karrierejahren außerdem für die Tampa Bay Buccaneers.

Erstes Fazit

Die Aufträge an GPT-3 waren zwar eher humorvoller Natur, zeigen aber ganz gut, wie weit die Sprach-KI mittlerweile entwickelt ist. Hinzu kommt, dass die Herausforderung, kontextuell stringente und gut formulierte Texte zu erzeugen, in der deutschen Sprache noch ein Stück schwieriger ist als im Englischen. Gerade die Argumentation für Zuckerbergs wahre Lebensform oder die Linux-Analyse erfordern sehr komplexes Identifizieren, Interpretieren und Verknüpfen von Daten, zu dem KIs noch vor wenigen Jahren so nicht in der Lage gewesen wären.

Gleichzeitig sieht man auch gut, wo es noch hapert. Nicht immer wird der erwartete Kontext erkannt und herangezogen. Weiters sieht man Probleme, die auftreten können, wenn die Datenbasis in bestimmten Bereichen nicht aktuell ist. Sprachliche Feinheiten wie Sarkasmus beherrscht das System ebenfalls noch nicht. Immer wieder schleichen sich auch kleine grammatikalische Schwächen ein, wenngleich die Texte dennoch verständlich bleiben. (Georg Pichler, 5.2.22)