Eindeutig prowestlich positioniert sich der Präsident Klaus Iohanni. Hier ist er bei einer Militärparade zu einer Gedenkveranstaltung Anfang des Jahres zu sehen.

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Bukarest – Die Angst vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und vor einem Krieg in der unmittelbaren Nachbarschaft dominiert die rumänischen Nachrichten seit Wochen. Manche in der Bevölkerung fürchten, dass russische Truppen auch die Republik Moldau angreifen könnten. Denn in der Separatistenregion Transnistrien, die nicht unter moldauischer Kontrolle steht, sind nach wie vor russische Truppen stationiert.

70 Prozent der Rumäninnen und Rumänen glauben Umfragen zufolge aber, dass sie von der Nato im Krisenfall geschützt würden. Drei Viertel meinen, dass die US-Basen in ihrem Land einen Schutz gegen mögliche Aggressionen darstellen könnten. Nicht nur die Zustimmung zur Nato, auch jene zur EU ist in den vergangenen Wochen wegen der Bedrohung aus Moskau gestiegen. Für Kritik sorgte in der traditionell Russland-kritischen rumänischen Bevölkerung die Aussage des sozialdemokratischen Verteidigungsministers Vasile Dâncu, der meinte, Rumänien solle seine Sicherheitsstrategie "mit Russland" und nicht gegen Russland ausarbeiten.

Auf der Seite der Ukraine

Eindeutig prowestlich positioniert sich hingegen Präsident Klaus Iohannis, der dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj die volle Unterstützung Rumäniens zusicherte. Positiv aufgenommen wurde die Ankündigung Frankreichs, Truppen nach Rumänien zu entsenden. Im Februar und im März sollen zudem deutsche Eurofighter in Rumänien stationiert werden.

Die einzige Partei, die Kreml-Narrative übernimmt, ist die rechtsradikale AUR, ein Phänomen, das unter Rechten in ganz Europa zu beobachten ist. In den letzten Umfragen des Instituts Inscop bekam die AUR mehr als 20 Prozent Zustimmung und liegt damit bereits an zweiter Stelle nach den Sozialdemokraten. Die AUR unterhält Verbindungen zu den "Neo-Legionären", die sich auf die Eiserne Garde in der Zwischenkriegszeit beziehen, eine antisemitische, klerikal-faschistische Organisation, die heute auch in der sogenannten "Orthodoxen Bruderschaft" Anhänger sammelt. Diese Revisionisten organisieren in Rumänien auch Jugendlager.

Calin Georgescu, Ehrenpräsident der AUR, sagte diese Woche, dass der Anführer der Eisernen Garde, Corneliu Zelea Codreanu (1899–1938), sowie der Hitler-Kollaborateur und Diktator Ion Antonescu (1882–1946), "gute Taten" vollbracht hätten, und bezeichnete die beiden als "Märtyrer".

Georgescus Äußerungen wurden vom Institut für die Erforschung des Holocaust in Rumänien und vom Zentrum für die Überwachung und Bekämpfung des Antisemitismus scharf kritisiert. (Adelheid Wölfl, 2.2.2022)