Tonga hat wegen zweier positiver Corona-Tests einen Lockdown verhängt. Seit 18 Uhr Ortszeit ist das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren. Premierminister Siaosi Sovaleni erklärte, dass zwei Hafenarbeiter in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa positiv getestet wurden. Wie sie sich infiziert haben, ist unklar. Auch eine Frau und ihre zwei Kinder, die in Kontakt zu einem der Hafenarbeiter standen, wurden positiv getestet

Der Lockdown trifft Tonga in einer kritischen Phase. Nach der Explosion des Unterseevulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai und dem nachfolgenden Tsunami ist die internationale Hilfe gerade erst angelaufen. Bei der Explosion am 15. Jänner wurde auch ein Unterseekabel zerstört, die Telekommunikation im Königreich ist bisher nicht vollständig wiederhergestellt, Unternehmen und Haushalte verfügen über kein funktionierendes Internet.

Es war bereits befürchtet worden, dass mit den eintreffenden Hilfslieferungen auch das Coronavirus die Inseln erreichen könnte. Die Entladung der gelieferten Güter sollte daher kontaktlos stattfinden. Die beiden Hafenarbeiter waren aber ohnehin nicht mit der Warenübernahme beschäftigt und sollten theoretisch also nicht mit Helfern in Kontakt gekommen sein.

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Die HMAS Adelaide vor Nuku'alofa.
Foto: AP/POIS Christopher Szumlanski/Australian Defence Force

Hilfsaktion unter erschwerten Bedingungen

Auf der HMAS Adelaide, dem größten Kriegsschiff der australischen Marine, war es auf dem Weg nach Tonga zu zahlreichen Corona-Fällen gekommen. Zusätzlich wurde das Schiff durch einen Ausfall der elektrischen Anlage lahmgelegt. Die Techniker der Adelaide versuchen, in 12 bis 14 Stunden dauernden Schichten das Schiff wieder flott zu bekommen – unter unmenschlichen Bedingungen, hat es im Maschinenraum doch 50 Grad.

Vergangene Woche hatte die Adelaide 250 Paletten Hilfsgüter entladen. Die beiden positiven Hafenarbeiter hätten jedoch auf einem anderen Kai für kommerzielle Ladungen gearbeitet, erklärte Curtis Tu’ihalangingie, Tongas Vizemissionsleiter in Australien. Der Herkunft des Virusstamms soll nun überprüft werden. Auch drei neuseeländische Schiffe und ein britische Marineschiff haben zuletzt Hilfsgüter entladen, auch zwei chinesische Schiffe waren in den Hafen eingelaufen. Auf Wunsch der Regierung werden die Hilfsgüter kontaktlos entladen und 72 Stunden lang isoliert, bevor sie verteilt werden.

In Tonga sind 83 Prozent der Bevölkerung zumindest zweimal geimpft, auch die infizierten Kaiarbeiter waren geimpft. Aufgrund der weitverbreiteten extremen Fettleibigkeit und Diabetes zählen jedoch viele Tongaer zur Risikogruppe.

Seit März 2020 hat sich das Inselkönigreich weitgehend abgeschottet. Nur ein einziger Corona-Fall wurde bisher verzeichnet, nachdem Ende Oktober 2021 ein per Flugzeug eingereister Tongaer positiv getestet wurde. Dies hatte damals bereits einen einwöchigen Lockdown für die Hauptinsel Tongatapu ab 1. November zur Folge. Nun wird der Schiffs- und Flugverkehr zwischen den einzelnen Inseln eingestellt. Die Menschen sollen möglichst in ihren Häusern bleiben, die Schulen sind geschlossen. Alle zwei Tage will die Regierung die Situation evaluieren.

Zero Covid zum Scheitern verurteilt

Im Pazifik konnten sich viele Staaten aufgrund ihrer Abgeschiedenheit lange Zeit gegen das Coronavirus abschotten, diese Zero-Covid-Strategie könnte jetzt zum Bumerang werden.

Zuletzt verhängten auch Kiribati und Samoa Lockdowns. Kiribati hatte seit Beginn der Pandemie keine Flugzeuglandungen mehr zugelassen. So blieb der Inselstaat lange Zeit Covid-frei, nur drei Fälle waren bisher aufgetaucht. Am 14. Jänner wurde erstmals wieder die Landung eines Flugzeugs genehmigt.

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Kiribati war lange Zeit Corona-frei.
Foto: AP/Vogel

Mormonen schleppen Virus ein

36 der 54 Passagiere der Chartermaschine aus Fidschi wurden danach positiv getestet – und das, obwohl die geimpften Passagiere, allesamt Anhänger der Mormonenkirche, vor Abflug bereits während einer Quarantäneperiode dreifach getestet waren. Die Regierung verhängte zunächst Ausgangsbeschränkungen und ab 22. Jänner einen Lockdown, der am 28. verlängert wurde. Rund um die Uhr gilt eine Ausgangssperre, dennoch wurden bis 2. Februar insgesamt 767 Infektionsfälle gezählt, darunter auch Regierungsbeamte. Der Großteil der Infizierten befindet sich auf der Hauptinsel Tarawa, doch auch auf dem Atoll Butaritari wurden schon zwei Dutzend Fälle verzeichnet.

In Samoa wurden am 20. Jänner zehn Corona-Fälle unter den Passagieren einer Qantas-Chartermaschine aus Brisbane entdeckt. In den folgenden Tagen kletterte die Zahl der Infizierten auf insgesamt 27, darunter fünf Mitglieder des medizinischen Pflegepersonals. Das gesamte Spitalspersonal wurde mit Beginn des Lockdowns im Krankenhaus kaserniert. Die Regierung verhängte am Tag nach der Flugzeuglandung zunächst einen Lockdown für 48 Stunden, der bis 29. Jänner verlängert wurde. Passagierflüge bleiben jedoch weiterhin ausgesetzt.

Mehrere Passagiere des Fluges aus Brisbane sollen wegen eines Begräbnisses nach Samoa gekommen sein, die Einreise für familiäre Zwecke ist jedoch untersagt. Zugelassen waren nur Rückkehrer von einem Arbeits- oder Studienaufenthalt im Ausland oder Patienten, die für eine Behandlung im Ausland waren. (Michael Vosatka, 2.2.2022)