Bild nicht mehr verfügbar.

In Russland arbeiten die meisten der ungefähr 27.000 Mitarbeiter.

Foto: Reuters/Sergei Karpukhin

Der Petrolchemiekonzern Borealis mit Sitz in Wien trennt sich von seiner Stickstoff- und Düngemittelsparte. Das Unternehmen ist mit der russischen Eurochem in Verkaufsverhandlungen. Eurochem hat ein verbindliches Angebot über 455 Millionen Euro abgegeben. Allerdings könne sich der Preis in Abhängigkeit von den Abschluss- und Genehmigungsbestimmungen noch ändern, warnten die Russen. Das Geschäft soll im zweiten Halbjahr 2022 abgeschlossen werden.

Konkret stehen fünf Fabriken zum Verkauf: drei in Frankreich und jeweils eine in Deutschland (Wittenberg) und Österreich (Linz). Insgesamt betrifft der Verkauf etwa 2000 Mitarbeiter bei Borealis. Am Standort Linz, wo das Unternehmen jährlich rund 50.000 Tonnen Melamin und bis zu 1,5 Millionen Tonnen an Pflanzennährstoffen und technischen Stickstoffen produziert, sind es etwa 700 Mitarbeiter.

Verlustgeschäft Dünger

Die OMV als Muttergesellschaft von Borealis begründete den Verkauf mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft. "Wir haben ja bereits 2020 gesagt, dass wir für dieses Geschäft aus strategischen Gründen, um unser Portfolio neu auszurichten, einen Käufer suchen", sagte OMV-Chef Alfred Stern. Die OMV hatte erst vor zwei Wochen Abschreibungen von rund 1,7 Milliarden Euro bekanntgeben müssen, wovon etwa ein Viertel auf das Düngemittelgeschäft bei Borealis entfallen soll. Künftig will sich Borealis auf die Herstellung höherwertiger Chemieprodukte konzentrieren.

Mit Eurochem habe die OMV einen "strategischen Investor" für die Düngemittelsparte gefunden, begründete Stern den Verkauf. Tatsächlich ist Eurochem dem Umsatz nach der viertgrößte Düngemittelhersteller weltweit. Im ersten Halbjahr 2021 lag der Umsatz bei 4,4 Milliarden Dollar, das Ebitda bei 1,6 Milliarden Dollar. Obwohl Eurochem seit 2015 im Schweizer Kanton Zug domiziliert ist, hat es seine Hauptaktiva in Russland. Dort arbeiten auch die meisten der ungefähr 27.000 Mitarbeiter.

Wohlbestallter Besitzer

Der Besitzer ist Andrei Melnitschenko, der ebenfalls aus Russland stammt und dort mit einem geschätzten Vermögen von gut 24 Milliarden Dollar zu den zehn reichsten Männern des Landes zählt. Melnitschenko hat sein erstes Geld mit Wechselstuben und später im Bankengeschäft gemacht.

Ab den 2000er-Jahren investierte er zunehmend in den Industriesektor und ist seit 2007 Hauptaktionär bei Eurochem. Daneben gehört ihm der in Sibirien beheimatete Kohleproduzent Suek.

Bekannt ist Melnitschenko für seinen Hang zum Luxus: So gehört dem Chemie- und Kohlemagnaten unter anderem die 143 Meter lange Sailing Yacht A – die größte Segelyacht der Welt. (André Ballin, 4.2.2022)