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Selfie mit Hund als Erfolgsrezept für die Suche nach Partnerinnen oder Partnern im Netz? Jein, besagt eine neue Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Foto: Getty Images/Nazar Rybak

Dass Männer häufiger die Telefonnummern von Frauen abstauben, wenn sie mit Hund unterwegs sind, haben zahlreiche Studien aus dem echten Leben belegt. Doch inzwischen verlagert sich die Suche nach Partnerinnen und Partnern zunehmen in die digitale Welt. Mit ihren Besitzerinnen und Besitzern übersiedeln auch die tierischen Wegbegleiter in die Sphären des Online-Datings und der Dating-Apps. Bisher wurde allerdings nicht wissenschaftlich ergründet, auf wie vielen Profilen Tiere zu sehen sind und welche Tiere besonders oft vorkommen.

Um diese Lücke zu schließen, haben Christian Dürnberger und Svenja Springer vom Messerli Forschungsinstitut der Vet-Med-Uni Wien 2.400 Online-Dating-Profile aus Wien und Tokio analysiert. "Etwa 16 Prozent der untersuchten Profile hatten mindestens ein Foto, das ein Tier zeigte", sagt Dürnberger. Die vergleichende Beobachtungsstudie lässt auch erste Rückschlüsse darauf zu, ob Hunde wirklich mehr Matches bringen, oder ob doch eine Katze die bessere Wahl fürs Foto ist.

Dating-Tiere auf Tinder

In den letzten Jahren haben Dating-Plattformen und Dating-Apps einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Im Jahr 2015 nutzten 185 Millionen Menschen Dating-Apps, 2020 lag die Anzahl von Userinnen und Usern weltweit bereits bei 270 Millionen – Tendenz steigend. Mit durchschnittlich 66 Millionen aktiven Mitgliedern pro Monat führt Tinder die Liste der beliebtesten Dating-Apps weltweit an, weshalb die Forschenden Tinder-Profile für ihre Studie wählten.

Dürnberger und Springer sammelte Daten von 300 heterosexuellen und 300 homosexuellen Männern sowie von 300 heterosexuellen Frauen und 300 homosexuellen Frauen in Wien und Tokio. Ihre Erkenntnisse publizierten sie unter dem launigen Titel "Wanna See My Dog Pic? A Comparative Observational Study of the Presentation of Animals on Online Dating Profiles in Vienna and Tokyo" im Fachjournal "Animals".

"In beiden Städten waren Hunde das häufigste Tier, gefolgt von Katzen" erklärt Dürnberger. Nimmt man beide Städte zusammen, tauchten Hunde in rund 45 Prozent der Bilder mit Tieren auf, Katzen in circa 25 Prozent. "Unsere Daten belegen demnach, dass Hunde die Welt der Online-Dating-Tierbilder regieren", sagt Dürnberger. Dies gelte für Wien sogar noch mehr als für Tokio.

Nicht zufällig auf den Hund gekommen

Menschen legen ihre Profil selten spontan an, sondern planen die Selbstpräsentation tendenziell von langer Hand. Somit liegt der Schluss nahe, dass auch die Fotos mit Tier sehr bewusst eingeflochten werden. Als Teil der "impression construction" – also der gewollten Darstellung eines gewissen Selbstbilds – zielen die ausgewählten Fotografien darauf ab, ein bestimmtes Image der Userinnen und User zu transportieren.

Tierbilder im Dating-Profil sollen positive Eigenschaften der Besitzerinnen und Besitzer unterstreichen. Dabei gibt es bedeutende Unterschiede in der Wahrnehmung von "Hunde-" und "Katzen-Menschen".
Foto: Getty Images/iStockphoto/vladans

Hunde könnten Katzen den Beliebtheitsrang demzufolge nicht zufällig, sondern aufgrund gewisser Zuschreibungen ablaufen. Auf Fotos vermitteln die gewählten Tiere immer auch eine Botschaft über die Persönlichkeit der Besitzerinnen und Besitzer. Hunde gelten gemeinhin als sozialer und müssen auch stärker umsorgt werden als Katzen. Sie scheinen somit positive Charaktereigenschaften wie Verlässlichkeit und Empathiefähigkeit nahezulegen, die sich positiv auf den Dating-Erfolg auswirken.

Bild mit Katze als Hemmschuh?

Darüber hinaus werden "Hunde-Menschen" und "Katzen-Menschen" unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben, die wiederum darauf abfärben, wie ihre Besitzerinnen und Besitzer eingeschätzt werden. So werden etwa heterosexuelle Männer mit Hund als besonders maskulin und attraktiv wahrgenommen.

Dennoch steigern Fotografien mit Tieren nicht immer die Dating-Chancen. Eine Studie mit 708 Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren nahm die Wirkung von Katzen auf die "Dateability" von Männern ins Visier. Wie sich zeigte, stuften die Teilnehmerinnen männliche Katzenbesitzer als weniger maskulin und somit auch als weniger Dating-fähig ein.

Unterm Strich war auf jedem sechsten Profil zumindest ein tierischer Begleiter abgelichtet. Nutzerinnen und Nutzer aus Wien, Frauen und ältere Erwachsene tendierten stärker zum Bild mit Tier als Userinnen und User in Tokio, Männer und jüngere Personen. Unterschiede aufgrund der sexuellen Orientierung fielen nicht auf.

Kaum Exoten, Nutztiere nur in Wien

Ein signifikanter Unterscheid zwischen beiden Städten zeigte sich in der Wahl der abgelichteten Tiere. Nutztiere auf dem ersten Profilbild waren ausschließlich bei den Wiener Profilen zu finden, was die Forschenden auf die relative Nähe Wiens zum ländlichen Raum beziehungsweise die in Tokio große Entfernung zu ruralen Gebieten zurückführen.

Generell spielen neben Hund und Katze andere Tiere wie Exoten (9,9 Prozent), Nutztiere (6,4 Prozent) oder Pferde (4,6 Prozent) eine vergleichsweise geringe Rolle. "Wir schließen daraus, dass vor allem jene Tiere auf einem Dating-Profil gezeigt werden, mit denen Userinnen und User in engem und häufigem Kontakt stehen", sagt Springer. Gezeigt werde also weniger das Außergewöhnliche, sondern eher ein Einblick in das tägliche Leben mit Tieren.

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Frauen ergänzen ihre Profile häufiger um Fotos, auf denen Tiere zu sehen sind, als Männer. Bei der sexuellen Orientierung der Userinnen und User zeigen sich hingegen keine Unterschiede.
Foto: Reuters/Arnd Wiegmann

Geborgter Hund und andere Überraschungen

Die Wiener Studie bildet die erste systematische Sammlung von Daten zur Häufigkeit von Tierfotos in der Dating-App Tinder. Dass tierische Kompagnons nur auf 16 Prozent der untersuchten Profile zu finden waren, erstaunte das Wissenschaftsduo dennoch. Die Forschenden verweisen auf mediale Berichte und Debatten zur Präsentation von Tieren auf Dating-Plattformen und deren Einfluss auf die Matching-Erfolgsrate. Sie stellen auch die Frage, ob Phänomene wie das "Dogfishing" tatsächlich weitverbreitet oder eher ein Medienhype sind.

Beim "Dogfishing" stellen (vermehrt männliche) User Bilder von sich mit ihrem vermeintlichen Haustier online, im Glauben oder in der Hoffnung, dadurch mehr Matches zu erreichen. Die gezeigten Hunde sind dabei häufig nur von Freunden oder der Familie fürs Foto geborgt. Angesichts der erhobenen Daten ziehen die Forschenden allerdings in Zweifel, dass sich diese Herangehensweise tatsächlich großer Beliebtheit erfreut.

"Wäre das Phänomen weitverbreitet, wäre mit einer höheren Anzahl von Fotos, die Tiere zeigen, zu rechnen", schließen die Forschenden. Da Dating-Profile meist wohlgeplant angelegt werden, könnten künftige Studien im Detail untersuchen, nach welchen konkreten Gesichtspunkten Hund und Katz präsentiert und in Szene gesetzt werden. (Marlene Erhart, 5.2.2022)