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Der überlegen im Gesamtweltcup führende Marco Odermatt könnte in Yanqing drei Goldene holen. Der Schweizer hat in der Saison bereits vier Riesenslaloms und zwei Super-Gs gewonnen. Auch in der Abfahrt war er schon mehrmals knapp dran.

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Matthias Mayer könnte in Yanqing Geschichte schreiben. Zwei Goldene hat er in seiner Karriere bereits gesammelt.

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Vincent Kriechmayr: "Gewaltig, was sie hingestellt haben, die Strecke ist richtig lässig. Eine würdige, nicht einfache Olympiaabfahrt."

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Daniel Hemetsberger hofft nach starken Saisonresultaten auf eine gelungene Premiere.

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Nicht nur für Aficionados des Skirennsports dürfte es sich allemal lohnen, am Sonntag um vier Uhr schlaftrunken aus den Federn zu hüpfen. Denn dann steht bereits ein, wenn nicht der Höhepunkt der XXIV. Olympischen Winterspiele in Peking auf dem Programm: die Abfahrt der Männer.

Der Anblick des bombastischen Alpinzentrums in Yanqing mit eigens für Olympia aus dem Boden gestampften Pisten ist gewöhnungsbedürftig, die von braun-grauen Bergrücken umringten Schneebänder irritieren. Weil in der Gebirgsregion Xiaohaito durchschnittlich nur rund fünf Zentimeter Schnee pro Jahr fallen, wäre ohne den Einsatz von rund 200 Schneekanonen und Lanzen nicht an Skirennen zu denken. Im Skigebiet Kitzbühel sind es übrigens mehr als 1100.

Wind, Schnee und Sterne

Die Protagonisten kümmert das freilich wenig, sie sind auf das Wesentliche fokussiert: die Suche nach der möglichst perfekten Linie, um am Sonntag (ab 4 Uhr / MEZ, ORF 1) die nur den wenigsten vergönnte Ernte einzufahren. Via Zoom-Konferenz gewährten Vincent Kriechmayr, Matthias Mayer und Daniel Hemetsberger Einblick in ihre Arbeit, die diesmal herausfordernder ist als sonst, weil die Abfahrtspiste "Rock"Neuland darstellt. Die Strecke spielt alle Stückeln. Eine Hochgeschwindigkeitspassage, weite Sprünge, Steilkurven, technisch anspruchsvolle Kurven, nicht einsehbare Tore, Wellen, der Steilhang und ein Canyon lassen die Herzen der Läufer höher schlagen. "Gewaltig, was sie hingestellt haben, die Strecke ist richtig lässig. Eine würdige, nicht einfache Olympiaabfahrt. Es kann eine richtige Challenge werden", sagte Abfahrtsweltmeister Kriechmayr.

Der Doppelchampion von Cortina d’Ampezzo und Sieger der Abfahrt am Lauberhorn in Wengen ist einer der Hoffnungsträger des ÖSV. Ein anderer ist Matthias Mayer, Sieger der ersten Saisonabfahrt in Lake Louise. Der Kärntner war 2014 in Sotschi überraschend zum Olympiasieger avanciert, obwohl er davor noch kein Weltcuprennen gewonnen hatte. Einen ähnlichen Coup könnte Marco Odermatt landen. Der Schweizer hat zwar schon zehn Weltcupsiege auf seinem Konto, allein diese Saison schon sechs Rennen gewonnen, der Zweite in Wengen und Kitzbühel wartet aber noch auf seinen Debüterfolg in der Abfahrt. Er zählt wie Streif-Sieger Beat Feuz aus der Schweiz, der dreifache Saisonsieger Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen und Bormio-Sieger Dominik Paris aus Italien zu den Favoriten des Gebolzes.

Schwärmender Debütant

Chancen werden diesmal vermehrt auch Außenseitern zugestanden, zumal auf der exponierten Strecke der Wind ein mitentscheidender Faktor sein könnte und der Materialabstimmung bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt große Bedeutung zukommt. Der Schnee ist aggressiv und anders als an allen anderen Weltcup-Orten. "Er ist eigen", sagte Kriechmayr. Es gebe gewisse Erfahrungswerte, man spiele sich mit dem Material, um das richtige Set-up zu finden. Mayer: "Die Abstimmung ist ein interessantes Thema." Der Schnee sei immerhin ähnlich wie jener auf bekannten Strecken in Nordamerika. Die Piste sei lässig, mit sehr interessanten Abschnitten. "Ich hoffe, dass ich parat bin", sagte der 31-Jährige.

Bereit für seine Olympiapremiere fühlt sich Hemetsberger, der zuletzt in Kitzbühel als Dritter erstmals auf einem Weltcup-Podest stand, davor in Wengen und Bormio Vierter war. Der Oberösterreicher schwärmt: "Das olympische Dorf ist super gebaut, alles ist schnell erreichbar. Die Anlage, die sie da oben hingepflanzt haben, ist richtig geil, das Pistenlayout super." Er hofft, an seine zuletzt gezeigten Leistungen anschließen zu können.

Rekord im Visier

Mit noch größeren Erwartungen wird Mayer aus dem Starthaus springen. Der Kärntner hatte nach Sotschi auch 2018 in Pyeongchang Gold geholt, damals im Super-G. Tags davor war beim Abfahrtstriumph des Norwegers Aksel Lund Svindal (vor Landsmann Kjetil Jansrud und Feuz) Kriechmayr als Siebenter Bester. Trotz eines gewissen Drucks könne Mayer nun locker drauflosfahren. Sein klares Ziel sei eine Medaille, sagt er. Mit einem weiteren Triumph würde er mit Österreichs Rekordtitelträgern Felix Gottwald (Nordische Kombi), Thomas Morgenstern (Skispringen) und Toni Sailer (Ski alpin) gleichziehen.

Franz statt Striedinger

Max Franz hat am Samstag den vierten und letzten Startplatz Österreichs zugesprochen bekommen. Er setzte sich gegen Otmar Striedinger durch. Nach Absage des dritten Trainings wegen Windes wurde das Ticket von Rennsportleiter Andreas Puelacher per Trainerentscheid vergeben.

Franz hatte das zweite Training am Freitag mit nur 0,06 Sekunden Rückstand auf Kilde als Zweiter beendet, während Striedinger als 23. über eine Sekunde zurücklag. (Thomas Hirner, 5.2.2022)