In Österreich gingen Schülerinnen und Schüler bereits auf die Straße. In Deutschland läuft derzeit der Protest via Online-Petition.

Foto: ROLAND SCHLAGER

Rund 100 Schülervertreterinnen und Schülervertreter aus ganz Deutschland haben zusammen eine Petition gestartet und mit dem Hashtag "WirWerdenLaut" versehen. Gefordert werden unter anderem mehr Mitspracherecht der Schülerinnen bezüglich Maßnahmen bei der Pandemiebekämpfung und eine Entlastung der Abschlussjahrgänge. Zudem wird mit dem Slogan "Die Durchseuchung ist falsch" gegen die derzeitigen Pläne der Regierung mobilisiert.

Solidarität verlangt

"Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht", schreiben die Initiatoren hinter der Aktion auf der Plattform "change.org", wo die Petition unterschrieben werden kann. Angesprochen werden vor allem die Probleme mit der schlechten technischen Ausstattung, das Angebot im Falle einer Notbetreuung und fehlende Luftfilter in allen Schulen. Der Schulsprecher Anjo Genow ist einer der führenden Köpfe hinter der Aktion. In einem Interview mit "SWR3" hinterfragt er die Strategie der Regierung, die Schulen weiterhin offen zu lassen.

Auch die enorme psychische Belastung der letzten beiden Jahre wird thematisiert. Angesprochen von der Initiative, die auch von zahlreichen Ärzten und Psychologinnen namentlich unterstützt wird, sind die verantwortlichen Politikerinnen, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Bundesgesundheitsminister Klar Lauterbach und die Präsidentin der Kultusminister-Konferenz Karin Prien.

Die Schüler fühlen sich im Stich gelassen, es fehle an "Konzepten", wie man die generelle Situation an den Schulen verbessern kann. "Redet mit uns und nicht über uns", ist der allgemeine Tenor vieler Erstunterzeichneinden, die sich via verschiedenster Social-Media-Kanäle zu Wort melden.

Auch in Österreich zeigt man sich in den Schulen unzufrieden mit der aktuellen Politik und sucht deshalb seit Wochen die Öffentlichkeit, um mit den eigenen Forderungen Gehör zu finden. So durfte etwa der Schulsprecher des GRG6 in der Rahlgasse, Mati Randow, auf "Puls 4" über die steigenden Covid-Zahlen bei Pflichtschülerinnen und die damit einhergehenden Probleme reden. "In Österreich kommen auf einen Schulpsychologen etwa 6.000 Kinder". Das kann sich nicht ausgehen, stellt er fest. Auch Randow stellt sich auf Twitter hinter Anjo Genow und seiner Aktion #WirWerdenLaut. "Die Gesellschaft hat großes Verständnis für unsere Anliegen. Die Politik hinkt hinterher und muss jetzt nachziehen", schreibt Randow.

Der Schulsprecher hatte mit Gleichgesinnten bereits im Jänner einen offenen Brief an Bundesminister Polaschek formuliert, wo ganz ähnliche Forderungen wie bei der deutschen Initiative zu finden waren. "Ein klares Nein zur geplanten Durchseuchung von Kindern und Jugendlichen", sowie einen "ehrlichen öffentlichen Diskurs über Maßnahmen für unsere psychische Gesundheit". Am 26. Jänner versammelten sich hunderte Schülerinnen und Schüler in der Wiener Innenstadt, um gegen die aktuelle Maturareglung zu demonstrieren, nachdem Reaktionen aus der Politik ausblieben.

Gesprächsbedarf

In Deutschland haben die angesprochenen Regierungsmitglieder auf die Petition öffentlich reagiert und Gespräche mit den Initiatoren angeboten. Sowohl Stark-Watzinger als auch Prien weisen zwar auf den bereits bestehenden regelmäßigen Austausch mit den Schulvertreterinnen hin, wollen sich aber gerne darüber hinaus mit den Initiatoren zusammensetzen, um die Anliegen zu besprechen. (aam, 06.02.2022)