Mehrere Menschen wurden festgenommen und 450 Strafzettel wurden seit Samstag verteilt, meldete die Polizei.

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Ottawa – Nach über einwöchigen Protesten gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften in der kanadischen Hauptstadt Ottawa hat Bürgermeister Jim Watson den Notstand ausgerufen. Das sei wegen der "ernsten Gefahr und Bedrohung der Sicherheit der Anwohner" notwendig, erklärte er am Sonntag. Die Stadt brauche mehr Unterstützung von anderen Gemeinden und von der Regierung. Im Zentrum von Ottawa sind viele Straßen durch hunderte Lastwagen blockiert.

Die Polizei rief die Demonstranten am Sonntag erneut dazu auf, die Innenstadt zu verlassen. Über Nacht sei es zu Ruhestörungen gekommen. Seit Samstag habe man mehr als 450 Strafzettel verteilt, etwa wegen gefährlichen Fahrens und Lärmbelästigung. Mehrere Personen seien in Gewahrsam genommen worden, in knapp 100 Fällen werde – unter anderem auch wegen Hassverbrechen – ermittelt, teilte die Polizei mit.

Rund 1.000 Lastwagen

Nach Angaben von Polizeipräsident Peter Sloly nahmen am Samstag schätzungsweise 5.000 Menschen an den Protesten teil. Rund 1.000 Lastwagen und andere Fahrzeuge hätten Teile der Innenstadt blockiert. Anrainer wurden aufgerufen, sich von der Innenstadt fernzuhalten.

Die Protestaktion hatte mit dem Eintreffen eines Konvois hunderter Lastwagen vor zehn Tagen begonnen. Der "Freedom Convoy" (Konvoi der Freiheit) und Demonstranten harren seither in der Stadt nahe dem Parlament aus. Auslöser waren im Jänner eingeführte Impfvorschriften für Lkw-Fahrer, die aus den USA zurückkehren. Inzwischen richten sich die Proteste gegen Pandemiebeschränkungen insgesamt.

Ein Großteil der Bevölkerung unterstützt laut einer kürzlich veröffentlichen Umfrage die Pandemiemaßnahmen. In Kanada sind mehr als 77 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. (APA, 7.2.2022)