Christopher Seiler, Christian Kolonovits und Bernhard Speer treten an drei Tagen mit Orchester im Konzerthaus auf.

Foto: Red Bull Symphonic

Zuerst war es ein Konzert, daraus wurden schnell zwei, schließlich wurden es ob der großen Nachfrage drei Konzerte, die das Duo Seiler und Speer von Mittwoch bis Freitag im Wiener Konzerthaus geben wird. Alle drei sind ausverkauft, nennen wir es Popularität. Zudem erliegt man den Verführungen des Austragungsortes und bietet ein etwas anderes Programm: "Red Bull Symphonic – mit Seiler und Speer" lautet das Versprechen.

Unter den Fittichen von Christian Kolonovits wird das bodenständige Songwriting der Band vom Max Steiner Orchester und Gästen unterstützt, diesbezügliche Erfahrung hat man schon miteinander gemacht. Und Dirigent Kolonovits ist, was orchestrale Bearbeitungen von Austropop-Material betrifft, ein alter Hase – wenngleich darin nicht unumstritten.

STANDARD: Sie spielen diese Woche im Wiener Konzerthaus, gehen Sie da mit einer anderen Ehrfurcht zur Sache als, sagen wir, bei einem Auftritt beim Nova Rock?

Christopher Seiler: Na ja, Ehrfurcht gibt es deswegen, weil die Hallen historisch sind und wenn man bedenkt, wer da alles schon gespielt hat. Aber im Grunde spielen wir jedes Konzert mit Ehrfurcht, denn wenn wer eine Karte für eines unserer Konzerte kauft, ersteht er damit auch das Recht, dass wir jedes Konzert mit Ehrfurcht spielen.

STANDARD: Sie treten mit einem Orchester auf. Wie verträgt sich das mit Ihrer Musik?

Seiler: Von den Proben her kann ich nur sagen, es harmoniert perfekt. Warum das so ist, weiß ich nicht genau. Aber grundsätzlich glaube ich, dass Orchester mit Pop immer gut funktioniert, weil es einfach gewisse Nuancen unterstreicht.

STANDARD: Christian Kolonovits dirigiert. Der ist eine Fixgestalt in der Geschichte des Austropop, aber seine Orchesterbearbeitungen von Austropop-Material sind durchaus umstritten. Gab es da von Ihrer Seite je Bedenken?

Seiler: Überhaupt nicht. Der Christian ist ein Freund von mir. Wenn das jemand behauptet, dass seine Orchesterbearbeitungen nicht gut seien, dann ist das halt eine Meinung, und das ist schon okay. Das heißt aber nicht, dass das so stimmt. Ich habe mit ihm schon einmal zusammen gearbeitet, bei dem Projekt "Austria meets Classic", und das war großartig.

STANDARD: Pop mit Klassik zu verbinden – das erschien, historisch betrachtet, oft als Versuch, die angeblich so banale Popmusik in den Rang des Erlauchten zu überführen, mit den Weihen der E-Musik zu versehen. Gilt das noch?

Seiler: Nein, ich verbinde gerne Dinge miteinander, und ich hasse nichts mehr, als wenn jemand versucht, sich über andere Dinge zu erheben, wenn sich wer über anderes drüberstellt. Und prinzipiell finde ich, wenn Musik sich nicht mit anderen Genres paaren würde, gebe es keine Weiterentwicklung.

STANDARD: Sehr oft versandeten derlei Versuche im Pathos und im Bombast, das Gefühl eines Songs blieb da oft auf der Strecke. Dafür troff das Schmalz …

Seiler: … also von den Proben her kann ich sagen: Bei uns ist es genau die Dosis, die es braucht. Und wenn ich etwas nicht mag, dann ist es Schmalz: Wie man das am besten verhindert? Indem ich auf der Bühne stehe. Da kann das gar nicht passieren.

STANDARD: Corona hat jetzt das Konzertgeschehen fast zwei Jahre lang lahmgelegt, was haben Sie für Pläne und Hoffnungen für 2022?

Seiler: Wir warten im Moment noch etwas ab, aber es wird schon langsam ein bisschen zu viel. Ich habe nie gesagt, Corona gibt’s net oder so, aber mir fehlt wie vielen anderen für manche Maßnahmen ein wenig die Begründung. Manches ist eh nachvollziehbar, anderes aber gar nicht. Mir gefällt der Satz: Autorität sollte immer die Stimme der Vernunft sein – vielleicht sollten sich die Herrschaften das einmal zu Gemüte führen. Ansonsten hoffe ich für uns alle, dass sich alles bald normalisiert. (Karl Fluch, 8.2.2022)