PCR-Test reagieren sehr sensibel auf die überprüfte Viruslast. Es kann durchaus vorkommen, dass sie nach einer Infektion um den Grenzwert von 30 schwanken. Das ist aber unbedenklich.

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Der Ct-Wert ist wieder einmal Diskussionsthema, vor allem aufgrund von Olympia. Bob-Anschieber Markus Sammer musste zuletzt wieder in Quarantäne, weil er nach drei negativen Corona-Tests erneut zwei positive Ergebnisse abgeliefert hatte. Doch müssen sich jetzt alle Sorgen machen, dass man womöglich nach einer Erkrankung trotz eines negativen Tests wieder infektiös werden kann?

Nein, diese Gefahr besteht an sich nicht, betont Virologe Lukas Weseslindtner von der Med-Uni Wien. Dazu erklärt er noch einmal, wie ein PCR-Test überhaupt funktioniert: "PCR steht für Polymerasenkettenreaktion. Dafür wird von der Schleimhaut entnommenes genetisches Material im Labor exponentiell vermehrt, um festzustellen, ob die Probe Virusmaterial enthält. Der Ct-Wert gibt dabei an, beim wievielten Vermehrungsdurchgang das Virus nachgewiesen wurde."

Geschieht das bereits beim 14. Durchgang, ist die Viruslast entsprechend sehr hoch. Geschieht es erst beim 30. oder sogar beim 35., ist die Viruslast so niedrig, dass man nicht infektiös ist. In Österreich – und auch in vielen anderen Ländern – hat man den Ct-Wert 30 festgelegt, um sich "freitesten" zu können. Allerdings ist dieser Wert nur eine Annäherung, wie Weseslindtner weiß: "Der Primer, mit dem der Ct-Wert ermittelt wird, ist nicht geeicht oder Standardisiert, wie das etwa eine Waage an der Wursttheke im Supermarkt ist. 200 g sind dort immer 200 g. Ein Ct-Wert 30 kann in Wirklichkeit auch 28 oder 32 bedeuten."

Wert über 30 sicher

Diese Ungenauigkeit ist aber kein Drama, der Ct-Wert 30 ist als Grenzwert auch mit Unschärfe sicher. Es kommt viel eher darauf an, in welcher Phase der Infektion man sich befindet. Denn in der Frühphase der Infektion wird dieser Wert ziemlich sicher noch nach unten gehen. Ist man dagegen am Ende einer Infektion, beim Freitesten, über 30, ist man auch zuverlässig nicht mehr infektiös – "wenn die klinischen Symptome im Abklingen sind", betont Weseslindtner. "In Österreich gibt es mit dem Messen des Ct-Werts hier ein doppeltes Sicherheitsnetz, es gibt Länder, die das gar nicht machen und nur auf die klinische Symptomatik achten."

Ist der Wert aber einmal über 30, müsse man sich keine Sorgen mehr machen, andere noch anzustecken – auch wenn er noch einmal unter 30 sinkt: "Es gibt Schwankungen je nach Test, und es ist auch völlig normal, dass die Viruslast nach einer Infektion noch pendelt. Man kann bis zu sechs Wochen nach einer Infektion ein leicht positives Ergebnis haben, weil oft noch kleine Zellverbände zurückbleiben, in denen sich Viren vermehren können." Wenn man sich nach einer Erkrankung körperlich wieder fit fühlt, ist auch die Viruslast weg, man steckt niemanden mehr an.

Für Weseslindtner ist das Freitesten nach einer Infektion nach fünf Tagen absolut in Ordnung: "Ist der Ct-Wert über 30, habe ich keine Sorgen, dass dann Menschen unterwegs sind, die noch infektiös sind." Das gilt für normal gesunde Menschen, anders ist es bei jenen, deren Immunsystem unterdrückt ist. Da kann es vorkommen, dass der Ct-Wert über Wochen unter 30 bleibt, weil die Körperabwehr das Virus nicht ausreichend bekämpfen kann.

Bleibt die Frage, warum das bei Olympia so streng gehandhabt wird. Das dürfte in erster Linie eine gesundheitspolitische Entscheidung in China sein. Der Ct-Wert wurde für die Spiele auch auf 35 festgelegt – man will wirklich auf Nummer sicher gehen. (Pia Kruckenhauser, 7.2.2022)