"Razzlekhan, the Versace bedouin
Come real far but don't know where I'm heading
Mother f*cking crocodile of Wall Street
Silver on my fingers and boots on my feet
Always be a goat, not a god damn sheep!
Email me! F*ck yo message at the beep"

(aus: "Versace Bedouin")

Foto: Youtube/Razzlekhan

Das US-Justizministerium meldete kürzlich die größte Beschlagnahmung in der bisherigen Geschichte der Kryptowährungen. Ermittler sicherten rund 95.000 Bitcoins, die zum Zeitpunkt des Vorgehens einen ungefähren Gegenwert von 3,6 Milliarden Dollar hatten und nach aktuellem Kurs sogar 4,2 Milliarden Dollar wert sind.

Als Hauptverdächtige benannt wird ein Ehepaar – der amerikanisch-russische Staatsbürger Ilja Lichtenstein und die Amerikanerin Heather Morgan. Die Bitcoins stammen aus dem rund 120.000 Bitcoin schweren Hack (derzeit umgerechnet 4,5 Milliarden Dollar) der Kryptobörse Bitfinex im Jahr 2016 und waren damals rund 70 Millionen Dollar wert, seitdem ist der Kurs allerdings drastisch gestiegen.

Autorin und Firmenchefin

Die Causa sorgt allerdings auch aus anderen Gründen für Interesse. Denn Morgan ist keine Unbekannte. Sie veröffentlichte mehrfach Texte für das US-Magazin "Forbes" – zuletzt über einen afroamerikanischen Chefkoch bei der Met-Gala – und ist seit 2009 Chefin des auf E-Mail-Marketing spezialisierten Unternehmens Salesfolk. Als solche schrieb sie unter anderem ein Buch über "Die Kunst der kalten E-Mails", in dem es grob darum geht, wie man mehr Antworten auf unangekündigte E-Mails an potenzielle Kunden generiert. Weiters ist sie auch CEO von Endpass, das KI-gestützte Identitätsprüfung und Betrugsbekämpfung anbietet.

Sie versuchte sich außerdem unter dem Pseudonym "Razzlekhan" als Rapperin, wie die Behörden aufdeckten. Ihre Selbstbezeichnung lautet "Krokodil der Wall Street". Ihre Musikerpersönlichkeit beschreibt sie als "wie Dschingis Khan, aber mit mehr Pizzazz", mit dem Ziel, "für Underdogs und Unruhestifter" aufzustehen. Im Song "Versace Bedouin" rappt sie unter anderem über "Unternehmer und Hacker". Sie betrieb auch einen Auftritt auf Tiktok, auf welchem sie unter anderem Business- und Investment-Tipps gab.

Komplexe Betrugsmasche

Morgan wird vorgeworfen, ihrem Mann dabei assistiert zu haben, die Bitcoins über ein kompliziertes System mit einer Reihe von gefälschten Identitäten und mittels Irreführung mehrerer Finanzdienstleister praktisch zu "waschen". Den Behörden soll die Beschlagnahmung auch gelungen sein, weil Lichtenstein die Adressen der verwendeten Wallets wie auch die privaten Keys für selbige in einer Liste am Cloudspeicher seines E-Mailanbieters hinterlegt hat. Auf diesen Speicher erlangte man Zugriff und konnte anschließend die verschlüsselte Datei knacken.

Einen Teil der Bitcoins hat das Paar laut den Ermittlern bereits in Geld umgesetzt. Mit den Erlösen kauften die beiden unter anderem NFTs, aber auch alltäglichere Dinge – etwa Gutscheine für die Supermarktkette Walmart. Bitfinex erklärte, die beschlagnahmten Bitcoins in Zusammenarbeit mit dem US-Justizministerium wieder unter seine Kontrolle bringen zu wollen. (gpi, 9.2.2022)

Update, 15.05 Uhr: Die beschlagnahmten Bitcoin haben einen aktuellen Gegenwert von rund 4,2 Milliarden Dollar. Dies wurde berichtigt.