Kommt nach Jahren im Gefängnis zurück in die Freiheit: Johanna Wokalek als Sara Manzer in der "Tatort"-Folge "Saras Geständnis".

Foto: ORF/ARD/SWR/Benoit Linder

Freiburg/Wien – 49 Akten mit Kriminalfällen hat der Ex-Polizist Benno Rose auf seinem Schreibtisch gestapelt: zu US-Präsident John F. Kennedy, US-Unternehmer Jeffrey Epstein, dem ehemaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, und zur weit wenig prominenten Sara Manzer. Warum Manzer? Sie hatte einst ein Verbrechen gestanden und saß jahrelang im Gefängnis. Was von "Saras Geständnis" zu halten ist, darum dreht sich der gleichnamige neue "Tatort", der am Sonntag in ORF 2 zu sehen ist.

Es ist der achte Fall für die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner). Johanna Wokalek ("Die Päpstin") spielt Manzer. Die Verlegererbin saß wegen Totschlags an ihrem Vater über Jahre im Knast. Blutverschmierte Kleidung und ihre Fingerabdrücke an der Tatwaffe hatten die damals schwer alkoholkranke junge Mutter verraten. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis nähert sie sich vorsichtig und zaghaft wieder einem Leben in Freiheit an. Weder aufgeregt noch frustriert wirkt sie. Als ein Kollege im neuen Job aufdringlich wird, reagiert sie aber überraschend resolut.

Mit Benno Rose bringt sie die gemeinsame Vergangenheit in Verbindung: Er war damals der erste Polizist am Tatort gewesen. Und kurz vor ihrer Entlassung kontaktierte er sie. Er habe neue Informationen über den Tod ihres Vaters. Bei einer Willkommensfeier im Hause ihrer Freundin ruft er Manzer an – und steht im Dunkeln vor dem Haus. Wenig später ist er tot, sein Motorrad wird in Sichtweite der Wohnung gefunden.

Von Journalisten diffamiert

Nahezu stoisch steht Manzer den Ermittlern Rede und Antwort. Ihr Umfeld ist stärker besorgt als sie selbst, dass sie wieder eines Mordes verdächtigt wird. In den Gesprächen geht sie auf die Gewalttat an ihrem Vater ein und die Folgen: Journalisten durchwühlten ihre Biografie, diffamierten sie öffentlich, lauerten der Tochter auf dem Schulhof auf. Und Manzer äußert sich auch über ihr Geständnis.

Tobler und Berg ermitteln quasi in zwei Fällen: Zum einen müssen sie den Mord an Rose aufklären, zum anderen ackern sie die alten Unterlagen zum Fall Manzer auf. Dabei stoßen sie auf fragwürdige Verhörmethoden ihres Vorgängers, werden mit illegalen Geldgeschäften des getöteten Verlegers konfrontiert und müssen sich mit einem im Netz kursierenden Video vermeintlicher Polizeigewalt befassen.

All das wird angerissen, spielt aber nur am Rande eine Rolle. Insgesamt entwickelt sich der Fall recht gemächlich, wie es das Publikum von den Schwarzwald-"Tatort"-Krimis gewohnt ist. Die Ermittler kämpfen mit Funklöchern und neuer Technik in Büroräumen, während sie Fotos der Beteiligten an Korkpinnwände heften.

Die turbulenteste Szene ist ein Verfolgungslauf durchs verschneite Freiburg. Nur mit Glück erwischen die Kommissare den Flüchtigen. Ebenso hilft bei der Suche nach dem Laptop des toten Polizisten dann auch nicht das Team der Spurensicherung – sondern Kommissar Zufall. (APA, dpa, 10.2.2022)