Die weltweit vernetzte Expertin Jennifer Morgan war seit 1995 auf jeder internationalen Klimaschutzkonferenz. Annalena Baerbock holt sie nun ins Berliner Außenamt.

Foto: APA / AFP / John MACDOUGALL

Den ersten Auftritt absolvierte Jennifer Morgan fast schon staatstragend: vor der Deutschland-Fahne und der Europafahne im Berliner Auswärtigen Amt. Es waren sichtbare Zeichen dafür, dass hier ein aufsehenerregender Seitenwechsel stattfindet.

Denn die bisherige Chefin der Umweltschutzorganisation Greenpeace wird zunächst Klimasonderbeauftragte und später Staatssekretärin im Haus der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne).

Als Coup feiern die einen diese Personalie. Baerbock zeige damit kompromissloses Eintreten für den Klimaschutz, sagen diese, die Ministerin selbst spricht von einer "Traumbesetzung". Anderen missfällt, dass man es bei den oft spektakulären Greenpeace-Aktionen mit der Gesetzestreue nicht so genau nimmt, und sie befürchten zu viel Einfluss einer Lobby.

Langjährige Expertise

Einig ist man sich in einem Punkt: Expertise bringt die 55-jährige US-Amerikanerin ausreichend mit. Sie gilt als weltweit vernetzte Expertin und war seit dem Jahr 1995 auch auf jeder internationalen Klimaschutzkonferenz dabei.

Morgan stammt aus dem US-Bundesstaat New Jersey, sie studierte Politikwissenschaften, Germanistik und Internationale Beziehungen. Zur Klimapolitik kam sie über eine deutsche Grüne: Sie las das Buch "Um Hoffnung kämpfen" der 1992 verstorbenen Grünen-Mitgründerin Petra Kelly.

Nach dem Studium war Morgan für verschiedene Klima- und Umweltschutzorganisationen (Climate Action Network, WWF) tätig und hatte auch mit Ex-Kanzlerin Angela Merkel zu tun. Denn im Rahmen eines Stipendienprogramms der Robert-Bosch-Stiftung arbeitete sie in den Neunzigerjahren für das damals von Merkel geführte Umweltministerium. Außerdem saß sie 2013 bis 2016 im Rat für nachhaltige Entwicklung, der die deutsche Regierung berät.

Seit 2016 Greenpeace-Chefin

Morgan lebt seit langem in Berlin und spricht fließend Deutsch. 2016 übernahm sie gemeinsam mit Bunny McDiarmid die Leitung von Greenpeace International.

Als Baerbock sie nun vorstellte, versprach Morgan: "Wenn ich für Deutschland spreche, werde ich die Positionen der Bundesregierung vertreten." Aber nur auf Politik will sie auch nicht setzen: "Die Politik ist wichtig, aber ohne Bewegungen, ohne Wissenschafter, ohne Aktivistinnen kriegen wir das nicht hin."

Staatssekretärin kann Morgan erst später werden, wenn sie deutsche Staatsbürgerin ist. Ihr Einbürgerungsverfahren läuft noch. (Birgit Baumann, 10.2.2022)