Für das Verteilerzentrum in Klagenfurt sind noch zahlreiche Jobs ausgeschrieben.

Foto: THOMAS SAMSON

Man findet derzeit zahlreiche Stellenausschreibungen von Amazon in Österreich, vor allem wegen des neuen Verteilerzentrums Klagenfurt, das mit rund 100 Angestellten noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden soll. Die meisten Ausschreibungen, die man unter anderem auf dem Amazon-Jobportal findet, könnten von jedem größeren Unternehmen stammen, nur eine sorgte zuletzt für mediale Reaktionen: "Schichtleiter für Führungskräfte mit militärischem Hintergrund". Die Gewerkschaft der Privatangestellten zeigt sich irritiert.

Military-Recruiting

Am 13. Jänner ging die Anzeige bereits online. Da es sich um eine Führungsposition handelt, wird von der "Fähigkeit ein Team zu führen" gesprochen. Man solle Mitarbeiter motivieren und inspirieren können beziehungsweise "Pionierarbeit für die Kundinnen und Kunden" leisten. Als Ansprechpartner würde das Military-Recruiting-Team von Amazon zur Verfügung stehen.

Für Amazon ist die Art der Ausschreibung nicht ungewöhnlich, wie man gegenüber dem STANDARD betont. Es gäbe immer wieder Milizsoldatinnen auf der Suche nach beruflicher Umorientierung und nach einem Wechsel in die Wirtschaft. Mit solchen Ausschreibungen wolle man solchen Leuten Hilfestellungen bieten. Auch in anderen Ländern, vor allem in den USA, sei es üblich, auch Menschen mit militärischem Hintergrund anzuwerben. Man schätze die Fach- und Führungskräfte aus diesem Bereich, da sie es gewohnt sind, täglich schnelle und im Idealfall richtige Entscheidungen in kritischen Situationen zu treffen. Speziell im Bereich Logistik habe man gute Erfahrungen mit diesem beruflichen Hintergrund gemacht und auch positives Feedback von Mitarbeiterinnen erhalten.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten sieht das laut Kärnten Geschäftsführerin Jutta Brandhuber etwas anders, wie sie gegenüber "Mein Bezirk" betont. "Man sagt, das Bundesheer in Krisenzeiten ist ja sehr wichtig. Aber ein Logistiklager ist ja keine Krise, da brauche ich Teamarbeit, das kann ja keine Hierarchie von oben herab sein. Daher ist so eine Ausschreibung ungewöhnlich und merkwürdig."

Betriebsrat

Nach der Inbetriebnahme des Verteilerzentrums sieht Brandhuber deshalb die Installation eines Betriebsrats für angebracht. Arbeitsbedingungen wie sie in Deutschland herrschen, wolle man hier nicht, so die Geschäftsführerin der GPA. Ob die Gründung eines solchen Betriebsrats einfach wird, muss man abwarten. In den USA wird Amazon vorgeworfen, Mitarbeiter eingeschüchtert zu haben, die eine eigene Gewerkschaft in New York gründen wollten.

Andere ausgeschriebene Jobs, etwa "Bereichsleiter Logistik" oder "Territory Manager", setzen laut Anzeige keine vergleichbaren militärischen Vorkenntnisse voraus. Die Angst, Amazon wolle nur noch aus den Reihen von Milizsoldatinnen und Bundesheer-Abgängern rekrutieren, scheint demnach unbegründet. (red, 10.2.2022)