Der damalige Innenminister Wolfgang Sobotka (rechts) und sein Kabinettschef Michael Kloibmüller im Jahr 2017.

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Das Innenministerium kommt auch abseits des Falls Tauschitz nicht zur Ruhe. Tröpfchenweise drangen in den vergangenen Wochen Chats aus dem Smartphone des einstigen Kabinettschefs Michael Kloibmüller nach außen. Diese liegen auch der Recherchekooperation von STANDARD und SPIEGEL vor. Letzterer berichtete am Mittwoch über besonders derbe Chats, die einzelne, teils pensionierte Beamtinnen und Beamte an Kloibmüller sandten.

Ein früherer Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums wollte etwa die Grüne Alev Korun "in der Donau versenken", diese sei eine "Hexe". Eine Mitarbeiterin, die mittlerweile in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich arbeitet, beschwerte sich darüber, dass die ÖVP nun offenbar "eine Zeremonie bei Homos gutiert (sic)". Das sorgte am Donnerstag für Kritik durch andere Parteien und Interessenverbände.

"Wie heißt der Mann?"

Aber auch abseits von Beschimpfungen lässt sich in den Chats viel finden. Zackzack.at thematisierte am Donnerstag beispielsweise Unterhaltungen zwischen Kloibmüller und seinem Vorgänger als Kabinettschef, Christoph Ulmer. Letzterer erbat offenbar Hilfe bei der Einbürgerung von Grigory Luchansky. Der mittlerweile 77-Jährige gilt als bestens vernetzt in dubiosen Geschäftskreisen und dem Geheimdienstmilieu in Russland.

Im Jänner 2017 fragte Kloibmüller seinen Vorgänger: "Wie heißt der Mann genau?" Der übermittelte Luchanskys Namen samt Aktenzahl. "Staatsbürgerschaft ansuchen?", wollte Kloibmüller wissen. Das bejahte Ulmer. "Okay", replizierte der damalige Kabinettschef. Was danach passierte, ist unklar – ebenso wie der aktuelle Staatsbürgerschaftsstatus von Luchansky.

Ulmer war nach seiner Zeit im Innenministerium in die Privatwirtschaft gewechselt; Chats belegen aber weiterhin einen intensiven Kontakt ins Amt. Aufgefallen war er zuletzt, weil seine Firma für Wirecard "Social-Media-Beobachtungen" durchgeführt hatte. Kostenpunkt: 25.000 Euro monatlich. (red, 10.2.2022)