Lautet der Name eines Firmenchefs Elon Musk, verblasst der Rest des Teams schnell einmal. Sein Medley aus PR-Maschinerie, Twitter-Aktionismus und immer neuen Projektideen wirft einen langen Schatten. Das macht ein Unternehmen wie Tesla allerdings nicht zum Marktführer in der E-Auto-Branche. Dafür braucht(e) es Leute wie Jeffrey Brian Straubel – besser bekannt als JB. Er war der fünfte Angestellte von Tesla und konzipierte die Batterien für die kalifornischen Elektrokutschen.

Rund 17 Jahre stand er Musk zur Seite und entwickelte in der Zeit ein Bewusstsein für eines der größten Probleme rund um E-Autos: Die Produktion von Batterien ist extrem ressourcenintensiv und die Gewinnung zum Teil hochproblematisch. Beispielsweise Kobalt. Eignet sich bestens als Energiespeicher, wird aber größtenteils in der Demokratischen Republik Kongo gefördert, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und Umweltverschmutzung inklusive.

Firma neben Tesla gegründet

2017 gründete Straubel, neben seiner Funktion als Technologievorstand bei Tesla, die Firma Redwood Materials mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Nevada. Das Unternehmensziel lautet, Metalle wie Kupfer, Nickel, Mangan, Lithium oder Kobalt aus alten Akkus von E-Autos wiederzuverwerten und zu neuem Material zu verarbeiten. Zwei Jahre danach verließ Straubel Tesla ganz, bei seinem Ausscheiden trug die Hälfte der Patente seinen Namen. Als Berater blieb er Tesla erhalten.

Akkus für E-Autos sind in der Produktion sehr ressourcenintensiv. Metalle wie Kobalt werden zudem unter äußerst problematischen Verhältnissen gewonnen.
Foto: EPA/Filip Singer

In den USA läuft das Recycling bereits, 20.000 Tonnen Batteriematerial werden dort jährlich verarbeitet. In den kommenden Monaten läuft überdies eine Fabrik für Kupferfolien an, weitere für Nickel und Kobalt stehen ebenfalls auf der Liste. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf drei Milliarden Dollar.

Dem nicht genug, nun will der 46-jährige Stanford-Absolvent über den Teich, Europa lautet das Ziel. Am alten Kontinent sollen neue Fabriken entstehen. Gegenüber dem deutschen Spiegel sagte Straubel kürzlich, dass er plane, mehrere Milliarden Euro in europäische Standorte zu investieren. Im Radius von 1000 Kilometern rund um bestehende Auto- und Batteriefabriken sollen mindestens zwei Großfabriken entstehen. Batterien seien schwer und der Transport umweltschädlich und teuer, deswegen sei regionale Nähe entscheidend. Aktuell werden Standorte analysiert, laut Spiegel kommen Skandinavien, Großbritannien, Osteuropa und Deutschland infrage, 2024 soll es geplanterweise losgehen. Straubel ist ob des E-Auto-Booms überzeugt, dass nach der Chipkrise die nächsten Engpässe bei Batteriematerialien drohen.

Netzwerk potenter Financiers

JB Straubel ist laut dem US-Magazin Forbes neben Musk höchstselbst der einzige Milliardär des fünfköpfigen Tesla-Gründerteams. Dementsprechend verfügt er nicht nur über viel Eigenkapital, sondern auch ein großes Netzwerk potenter Financiers. Redwood bekommt mitunter Geld vom IT-Riesen Amazon, dem US-Fonds Fidelity und Breakthrough Energy Ventures, wo Bill Gates und Jeff Bezos einzahlen. Zudem ging im Herbst Autobauer Ford eine Kooperation mit Redwood Materials ein.

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JB Straubel ist laut Forbes neben Elon Musk der einzige Milliardär des fünfköpfigen Tesla-Gründerteams.
Foto: AP/Redwood Materials

Laut Straubel gibt es auch Gespräche mit dem japanischen Konzern Panasonic. Pikantes Detail: Panasonic baut gemeinsam mit Tesla in der berühmten Gigafactory in Nevada Batterien. Gespräche laufen allerdings nur mit Panasonic. Tesla-Vergangenheit hin oder her.

Das Nachhaltigkeitsproblem kennen andere Unternehmen ebenfalls. So baut etwa VW bei seinem Batteriewerk in Salzgitter ein Recyclingwerk. In Niedersachsen nimmt Duesenfeld ausgediente Lithium-Ionen-Akkus auseinander. In Belgien macht es Umicore, unter anderem zusammen mit Audi.

Straubels Ruf ist gut. Schwindelerregende Wachstumsvisionen gehören zum Silicon-Valley-Mindset dazu, vermutlich färbte auch Elon Musk etwas ab. Dennoch hinterfragen Experten, wo Redwood genau steht. Die Prozesse und Techniken würden der Öffentlichkeit zu wenig präsentiert. Das ließe eine zuverlässige Validierung nicht zu, hört man in entsprechenden Kreisen immer wieder. (Andreas Danzer, 12.2.2022)