Einige Passanten jubeln dem Autokonvoi vom Straßenrand aus zu.

Foto: Sarah Kirchmayer

Wien – Im Auto zu demonstrieren scheint ein neuer Trend zu sein, der inzwischen auch in Österreich angekommen ist: Nach dem Vorbild der Trucker und Lkws, die die kanadische Stadt Ottawa blockierten, sollte Freitag der Verkehr in Wien lahmgelegt werden. Tatsächlich fuhren trotz Verbots und vorangegangener Polizeikontrollen etliche Fahrzeuge in Wien ein, um dort unter lautem Hupen gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu demonstrieren. Die Polizei schätzt, dass es mehrere Hundert gewesen sein müssen. "Wir sind konsequent am Einschreiten und versuchen, dass wir so gut wie möglich den Verkehr am Fließen halten", sagt Polizeisprecher Christopher Verhnjak im Gespräch mit der APA zu den Fahrzeugkolonnen. Ebenso gebe es durchgehend Kontrollen – und mitunter auch Anzeigen.

DER STANDARD

Vorbild Kanada

Als Vorbild für den Autokorso gelten die Demonstrationen in Ottawa, wo aufgrund der hupenden Proteste mittlerweile der Notstand in der Stadt ausgerufen wurde. Auch in Wien sollte mithilfe von bis zu 3.000 Fahrzeugen der Verkehr in der Stadt lahmgelegt werden. Da der Autokonvoi aber neben erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen auch noch eine zusätzliche Umwelt- und Lärmbelastung dargestellt hätte, wurde er polizeilich untersagt. Dies wurde zuvor von FPÖ-Chef Herbert Kickl heftig kritisiert: Er vermutete dahinter politischen Druck der Grünen und forderte personelle Konsequenzen an der Spitze der Wiener Polizei. Mitte der Woche hatten die Grünen die angekündigte "Stinker-Kolonne durch den Grünen Prater" bereits in einer Aussendung kritisiert und forderten eine andere Route für die fahrende Demonstration.

Trotz Kontrollen an den Stadtgrenzen

Dass der "Friedenskonvoi" trotz Untersagung in verringertem Ausmaß stattfinden würde, vermutete die Polizei jedoch schon vorab. In sozialen Medien war seitens der Protestorganisation dazu aufgerufen worden, trotz des Verbots nach Wien zu fahren. Den gesamten Tag über fanden deshalb sowohl in der Hauptstadt wie auch in den einzelnen Bundesländern Kontrollen durch die Landesverkehrsabteilung und weitere Einsatzkräfte statt. So sollte eine gesammelte Blockadefahrt verhindert werden. Trotz aller Bemühungen fanden sich jedoch hunderte von "Querlenkerinnen" in der Wiener Innenstadt ein. Man könne prinzipiell niemandem verbieten, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, erklärt Christopher Verhnjak das Problem.

Empörung bei Passanten

Während viele den Autofahrerinnen und -fahrern zustimmend zurufen, winken und mitfeiern, gibt es von anderen Passanten auch böse Blicke und Kritik. "Es macht mich sehr wütend, was die hier machen. Aber das ist Demokratie, das müssen wir aushalten. Das ist das, was uns von Ländern wie China unterscheidet. Aber ich finde es wirklich unglaublich", meint etwa eine Frau, die die Fahrzeugkolonne beim Warten auf die Straßenbahn beobachtet. (Sarah Maria Kirchmayer, 11.2.2022)