Rote Rosen sind die gefragtesten Blumen zum Valentinstag. Es gibt aber auch heimische Alternativen.

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Wenn andere noch tief schlafen, beginnt für Werner Jedletzberger der Arbeitstag. Um 3.30 Uhr steht der Gärtnermeister mit einem Lkw voller Anthurien, Traubenhyazinthen, Schachbrettblumen und Spirea im Großmarkt im 23. Bezirk in Wien und bietet seine Gewächse feil.

Kurz vor dem Valentinstag schrillt Jedletzbergers Wecker noch ein bisschen früher. Schließlich markiert der 14. Februar das erste große Umsatzhoch des Jahres. Einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Handelsverbands zufolge planen die Österreicherinnen und Österreicher, heuer für Valentinstagsgeschenke rund 84 Euro auszugeben.

Klingelnde Kassen

Laut Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, ist das ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit ein neuer Rekord. Der Handel erwartet einen Mehrumsatz von 128 Millionen Euro. Am spendabelsten sind im Übrigen die Oberösterreicherinnen. Sie geben durchschnittlich 102 Euro aus. Um einiges sparsamer sind die Burgenländer mit 43 Euro.

Die Frage nach dem beliebtesten Geschenk beantworten 53 Prozent mit Blumen, gefolgt von Schokolade und Süßigkeiten (27 Prozent). Ex aequo auf Platz drei liegen immaterielle Geschenke und Kosmetikartikel (jeweils 14 Prozent).

Gute Neuigkeiten also für den stationären Handel und vor allem für die grüne Branche. Generell sei man in der Krise mit einem blauen Auge davongekommen, sagt Jedletzberger. Anderen Geschäftszweigen gehe es noch schlechter. Trotzdem kämpfen auch einige seiner rund 300 Kundinnen und Kunden ums Überleben, vor allem jene, die auf Hochzeiten, Hoteldekorationen oder Kongresse spezialisiert seien.

Teure Warmhaltung

Dabei hätten die Kunden des Gärtnermeisters die gestiegenen Blumenpreise noch nicht in vollem Ausmaß zu spüren bekommen. Jedletzberger hat die Preise laut eigenen Angaben bisher nicht an die Inflation angepasst; auch das Preishoch bei Gas schlage sich bei ihm nicht nieder. Er heizt seine Gewächshäuser mit Biomasse, genauer gesagt mit Hackschnitzeln.

Davon kann Angelika Lehne nur träumen. Die Blumen in ihrem Geschäft im Tiroler Reutte sind im Vergleich zu 2021 um ein Drittel teurer geworden. Gärtnereien in Holland hätten teilweise die Produktion heruntergefahren, weil die Energiepreise derart hoch waren, sagt sie.

Ein Sprecher der Royal Flora Holland, einer Blumenbörse in den Niederlanden, bestätigte gegenüber der Deutschen Presseagentur, dass die Temperaturen in den Gewächshäusern gesenkt oder die Heizung ganz ausgeschaltet wurde. Dadurch wachsen weniger oder kleinere Blumen.

All diese Faktoren führen dazu, dass Angelika Lehne ihre roten Rosen – die absoluten Bestseller zum Valentinstag – mittlerweile um mehr als sechs Euro pro Stück verkaufen müsste, um gut zu wirtschaften. Dieser Preis ist der Tirolerin allerdings zu hoch, "ich gebe sie um 4,80 Euro her".

Die meisten kaufen ohnehin fertig gebundene Sträuße. Und die haben Lehnes vier Mitarbeiterinnen in den vergangenen Tagen wie am Fließband gebunden. Neben Rosen sind Tulpen, Ranunkeln, Freesien und Anemonen sehr gefragt.

Fehlende Herkunftsanzeige

Da am 14. Februar hierzulande teilweise noch tiefer Winter herrscht, stellt sich die Frage, woher die Frühlingsblumen eigentlich stammen. Dass diese nicht mit einem einfachen Blick auf das Verkaufsetikett zu beantworten ist, kritisiert Johannes Balas vom Institut für Gartenbau an der Boku Wien seit langem. Er fordert eine verpflichtende Herkunftsdeklaration: "Die Menschen haben das Recht zu erfahren, wo und von wem das Produkt produziert worden ist, für das sie ihr Geld ausgeben."

Antworten zur Produktionsstätte von Schnittblumen liefert die Wirtschaftskammer auf STANDARD-Nachfrage. 60 Prozent der Blumen stammen aus heimischen Produktionen. 20 Prozent kommen aus dem europäischen Raum – allen voran den Niederlanden mit einem Weltmarktanteil von knapp 50 Prozent, gefolgt von Italien und Spanien. Die verbleibenden 20 Prozent sind Importe aus dem EU-Ausland.

Viele Rosen, die in Österreich in den Verkauf kommen, haben eine lange Reise aus Süd- oder Mittelamerika hinter sich.
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Die besonders beliebten Rosen etwa haben eine lange Reise hinter sich. Sie stammen zumeist aus Mittel- und Südamerika. In Kolumbien herrschen ideale Wachstumsbedingungen in Bezug auf Temperatur und Sonneneinstrahlung, weiß Balas. Was den ökologischen Fußabdruck und den CO2-Ausstoß betreffe, sei eine Produktion in klimatisch günstigeren Regionen trotz der langen Transportwege besser.

Alternativen zu Schnittrosen könnten laut Balas Tulpen und Narzissen sein, die schonender und regional produziert werden. Es bedarf jedoch vor der Schnittblumenproduktion mehrerer Anbauzyklen und damit Anbaujahre, bis die dafür geeigneten Zwiebeln und Knollen produziert worden sind.

Bis dahin binden die Floristinnen in Angelika Lehnes Blumengeschäft weiterhin Rosen aus Kolumbien und Tulpen aus den Niederlanden zu duftenden Sträußen. (Julia Beirer, 14.2.2022)