Ralph H. möchte mit seiner Initiative, die Politik darauf aufmerksam machen, dass es günstige Öffitickets für Menschen mit geringen Einkommen auch in Salzburg braucht.

Foto: VinziWerke

Mobil zu sein ist wichtig, um selbstständig leben zu können. Wer sich Mobilität nicht leisten kann – ob für den Weg zur Arbeit oder zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben –, ist in seinen sozialen Möglichkeiten eingeschränkt. Das kennt auch Ralph H., ein Bewohner einer Housing-First-Wohnung von Vinzidach in Salzburg. "Die Kosten für Bustickets sind für mich fast nicht tragbar. So wie mir geht es auch vielen anderen Menschen, die hier leben."

Deshalb hat der ehemalige Obdachlose eine Unterschriftensammlung gestartet, die einen Mobilpass für Salzburg fordert. Adressiert ist die Petition an den Landtag und Gemeinrat sowie den Salzburger Verkehrsverbund. Sie sollen eine günstige Lösung schaffen, damit Menschen mit niedrigem Einkommen um sechs Euro im Monat die Öffis nutzen können.

Sozialarbeiter unterstützen Bewohner

Entstanden ist die Initiative von Ralph H. in der Vinzi-Runde. Den Beirat der Bewohnerinnen und Bewohnern von Vinzi-Dach, die aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchten, gibt es seit einem Jahr. Ziel sei es, wie auch bei der Idee des Housing First, Menschen in ein selbstständiges, unabhängiges Leben zu begleiten, erläutert Vinzi-Dach-Leiterin Bettina Neumayer. Unterstützt wird Ralph H. außerdem von Cradical Solutions, dem Stammtisch für Kritische Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die ihm seit Beginn seiner Petition mit Rat und Tat zur Seite standen. Die Online-Petition hat bisher rund 250 Unterschriften.

In Salzburg sind 76.000 Menschen armutsgefährdet. Der erschwerte Zugang zu öffentlichen Verkehr verschärft ihre Lage zusätzlich. In anderen Städten gibt es bereits günstige Öffi-Tickets für Menschen mit geringem Einkommen. Linz hat eine Monatskarte um 14 Euro für alle, die nicht mehr als 1300 Euro netto im Monat zur Verfügung haben. In Wien zahlen Betroffene 18 Euro, und in Graz gibt es das Monatsticket mit der städtischen Sozialkarte für nur vier Euro. In Salzburg kostet die Monatskarte derzeit 59 Euro, das 365-Euro-Klimaticket Salzburg kommt auf 30,4 Euro pro Monat.

Anträge im Gemeiderat

In der Stadt Salzburg hat die Initiative schon Niederschlag gefunden. Die Grünen und die KPÖ Plus im Salzburger Gemeinderat unterstützen die Forderung. Die Sozialsprecherin der grüne Bürgerliste, Anna Schiester, und Verkehrssprecher Lukas Bernitz haben bereits vor zwei Jahren einen Antrag für ein günstiges Öffi-Ticket für armutsgefährdete Menschen eingebracht. Seither ist nichts passiert, der Antrag wurde nicht behandelt. KPÖ-Plus-Gemeinderat Kay-Michael Dankl hat Anfang Februar im Gemeinderat einen Antrag eingebracht, einen Sozialtarif für Stadt-Salzburger mit niedrigem Einkommen nach Linzer Vorbild also um 14 Euro pro Monat einzuführen. Der Gemeinderat der Liste Salz, Christoph Ferch, hat eine Anfrage an Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) gestellt, warum noch kein Sozialticket umgesetzt wurde.

Ralph H. möchte mit der Initiative Menschen, die sich in einer ähnlichen Lage wie er befinden, zeigen, "dass sie nicht machtlos sind, sondern etwas bewirken können". (Stefanie Ruep, 15.2.2022)