Die Schlagzeilen um Europameisterin Kamila Walijewa sind negativ, weil ein Dopingtest positiv war.

Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

So schnell kann es gehen. Als 13-Jährige war Kamila Walerjewna Walijewa Juniorenweltmeisterin im Eiskunstlauf, mit 15 wurde sie heuer Europameisterin. Doch einem breiteren als dem fachlich interessierten Publikum ist die Russin erst jetzt bekannt, da sie bei den Olympischen Spielen in Peking Schlagzeilen macht.

Die Schlagzeilen sind negativ, weil ein Dopingtest positiv war. Freilich wurde das Ergebnis der Kontrolle am 25. Dezember bei den russischen Meisterschaften in St. Petersburg, wo in Walijewas Blut das Herzmedikament Trimetazidin nachgewiesen wurde, erst spät bekannt. Da man Moskau nach staatlich gesteuerten Dopingskandalen wie jenem bei den Spielen in Sotschi 2014 nicht traut, wurde ein Stockholmer Labor mit der Analyse beauftragt. Dieses hat dem Vernehmen nach Corona-bedingt lange gebraucht.

Auftrittserlaubnis

Das führte dazu, dass Walijewa in Peking schon mit Russland den Teambewerb gewann und nun auch solo antreten darf. So will es die Ad-hoc-Kammer des Sportgerichtshofs CAS, die mit diesem Urteil die Kurve kratzt und auf Zeit spielt. Doch kommt Zeit, kommt Sperre, kommt Disqualifikation. All das würde kaum überraschen. Der positive Test ist nicht aus der Welt zu schaffen.

Laut IOC-Sprecher Mark Adams müsse "auf die Entourage geschaut werden". Das schließt den umstrittenen Arzt Filipp Shvetskiy mit ein, der laut ARD-Dopingredaktion für den russischen Eiskunstlaufverband tätig ist. Shvetskiy war schon einmal zwei Jahre gesperrt, weil er Ruderern verbotene Infusionen verabreicht hatte. Bei all dem juristischen Wirrwarr im Fall Walijewa bleibt eine Frage zentral: Wer dopt ein 15-jähriges Kind?

Walijewa stammt aus Kasan, begann mit dreieinhalb Jahren mit dem Eiskunstlauf, drei Jahre später übersiedelte sie mit den Eltern nach Moskau. Nun ist sie die erste Läuferin, die bei Olympischen Spielen Vierfachsprünge gezeigt hat. Beim Springen hebt sie ihre Arme nicht bloß in Brusthöhe, sondern ganz nach oben. Und zwischen den Sprüngen gleitet sie mit einer Anmut dahin, die ihresgleichen sucht.

Gelernt hat sie all das in der Eislaufschule "Sambo 70" von Eteri Tutberidse. "Sambo 70", das ist eine Knochenmühle, sagen Kritiker. Auch Alina Sagitowa war eine Tutberidse-Schülerin, auch sie war 15 Jahre alt, als sie 2018 in Pyeongchang Olympiagold holte. Doch seit zwei Jahren hat Sagitowa keinen einzigen Wettbewerb mehr bestritten. So schnell kann es wieder vorbei sein. (Fritz Neumann, 14.2.2022)

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