Nachdem Suppendosen zum Kunstwerk wurden, hätte klar sein müssen, dass auch das Automobil als Projektionsfläche für Kunst oder gar ganz als Kunstwerk herhalten muss. Dann kann es aber meist eines nicht mehr: fahren. Selbst wenn es eigentlich noch fahren könnte – wie der heute präsentierte BMW, den Jeff Koons angemalt hat.

99 Stück werden von diesem 850i gebaut, und jeder ist so viel wert, dass kaum einer von ihnen großartig bewegt werden wird. Da wird den mehr als 500 PS in jedem dieser Autos wohl ein bisserl fad werden. Aber gut, wie wir wissen, stehen Autos, auch wenn sie kein Kunstwerk sind, vorwiegend in der Gegend herum.

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Gar nicht mehr fahren kann man diesen Polo, den 2008 eine Handyvideo-Community zu Werbezwecken auf dem Potsdamer Platz in Berlin in den Boden gerammt hat. Welche Firma das genau war, fällt mir nicht mehr ein.

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Rund 100 Kilometer nördlich von Bangkok stand 2020 dieses Auto, das aus Schrott zusammengeschweißt wurde, als Kunstwerk im Museum "The House of Steel Robots".

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Eine ziemliche Arbeit hat sich der Mechaniker Peter Schmitz 2017 angetan, als er in rund 100 Arbeitsstunden diesen Micra zerlegte und ihn rund um eine Buche wieder zusammensetzte. Der Buche war es wurscht. Dem Nissan nicht so.

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Weltbekannt sind die Aurowracks der Cadillac-Ranch in Amarillo, Texas. "Ganz Amarillo stinkt zum Gotterbarmen nach Kuhmist", erinnert sich eine Kollegin, die schon dort war. Vermutlich ist sie aber nur sauer, dass es geregnet hat, als sie zwischen den Autoleichen durchspazierte. Ach ja: Sie hasst Autos, aber sie liebt die Cadillac-Ranch.

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Steffano Alvarez, der sich auch Step Son nennt, hat diesen Hyundai 2020 für das Museum of Latin American Art in Los Angeles angemalt. Seine Schuhe hat er aber nicht ausgestellt.

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Nazareno Biondi hat diese Skulptur eines Fiat 500 vergangenen November am Po bei Turin stranden lassen. Ja, das ist Marmor.

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Der eigenwillige Jeff Koons hat schon einmal für BMW ein Auto bunt gemacht, das dann auf der Shanghai Motor Show gestanden ist. Gerüchte, dass Fernsehteams vor Ort den Wagen als Testbild verwendeten, wollte niemand bestätigen.

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Dieser Trabi ist gefahren, und zwar zum Treffen in der Berliner Wuhlheide – entsprechend zernepft schauen die Sonnenblumen auch aus. Aber zum Star wurde auch er beim Stehen.

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Nicht ein Dosenvertschepperer, sondern der Aktionskünstler HA Schult hat diesem Ford Fiesta Flügel verliehen. Damit man ihn auch gut sehen kann, parkte er sein Kunstwerk auf dem Turm des Kölner Stadtmuseums. Detail am Rande: Das gesamte Kunstwerk ist gülden – nur die Ford-Pflaume, das Logo, darf blau herausleuchten, auch wenn wir im Hintergrund den Kölner Dom und nicht die Ford-Fabrik sehen.

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In São Paulo hat jemand ein anscheinend hier endgelagertes Fahrzeug kurzerhand zum Topf gemacht, diesen verziert und bepflanzt. Vielleicht das erste Auto, das wirklich einen CO2-Verbrauch hat – was uns zu denken geben könnte.

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Noch einmal BMW – die dürften einen Faible dafür haben, ihre Autos auffällig zu machen, wenn sie nicht eh von Chris Bangle gezeichnet wurden oder Nieren wie Public-Viewing-Screens haben. 1991 färbelte Esther Mahlangu aus Afrika – damals, in der Vor-Schramböck-Ära, noch ein eigener Kontinent – diesen 525i um.

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Auch hier, im International Car Forest of the Last Church in Goldfield, Nevada, bewegen sich die Kunstwerke keinen Millimeter. Wer Mobilität sucht, muss auf den Hintergrund achten. Dort lässt der Komet Neowise auf einer Aufnahme vom 18. Juli 2020 die Funken fliegen.

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Für das Lichtfestival Lux Helsinki Anfang des Jahres ersann Anne Roininen diese "Autoschau". Das Festival ist eigentlich gedacht, um etwas Licht in die finstersten Tage des Jahres zu bringen. Und auch wenn die Fahrzeuge mit ein wenig Fantasie so aussehen, als würden sie innen brennen, spenden sie keine wohlige Wärme.

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"Der große Ausstellungssaal des Lentos wird zum Parkplatz, auf dem sich künstlerische Vehikel ein Stelldichein geben", hieß es im Frühjahr 2012 zur Eröffnung der "Car Culture" im Lentos in Linz. "Aufgeladene Luxusobjekte werden schonungslos bearbeitet und ihrer Qualitäten entledigt, um als dysfunktionale Doppelgänger wiederzuerstehen." Und wäre es nicht Kunst, müsste man sagen: "Ja, eh, aber zu was?"

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Nicht zu was, sondern zu Wasser, eigentlich sogar zum Überfluss, ließ Humberto Diaz einen Rover 75 – übrigens auch ein Bangle-Auto – werden. Die Installation "Affluent Nr. 2" war 2016 vor der Kunsthalle in Rostock zu sehen. Er erinnert ein wenig an den Polo ganz zu Beginn – aber nicht an die Video-Community. (Guido Gluschitsch, 17.2.2022)

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