Internationale Start-ups und Konzerne wagen zunehmend den Schritt in den Wirtschaftsstandort Österreich

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Wien – Der Wirtschafts- und Arbeitsstandort Österreich scheint trotz Pandemie attraktiver zu werden. Mehr als eine Milliarde Euro wurde im vergangenen Jahr durch insgesamt 364 internationale Unternehmen in Österreich investiert. Rund 3.400 neue Arbeitsplätze konnten so geschaffen werden, wie die Austrian Business Agency (ABA) bei einer Pressekonferenz am Dienstag präsentierte. Dadurch habe sie die zweitbeste Bilanz in ihrem 40-jährigen Bestehen nach dem Vorkrisenjahr 2019 erreicht.

Besonders die hohen Investitions- und Forschungsprämien lockten innovative Unternehmen nach Österreich, sagte ABA-Geschäftsführer René Tritscher. Vor allem konnten verstärkt Start-ups sowie Unternehmen der Forschungs- und Entwicklungsbranche nach Österreich gebracht werden. Rund 21 Prozent machte der Anteil dieser Unternehmen vergangenes Jahr aus.

Qualität über Quantität

Die beiden Branchen sind laut Tritscher besonders ob ihres hohen Wertschöpfungspotentials wichtig. "Man darf nicht nur auf die Zahlen schauen. Die Qualität, beispielsweise in Form einer hohen Wertschöpfung, ist langfristig entscheidend", sagte der ABA-Geschäftsführer am Dienstag.

Start-ups hätten zu Beginn zwar oft nur eine Handvoll Mitarbeitende, längerfristig würden sie aber zahlreiche Stellen schaffen. In der Forschung und Entwicklung werden hingegen vom Start weg viele Arbeitsplätze generiert, erklärt der ABA-Chef. Vor allem die Erweiterung großer Konzerne, etwa um neue Logistikstandorte, sei dafür verantwortlich.

Österreich genießt zudem einen guten Ruf in Sachen Fachpersonal in der Forschung und Entwicklung. Man würde viel beachtet, meint Tritscher. Spezifische Lehr- und Schulausbildungen wie die HTL würden gefragtes Fachpersonal bereitstellen. Für internationale Unternehmen sei das eine äußerst bedeutsame Voraussetzung.

Abseits dessen sieht es mit den Fachkräften jedoch problematisch aus. Seit langem wird ein Mangel beklagt – gemäß aktuellen Umfragen etwa haben 83 Prozent der Firmen Schwierigkeiten, qualifiziertes Fachpersonal zu finden. Besonders merkbar sei der Mangel in zukunftsrelevanten Branchen; allen voran in der IT, Elektrotechnik sowie den Naturwissenschaften.

Rot-Weiß-Rote Abhilfe

Abhilfe soll weiterhin die viel kritisierte Rot-Weiß-Rot-Karte (RWR) schaffen. Die ABA unterstützt Unternehmen dabei, den hochbürokratischen Prozess zu durchlaufen. Mehr als 400 Fachkräfte aus Drittstaaten habe man dabei schon nach Österreich geholt, sagt Tritscher. Bei der Begleitung des Prozesses liege die Erfolgsquote bei 90 Prozent.

Margarete Schramböck (ÖVP) ergänzte in der gemeinsamen Pressekonferenz zudem, dass die Hürden für die RWR-Karte bereits niedriger seien. Die ortsübliche Unterkunft stelle demnach keine Forderung mehr dar. Die Wirtschaftsministerin kündigte zusätzlich an, das Punktesystem sowie die Anerkennung von Qualifikationen anzupassen. Inwiefern das helfen wird, bleibt fraglich. Denn: Umstritten ist die RWR-Karte nach wie vor. (Nicolas Dworak, 15.2.2022)