Medusa (Magdalena Oettl, links: Antony Connor) erhebt sich vom Meeresgrund.

Jan Friese

Salzburg – Mit Das Floß der Medusa hat Autor Franzobel 2017 das von ihm bevorzugte Terrain der österreichischen Seelen- und Wesenskunde verlassen und einen Roman von ungewohnter Tragweite vorgelegt. Er verhandelt die im Zuge eines Schiffsunglücks einstürzenden Grenzen der Zivilisation. Von "Meisterwerk" und "Roman des Jahres" war die Rede, das Buch erhielt eine Nominierung für den Deutschen Buchpreis. Der für skurrile Volksstücke mit barocken Titeln bekannte Dichter hinterließ ein erschütterndes Werk.

Kein Brot, kein Gesetz

Konkret erzählt wird von der Havarie der Fregatte Medusa anno 1817 vor der Westküste Afrikas. Das Schiff auswanderungswilliger Passagiere läuft auf eine Sandbank auf. Mangels ausreichender Rettungsboote werden 147 Menschen auf einem Floß ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Sie treiben zwei Wochen lang ohne ausreichende Versorgung in einem brutalen Überlebenskampf auf offener See: "Wo es kein Brot gibt, gibt es kein Gesetz mehr."

Das Schauspielhaus Salzburg (vormals Elisabethbühne) unter der Leitung von Robert Pienz – und im Petersbrunnhof angesiedelt, einem ehemaligen Gutshof im Nonntal – bringt heute eine eigene Bühnenfassung des bei Zsolnay erschienenen 589-Seiten-Romans zur Premiere. Regie führt Susi Weber, es spielen über ein Dutzend Darstellerinnen und Darsteller. (Margarete Affenzeller, 16.2.2022)