Der Dymo Labelwriter 550 verweigert den Dienst, wenn man ihn mit Etiketten von Drittherstellern füttert.

Foto: Dymo

Die Hersteller von Druckern haben allgemein nicht den besten Ruf. An der schlechten öffentlichen Wahrnehmung haben manche von ihnen auch jahrelang hart gearbeitet. Viele Geräte akzeptieren etwa ab Werk keine Toner oder Tintenpatronen von Drittherstellern, es sei denn, man trickst sie aus. Und der "Original-Farbstoff" kann ganz schön teuer sein. Der Preis pro Gallone erreicht laut "Business Insider" mitunter Höhen von 12.000 Dollar. Umgerechnet sind das rund 2.800 Euro pro Liter, was den Herstellungspreis astronomisch übersteigt.

Das Geschäftsmodell, dem sich nun auch Tinten-Abos hinzugesellt haben, ist offensichtlich. Während die Drucker selbst oft recht erschwinglich zu haben sind, verdienen die Hersteller vor allem am Verbrauchsmaterial. Die Hersteller argumentieren gerne, dass nur ihre eigene Tinte ein gutes Druckergebnis und Langlebigkeit bei ihren Geräten garantieren könne, der Nachweis dafür fehlt allerdings. Stattdessen stellt sich in Vergleichstests immer wieder heraus, dass so manche Patrone von Drittherstellern genauso gute, wenn nicht sogar bessere Ergebnisse zu einem Bruchteil der Kosten liefert.

Dymo-Drucker bedrucken nur Labels aus eigenem Haus

Trotz massiver Kritik von Verbraucherschützern existiert dieses Geschäftsmodell weiterhin – und könnte bald auch auf das Papier übergreifen, auf das gedruckt wird. Ein erstes Beispiel dokumentiert der IT-Experte Cory Doctorow für die digitale Bürgerrechts-NGO Electronic Frontier Foundation (EFF). Der US-Hersteller Dymo hat neue Etikettendrucker auf den Markt gebracht, die ausschließlich eigene Klebestreifen bedrucken. Konsumenten bleibt dieser Umstand beim Kauf häufig verborgen.

Es handelt sich um sogenannte Thermodrucker, die mit elektrischen Elementen im Druckkopf das Papier erhitzen und damit das Nachkaufen von Tinte obsolet machen. Die Labels verfügen über eine Beschichtung, die sich an diesen Stellen als Folge einer thermochemischen Reaktion schwarz verfärbt.

Kunden grantig

In den Labels, die Dymo selbst verkauft, ist seit Neuestem ein RFID-Chip integriert, der die "Authentizität" des Produkts absichern soll. Während bisherige Druckermodelle ohne weiteres auch Labels anderer Produzenten bedrucken, verweigern die Dymo Labelwriter 550 und 5XL das schlicht und verlangen nach Druckmaterial der eigenen Marke. Dieses kostet zehn bis 15 Dollar pro Rolle. Vergleichbare Konkurrenzprodukte sind im Bereich von zwei bis fünf Dollar erhältlich. Obwohl die beiden Drucker mit einem Preis von deutlich über 100 Dollar nicht ganz billig sind, sparen Nutzer auf lange Sicht viel Geld, wenn sie sie loswerden und ein anderes Gerät kaufen, das nicht derart abgesperrt ist.

Beim Kauf der Geräte im Einzelhandel ist für Kunden oft nicht ersichtlich, dass sie nur mit Dymo-Etiketten funktionieren. Manche Händler haben entsprechende Hinweise platziert, gerade bei großen Handelsketten fehlen diese aber. Die nachträgliche Erkenntnis hat, etwa in Form von Rezensionen auf Amazon, bereits zu empörten Reaktionen geführt. In Foren und auf Youtube kursieren Warnungen, mit denen andere davon abgehalten werden sollen, in die gleiche Falle zu tappen.

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Es spreche nichts dagegen, dass Hersteller von Druckern auch ihr eigenes Papier und ihre eigenen Patronen anbieten, erklärt Doctorow. Es gebe aber keinen Grund, warum die Geräte nicht mit Verbrauchsmaterial anderer Anbieter funktionieren sollten. Bei herkömmlichem Papier- und Labeldruck gibt es kein technisches Argument dafür, es ist also offenkundig Geldmacherei.

Rechtslage

Erschwerend kommt hinzu, dass es – je nach Gesetzgebung – gar nicht so leicht ist, solche DRM-Systeme zu umgehen. In den USA etwa drohen Anbietern von Tintenpatronen, die solche Sperren austricksen, gemäß Section 1201 im Digital Millennium Copyright Act Strafen von bis zu 500.000 Dollar und bis zu fünf Jahre Haft. Die EFF hat 2016 zur Bekämpfung dieses Passus das US-Justizministerium geklagt, das Verfahren läuft noch.

In Europa sind, vereinfacht gesagt, kompatible Druckerpatronen an sich legal, solange keine gültigen Patente verletzt werden und nicht das Logo des Druckerherstellers genutzt wird. Ebenso zulässig ist das Recycling oder Wiederauffüllen von Patronen und Tonern. Verboten sind Nachbauten, die Patente verletzen oder sich gar als Originalprodukt (Produktfälschung) ausgeben; hier macht sich mit dem Erwerb auch der Käufer potenziell strafbar.

Ein Pfahl durchs Herz

"Dymo tut hier etwas Beispielloses", schließt Doctorow seinen Text. "Kopierschutz auf Papier ist eine solch abgründige, missbräuchliche Idee, die uns alle zurückschrecken lassen sollte. Dymo wettet darauf, dass Menschen, die sich zum Kauf ihrer neuen Modelle verleiten lassen, einfach die Achseln zucken und [diese Praxis] hinnehmen. Doch wir müssen das nicht tun. Dymo hat viel Konkurrenz und ist anfällig für schlechte Publicity. Das ist einer der seltenen Momente, in denen wir einem schrecklichen Plan einen Pfahl durch das Herz stechen können, bevor er Schule macht."

Druckerhersteller sind mit solchen Praktiken freilich nicht allein. Auch Hersteller von Kaffeemaschinen, die mit Kapseln funktionieren, haben immer wieder zu Tricks gegriffen und den Rechtsweg beschritten, um gegen andere Anbieter passender Kapseln vorzugehen. In einer Reihe von Gerichtsurteilen – insbesondere nach Klagen von Nestlé – wurde aber schon vor einigen Jahren festgestellt, dass das Anbieten kompatibler Kaffeekapseln legal ist. (gpi, 16.2.2022)