Das Apartheidregime bekämpft und überwunden und 28 Jahre Haft überlebt: Nelson Mandela feierte 1994 den ersten Freedom-Day in Südafrika.

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Großbritannien und Dänemark waren die ersten Staaten in der EU, die den Freedom-Day herbeisehnten, also den Tag, an dem alle Corona-Maßnahmen aufgehoben werden sollen. Die FDP Niedersachsen folgte im Oktober 2021. "Man meint also, die Niedersachsen seien unfrei. Unfrei, weil sie in Innenräumen und bei Menschenansammlungen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen. Unfrei, weil sie Abstand halten und sich regelmäßig die Hände waschen sollen. Unfrei, weil sie an regelmäßiges Lüften denken sollen. Unfrei, weil wir sie bitten, wenn sie nicht geimpft und damit ungeschützt sind, sich zum Beispiel bei Teilnahme an Großveranstaltungen zu testen", kommentierte das die niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) und fragte: "Ist das Unfreiheit? Nein, natürlich nicht."

Black History

Jetzt will man den Freedom-Day auch in Österreich. Auch hier will man endlich einen Tag ausrufen können, dessen Name vom Hauch der Geschichte umweht wird! Freiheit mit Gänsehautfaktor. Der 8. Mai reicht für jene, die sich als Opfer der sogenannten Corona-Diktatur imaginieren, nicht. Aber woher kommt das hollywoodtaugliche Wort?

Zum Beispiel aus den USA, wo der Freedom-Day erstmals am 1. Februar 1948 als Feiertag begangen wurde. Initiiert wurde er schon 1941 vom als Sklave geborenen Lehrer, Politiker, Publizisten und Bürgerrechtskämpfer Richard Robert Wright. Der 1. Februar wurde gewählt, weil am Tag davor, am 31. Jänner, im Jahr 1865 der 13. Zusatzartikel zur US-Verfassung über die Abschaffung der Sklaverei unterzeichnet worden war. Dem Freedom-Day folgte auch der Black History Month.

28 Jahre Haft

Wer feiert noch einen Freedom-Day? Seit 28 Jahren Südafrika. Da fanden am 27. April 1994 die ersten freien Wahlen nach der Überwindung des rassistischen Apartheidregimes statt. Erstmals durften auch Nicht-Weiße wählen. Nelson Mandela, der zuvor als Bürgerrechtsaktivist insgesamt 28 Jahre im Gefängnis eingesperrt war, wurde Präsident. Wie gesagt: Freiheit mit Gänsehautfaktor.

Etymologisch ist Freedom verwandt mit der deutschen Freiheit. Das Wort frei, wie wir es heute verwenden, kannte man schon im Mittelhochdeutschen, im achten Jahrhundert, zuvor hieß es auch "vri" oder "fri" – da hört man schon die Ähnlichkeit mit dem englischen "free". Es kommt aus dem Germanischen "frija".

Der eigene Hals

Freedom selbst ist schon im Westgermanischen "frijadōm" zu erahnen. Geheißen hat frei einst "eigen". Wen es besonders interessiert: Im Altnordischen gab es die Ableitung "frijáls", die laut dem etymologischen Wörterbuch Kluge (De-Gruyter-Verlag) auch im althochdeutschen "frihals" auftritt und mit dem "Freihals" eine Person bezeichnete, der ihr eigener Hals gehört.

"Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten", meinte einst übrigens der 1960 verstorbene Albert Camus. Ob der Schriftsteller und Philosoph bei heutigen "Freiheits"-Kämpferinnen und -Kämpfern auf Corona-Demos hoch im Kurs steht, wissen wir nicht. Hoffentlich dachten jene, die nun Lockerungen beschlossen, nicht an Janis Joplin. "Freedom is just another word for nothing left to lose", sang sie 1969.
(Colette M. Schmidt, 16.2.2022)