45 Prozent der Beschäftigten geben laut einer neuen Umfrage an, dass ihr Arbeitsplatz psychisch und emotional nicht gesund sei.

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Nur rund die Hälfte der Beschäftigten fühlt sich im Job wohl und zufrieden. 45 Prozent sind sogar der Meinung, dass ihr Arbeitsplatz psychisch und emotional nicht gesund sei. Zu diesem Ergebnis kommt die globale "Employee Engagement"-Studie von Great Place to Work. Befragt wurden rund 14.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus 37 Ländern. Am positivsten nehmen Beschäftigte in den Branchen Technologie und Finanzen ihren Arbeitsplatz wahr (60 Prozent). Am niedrigsten ist der Wert mit 49 Prozent hingegen im Tourismus und Gastgewerbe.

Laut der Umfrage erleben Mitarbeitende weltweit und anhaltend einen Mangel an Vertrauen, Sinn und Bindung gegenüber ihrem Arbeitgeber. Wenn Menschen hingegen positive Führung erleben, ihnen ein Sinngefühl vermittelt wird und Gelegenheiten für authentische Beziehungen zu Kolleginnen bestehen, dann wirkt sich dies unmittelbar auf deren Loyalität gegenüber dem Unternehmen aus. Demnach erhöht sich die Bereitschaft der Mitarbeitenden, dem Arbeitgeber treu zu bleiben, um 30 Prozent. In weiterer Folge steigt damit auch die Empfehlungsbereitschaft des eigenen Unternehmens um etwa ein Drittel – ein großer Vorteil bei der Suche nach Fachkräften.

Wenig Zustimmung

Laut der Studie hat mehr als die Hälfte der Arbeitenden das Gefühl, dass Bezahlungen und Beförderungen in ihrem Unternehmen unfair gehandhabt werden. Der Aussage "Befördert werden diejenigen Mitarbeitenden, die es am meisten verdienen" stimmt weltweit nur knapp die Hälfte der Befragten zu. Österreich erzielt mit rund einem Drittel über die gesamte Studie gesehen einen der niedrigsten Zustimmungswerte.

Noch düsterer fällt die Bilanz bei der Sinnfrage im Job aus. Nur rund vier von zehn Erwerbstätigen können folgendem Statement zustimmen: "Meine Arbeit hat für mich besondere Bedeutung und Sinn – sie ist weit mehr als ein Job." Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit auf dem letzten Platz. Dänemark erzielt hingegen den höchsten Wert, dort sehen 70 Prozent der Mitarbeitenden einen tieferen Sinn in und hinter ihrer Arbeit. Global stimmen sechs von zehn Befragten der Aussage zu.

Fehlendes Vertrauen

Das Vertrauen seitens der Führung scheint in vielen Unternehmen getrübt. Nur sechs von zehn Beschäftigten haben das Gefühl, ihre Vorgesetzten würden ihrer Arbeit vertrauen, ohne sie ständig zu kontrollieren. Dänemark liegt auch in diesem Bereich vor allen anderen europäischen Ländern: Hier bestätigen rund drei Viertel aller Befragten, dass ihnen Vertrauen von ihren Führungskräften entgegengebracht wird. Im deutschsprachigen Raum sind es hingegen nur 52 Prozent. Die Hälfte der Mitarbeitenden gibt zudem an, dass ihre Vorgesetzten sich nicht ausreichend um sie als Menschen kümmern, sie nicht in Entscheidungen miteinbeziehen und dass sie ihren Worten nicht entsprechende Taten folgen lassen.

Auch im Bereich Teamgeist erzielt Dänemark hohe Zustimmungswerte: Beinahe drei Viertel der Befragten identifizieren sich mit folgender Aussage: "Die Mitarbeitenden kümmern sich hier umeinander." Im Mittelmeerraum kann dies nicht einmal die Hälfte, in Griechenland gar nur rund ein Drittel der Arbeitnehmenden bestätigen. Global – und im deutschsprachigen Raum – gaben 57 Prozent an, dass ihre Kollegen sich umeinander kümmern. Authentischen Beziehungen am Arbeitsplatz könnte entgegenstehen, dass etwa ein Drittel der Befragten das Gefühl haben, dass sie bei der Arbeit nicht sie selbst sein können.

Suche nach Beschäftigten

Die Umfrage zeigt außerdem, dass viele Firmen in Zukunft Schwierigkeiten haben könnten, ihre Mitarbeitenden zu halten. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie nicht beabsichtigen, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Unternehmen stehen außerdem vor der Herausforderung, neue Talente anzuziehen, da fast die Hälfte nicht bereit ist, ihren Arbeitgeber weiterzuempfehlen.

"Ob Vogel-Strauß-Taktik oder nach dem Motto 'Weil nicht sein kann, was nicht sein darf': In solchen Betrieben ist es dringend an der Zeit, aufzuwachen und sich als Arbeitgeber neu aufzustellen – und zwar human und vertrauensvoll", sagt Doris Palz, Managing Director von Great Place to Work. (dang, 18.2.2022)