Auf der Kagraner Brücke, die heuer saniert wird, soll ein baulich getrennter Zweirichtungsradweg neben der Fahrbahn entstehen.

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Es ist nicht irgendein Wiener Bezirk. Wäre die Donaustadt, nun ja, eine Stadt, wäre sie nach Einwohnern gemessen die viertgrößte Österreichs – nur um ein paar tausend hinter Linz. Im 22., jenseits der Donau, wird gebaut wie verrückt: Die 200.000-Einwohner-Marke wurde im Vorjahr geknackt, allein in den vergangenen 20 Jahren kamen mehr als 60.000 dazu – und mit 43 Autos je 100 Einwohner ist die Pkw-Dichte im Wien-Vergleich hoch.

Neben der umstrittenen Stadtstraße, die auch in der Donaustadt entsteht, wird es aber auch mehr Platz für Radfahrer geben: Bis Ende kommenden Jahres soll das Hauptradwegenetz auf zumindest 14 Kilometern verbessert werden. "Der Radverkehr in Wien hat zugenommen", sagte Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) bei der Präsentation am Donnerstag. Dem werde Rechnung getragen. Bemerkenswert ist, dass dafür keine einzige Autofahrspur reduziert wird, wie Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) stolz verkündete. Mit dem Radwegeausbau würden aber "hunderte Parkplätze" wegfallen und in Einzelfällen auch fahrbahnnahe Grünstreifen reduziert werden. Die größten Projekte im Überblick:

Vom Kagraner Platz zum Donaukanal

Bekannt sind bereits die Pläne für eine breite Radwegverbindung vom Kagraner Platz entlang der Wagramer Straße in Richtung Innenstadt. Auf Donaustädter Seite wird der Abschnitt der Wagramer Straße zwischen Arbeiterstrandbad und Donauzentrum noch in diesem Jahr zwischen Juni und Dezember umgesetzt.

Auf der Kagraner Brücke sind die Bereiche für Radfahrer und Fußgänger künftig auf voller Länge baulich getrennt.
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Auf der Kagraner Brücke, die heuer saniert wird, soll ein baulich getrennter Zweirichtungsradweg neben der Fahrbahn entstehen. Bisher teilten sich Fußgänger und Radler abschnittsweise eine Nebenspur bei der Alten Donau. Der zusätzliche Platz für die Radler wird laut Nevrivy dadurch gewonnen, dass Autofahrspuren nur in der Breite etwas reduziert werden. Auch Grünstreifen in der Fahrbahnmitte und am Rand werden verkleinert. SPÖ-Klubchef Josef Taucher sprach von einer "gebauten Einladung zum Radfahren".

Pläne für einen Radweg gab es schon unter Rot-Grün seit Jahren. Die damalige Verkehrsstadträtin Birgit Hebein setzte 2020 auf der Kagraner Brücke auch einen Pop-up-Radweg um – auf Kosten einer Autofahrspur. Für Nevrivy ein Affront: Er verwies auf Staus, die sich dadurch ergeben hätten.

Der zweite Teil des Radwegs auf der Wagramer Straße stadtauswärts bis zum Kagraner Platz folgt 2023. Hier gibt es viel Platz, weil seit der U1-Verlängerung nicht mehr benötigte Straßenbahngleise entfernt werden. Die vier Autospuren rücken in die Mitte, links und rechts sind Radwege sowie Grünstreifen geplant. Laut Sima soll es hier auch zusätzliche Begrünungen, Wasserspiele und Nebelduschen geben. Die finale Gestaltung wird aber noch entwickelt.

Die finale Gestaltung der Wagramer Straße zwischen Donauzentrum und Kagraner Platz wird noch erarbeitet. Fix sind Radwege links und rechts der Autofahrbahnen.
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Donaustadtstraße

Neu im Programm ist ein 2,5 Kilometer langer Radweg vom Donauzentrum entlang der Donaustadtstraße in Richtung Süden nach Stadlau. Zwei der drei Teilstücke entstehen noch heuer, der Mittelabschnitt folgt wegen eines Gemeindebauprojekts im Jahr 2023. Auf der nicht weit entfernten Erzherzog-Karl-Straße entstehen zwischen Wagramer Straße und Industriestraße ebenfalls 2023 baulich getrennte Radwege auf beiden Seiten. Später soll bis zur Donaustadtstraße verlängert werden.

Entlang der Donaustadtstraße entsteht bis 2023 auf 2,5 Kilometern Länge eine neue Radverbindung.
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Breitenleer Straße

Die Breitenleer Straße erhält – erstmals in Wien, wie hervorgehoben wurde – zwischen Kagraner Platz und Ludwig-Reindl-Gasse auf fast 1,5 Kilometern Länge einen rot eingefärbten Streifen, der von Bussen und Radfahrern genutzt werden kann. Nutzungskonflikte könnten hier vorprogrammiert sein. Ein eigener Radweg sei aus Platzgründen aber nicht möglich gewesen, wie Martin Blum von der Mobilitätsagentur ausführte. 40 Bäume sollen entlang der Strecke gepflanzt werden. Zwischen Breitenleer Straße und Lackenjöchelstraße wird zudem auf der Mayredergasse ein Weg für Radfahrer befestigt. Der Rennbahnweg zwischen Wagramer Straße und Ludwig-Reindl-Gasse erhält einen Zweirichtungsradweg.

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Abseits dieser größeren Radprojekte gibt es noch zahlreiche Lückenschlüsse im Donaustädter Radwegenetz. Bezirksvorsteher Nevrivy merkte zudem an, dass nach der Einführung des Parkpickerls am 1. März tausende Parkplätze nicht mehr benötigt werden würden. Aktuell kämen 17.500 Pendler in die Donaustadt. Die freiwerdenden Plätze könnten zeitnah in zusätzliche Rad- oder Fußwege, Grünflächen und Radabstellanlagen umgebaut werden. Damit solle auch verhindert werden, dass Anrainerinnen und Anrainer von Parkgaragen auf öffentliche Parkplätze (mit Parkpickerl) ausweichen.

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Wie viele Parkplätze genau wegfallen und wie hoch die Kosten für die Radwege sind, konnte Sima noch nicht beziffern. Es habe noch keine Ausschreibungen gegeben. Das Budget von 20 Millionen Euro für den Ausbau der Radinfrastruktur werde man 2022 aber fix ausschöpfen.

Der Verkehrsclub Österreich begrüßte das Radwege-Ausbauprogramm. Sprecher Christian Gratzer verwies aber auch darauf, dass der Bezirk hier noch viel Luft nach oben habe: Der Radverkehrsanteil in der Donaustadt liege mit vier Prozent noch deutlich unter dem Wien-Schnitt von sieben Prozent. (David Krutzler, 17.2.2022)