Das Bauchgefühl sagt, dass der Einkauf bei Supermarktlieferdiensten deutlich teurer kommt als der im Supermarkt. Aber stimmt das auch?

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Biofisch, die Lammkrone, Wiesenkräuter oder schlicht Milch, Butter und Mehl: Seit Beginn der Corona-Pandemie bestellen immer mehr Menschen Lebensmittel online, angefangen von Spezialanbietern wie Hausbrot bis zu Vollsortimentern. Vor allem in Wien ist die Auswahl an Zustelldiensten groß – allein im letzten Jahr sind drei neue dazugekommen. Klar fallen für die Convenience Lieferkosten an – aber das Bauchgefühl sagt, dass der Einkauf auch sonst deutlich teurer kommt als der im Supermarkt. Aber stimmt das auch?

Für einen Vergleich füllten wir die Warenkörbe von Gurkerl.at, Flink, Mjam, Alfies, Billa und Interspar – die Preise von Billa und Interspar entsprechen jenen, die man auch im Geschäft bezahlen würde. 20 Produkte zu finden, die tatsächlich überall bestellt werden können, entpuppt sich als gar nicht so einfach: Die Sortimentsunterschiede sind gewaltig. Der eine bietet kein Bier in Pfandflaschen an, der nächste keine Biogurken, der andere wieder nur Biogurken, Toastbrot des bekanntesten Herstellers ist mal mit, mal ohne Butter gelistet.

Bei der Zusammenstellung mussten also kleine Kompromisse eingegangen werden wie im Fall der Bioeier, wo jeweils die günstigste Sechserpackung verglichen wurde.

Rabattaktionen

Das Ergebnis ist einigermaßen verblüffend. Die gelieferten Einkäufe – im Übrigen würde man sich das Schleppen von rund 14 Kilogramm ersparen – kosten ohne Zustellgebühr zwischen 61,63 und 64,80 Euro.

Die gängigen Markenartikel sind also fast preisgleich, wenn man keine Aktionen wie "2+1 gratis" oder Produktgruppenrabatte berücksichtigt. Worin liegen dann aber die Unterschiede der Onlineanbieter?

Der relativ neue Dienst Flink (an dem Rewe beteiligt ist, daher finden sich Rewe-Eigenmarken im Sortiment) wirbt mit einer Zustellung binnen zehn Minuten. Neben dem Basissortiment gibt es auch Gebäck von Gragger oder Süßes von Joseph Brot. Für Frust sorgt, dass sich der Warenkorb bei erneutem Laden löscht – obwohl man eingeloggt bleibt. Auch dass man außerhalb der Zustellzeiten keine Bestellung für einen späteren Zeitpunkt abschließen kann, ist nicht sehr userfreundlich.

"Wiener Gastro"

Eine sehr große Auswahl an zusätzlichen Spezialitäten ist bei Gurkerl.at zu finden. Sucht man nach Butter, werden neben gängigen Sorten auch Biobauernbutter, diverse gesalzene Sorten, italienische oder Ziegenbutter aufgelistet. Eines der Highlights läuft unter "Wiener Gastro": Gläser mit Fertiggerichten von der Labstelle, Kuchen aus dem Landtmann oder Käse von Pöhl am Naschmarkt, dazu gibt’s Brot von Öfferl. Wer öfter bestellt, kann um zehn Euro in ein Taschenrückgabesystem einsteigen, um Müll zu sparen. Ganz spontan darf man nicht sein: Die Lieferzeiten sind theoretisch mit drei Stunden angegeben, je nach aktueller Nachfrage auch länger.

Mjam, ursprünglich Zustelldienst für Restaurantessen, bietet seit 2020 Lieferungen aus Apotheken, Tankstellenshops oder Blumenhandlungen an. Seit einem Jahr betreibt man unter "Mjam Market" auch eigene Onlinesupermärkte. Auf der verbesserungswürdigen Website – die auswählbaren Kategorien sind erst am Ende gelistet – lässt sich der gewünschte Shop für die rasche Lieferung auswählen, hier wurde der nächstgelegene Mjam-Market "Schönbrunn" angeklickt. Das Sortiment enthält die wichtigsten Supermarktprodukte, keine speziellen Highlights. Minus: Es werden keine Pfandflaschen geliefert.

Beim Lieferdienst Alfies fällt im Sortiment das Brot vom Waldviertler Bäckerpionier Potocnik auf, dazu eine große Auswahl an Wein und Bier sowie ein Extramenüpunkt: "Japanische Spezialitäten" mit Teigblättern für Gyozataschen oder schwarzem Sesam-Eis.

Das große Plus ist die Tatsache, dass unter der Woche bis Mitternacht (Freitag und Samstag bis 1.00 Uhr) und auch am Sonntag zugestellt wird – einer spontanen Party steht damit nur Corona im Weg. Eines gilt jedenfalls für alle Lieferdienste: Trinkgeld nicht vergessen! (Petra Eder, 19.2.2022)

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