Bots haben in ihrer Rolle als Fakenews-Schleudern an Einfluss verloren.

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Die zunehmend problematische Lage an der ukrainisch-russischen Ostgrenze rückt auch wieder Fragen zu digitaler Kriegsführung in den Blickpunkt. Erst kürzlich erfolgte ein umfassender Cyberangriff auf ukrainische Regierungsstellen, für den Russland verantwortlich gemacht wird, das allerdings jegliche Beteiligung abstreitet.

Auch Fakenews und Desinformation spielen wieder eine Rolle. Russland steht etwa unter starkem Verdacht, soziale Medien zur US-Präsidentschaftswahl 2016 stark Falschnachrichten und Stimmungsmache bespielt zu haben. Bekannt wurde dabei auch der Betrieb einer "Internetagentur" in St. Petersburg, die mit bezahlten Trollen Diskurse im Netz beeinflussen sollen. Ein Thema waren immer wieder auch Bots, also ferngesteuerte Accounts, die Botschaften veröffentlichen und weiterverbreiten.

4.000 Accounts und 19 Millionen Interaktionen untersucht

Auch in diesen Bereichen wandelt sich die Landschaft. Und wie es aussieht, sind Bots heute kein sehr effektives Mittel für Meinungsbeeinflussung, wie eine Untersuchung der University of Edinburgh zeigt. Stattdessen sind es Promis, die an Bedeutung bei der Verbreitung von Desinformation gewonnen haben.

Untersucht wurden Tweets von über 4.000 Accounts, die Meinungen zu den oft heiß umstrittenen Themen Brexit, Immigration und Klimawandel äußerten. Analysiert wurde dabei die direkten und indirekten Interaktionen mit insgesamt 19 Millionen anderer Nutzerkonten, darunter auch Bots. Den Einfluss der automatisierten Accounts auf meinungsbildendes Verhalten wurde anschließend anderen Nutzertypen, wie Promis und Influencern, gegenüber gestellt.

Promis und Influencer schlagen Bots

Das Resultat: Für Bots fand man nur sehr begrenzte Zusammenhänge zur Einstellung anderer Nutzer zu den verschiedenen Themen. Von den Accounts, denen man direkte oder indirekte Wirkung auf die Meinung anderer zuschrieb, machten sie nur 10 Prozent aus. Mehr als die Hälfte der in dieser Hinsicht einflussreichen Konten hingegen entfiel auf bekanntere Personen mit mehr als 10.000 Followern. Bei Meinungsbildung durch negative Botschaften entfielen gar 70 Prozent auf Social-Media-Influencer.

Die Forscher leiten daraus ab, dass die Angst vor Bots wohl übertrieben sein könnte. Wenngleich das Thema nicht untersucht wurde, stellt man in den Raum, dass dies auch in Bezug auf Corona-Verschwörungstheorien und Desinformation über Impfungen der Fall sein dürfte. Allerdings bleibt die Manipulation über Social Networks weiterhin ein Problem, da viele Menschen ihre Nachrichten heute hauptsächlich über diese Plattformen beziehen. Folglich sei es auch wichtig, weiter zu untersuchen, wie Menschen im Netz beeinflusst werden, um Fakenews besser bekämpfen zu können. (gpi, 19.2.22)