Seit der Veröffentlichung des Münchner Gutachtens rennen der Kirche in Bayern die Mitglieder davon.

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München – Rund einen Monat nach der Präsentation des Gutachtens über sexuelle Gewalt im römisch-katholischen Erzbistum München und Freising in Deutschland haben sich rund 20 weitere mutmaßlich Betroffene gemeldet. Die Meldungen seien bei den unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Erzdiözese eingegangen, teilte das Erzbistum mit. Das Gutachten hat gezeigt, dass Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden.

Zu den 20 Meldungen kommen noch mindestens 150 Anrufe bei der neu eingerichteten Hotline der Diözese. Diese seien allerdings nicht nur von mutmaßlichen Betroffenen gekommen, sondern auch von Menschen, die mit der Frage nach einem Kirchenaustritt ringen oder mit der Kirche und den aktuellen Vorgängen ein Problem haben.

Kirchenaustritte explodieren

Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, heute Ex-Papst Benedikt XVI., wird in dem Gutachten persönliches Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen – ebenso dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus – und von einem weit größeren Dunkelfeld.

Daraufhin traten etliche Menschen aus der Kirche aus, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in mehreren bayerischen Städten. In München verdoppelte sich die Zahl der Kirchenaustritte, teilte ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats mit. Andere Städte bestätigten den Trend. (APA, 21.2.2022)