Trump wurde von herkömmlichen sozialen Medien gesperrt.

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Es ist so weit: Nach langer Vorlaufzeit ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump zurück auf Social Media. Nicht aber, weil Twitter, Facebook und Co seine permanente Sperre wegen der Verbreitung von Desinformationen aufgehoben hätten. Stattdessen hat der Unternehmer eine eigene Plattform namens Truth Social veröffentlicht, die er schon im Herbst angekündigt hatte, "um der Tyrannei von Big Tech die Stirn zu bieten". In den USA können Trump-Unterstützer mit iPhone diese nun herunterladen – und werden vermutlich eine große Ähnlichkeit zum ehemals liebsten Kommunikationskanal von Trump erkennen.

Besonders mache das konservative Netzwerk, dass es "frei von politischer Diskriminierung ist", wie man in der App-Beschreibung liest. In Wirklichkeit scheint es sich allerdings um einen Twitter-Klon zu handeln. Designtechnisch gleicht Truth Social dem konkurrierenden Kurznachrichtendienst haargenau. Sogar die Gestaltung des Häkchens für verifizierte Accounts wurde übernommen – und im Sinne des Brandings rot eingefärbt. Statt Tweets können User "Truths", also "Wahrheiten", verschicken.

Großes Interesse?

Das Interesse an der Trump-Plattform war offenbar groß. Einige Nutzer, die sich für ein Konto anmelden wollten, wurden mit Verweis auf die hohe Nachfrage zunächst auf eine Warteliste gesetzt. Bisher ist es alternativen Plattformen, zu denen auch Gettr, Parler und Rumble gehören, allerdings nicht gelungen, eine große Anhängerschaft zu erreichen. Den Anbietern ist gemein, dass sie sich als Verfechter der freien Meinungsäußerung darstellen und damit Nutzer anziehen wollen, die es angesichts eines verstärkten Vorgehens gegen Hassrede und Falschinformationen schwer bei den großen Technologieriesen haben.

Trumps erstes Posting auf seiner neuen Plattform teilte sein Sohn Donald Trump Jr. bereits vergangene Woche – als Screenshot auf Twitter und mit der Botschaft "Time for some Truth!!!". Seinem Beispiel folgte der republikanische Kongressabgeordnete Ronny Jackson. "Ich bin bereit für TRUTH SOCIAL, und ich bin bereit, dass Donald Trump ZURÜCK ins Weiße Haus kommt!", schrieb er.

Ungewisse Zukunft

Wie sich die Plattform in Wirklichkeit schlagen wird, bleibt abzuwarten. Von einer mit Twitter vergleichbare Reichweite werden Trump und seine Unterstützerinnen und Unterstützer aber mit hoher Wahrscheinlich nur träumen können.

Interessant bleibt außerdem, ob der Ex-Präsident seinem Versprechen treu bleiben wird, dass seine Plattform "frei von politischer Diskriminierung" sei. Apple verpflichtet App-Betreiber zur Moderation verbotener Inhalte wie Hassrede, was für das rechte Social-Media-Netzwerk Parler eine zwischenzeitliche Sperre durch Amazon, Apple und Google zur Folge hatte. Über Monate hinweg war der Dienst nicht mehr aufzufinden. Die Betreiber verfolgen den Grundsatz, keine Inhalte löschen zu wollen.

Trumps Sperre auf fast allen herkömmlichen Social-Media-Plattformen ging ein längerer Konflikt voraus. Immer wieder veröffentlichte der damalige US-Präsident Falschinformationen über einen vermeintlichen Wahlbetrug auf seinem Profil, mit denen er zuletzt 89 Millionen Menschen erreichte. Bevor es zu einer Sperre kam, wurden seine Postings bereits regelmäßig mit Warnhinweisen unterlegt. Zur permanenten Blockade kam es laut Twitter schlussendlich wegen wiederholten Verstößen gegen Richtlinien, die Gewaltverherrlichung verbieten. Ein Schluss, zu dem auch Facebook kam. (mick, APA 21.2.2022)