Auf Donald Trumps "Truth Social", das Twitter funktional sehr ähnlich ist, werden keine Tweets verbreitet, sondern "Truths". Der Ex-Präsident könnte in zwei Jahren erneut kandidieren.

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Manche mögen ungeduldig auf diesen Tag gewartet haben: Seit über einem Jahr ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump auf verschiedenen Plattformen wie Twitter, Facebook und Youtube gesperrt. Nun startet er sein eigenes Social-Media-Vehikel. "Truth Social" heißt die Plattform, mit der der abgewählte Potus die politische Landschaft in den USA wieder neu aufrollen will. Seit Montag steht die zugehörige Applikation zum Herunterladen zur Verfügung.

Funktional ist sie eine Kopie des Kurznachrichtendiensts Twitter, wo Trump bis zu seiner Sperre dutzende Millionen Abonnenten hatte – sein wichtigstes Sprachrohr, um seine oftmals fragwürdigen Botschaften an seine Anhänger zu verbreiten. Während auf Twitter die Postings "Tweets" genannt werden, soll bei der neuen Plattform von "Truths" die Rede sein – von "Wahrheiten". Entsprechend bewirbt sich die Plattform als "frei von politischer Diskriminierung".

Bis es auf seinem eigenen Projekt so weit ist, wird wohl noch viel Zeit vergehen, denn der Start von "Truth Social" verläuft stotternd. Interessierte User berichteten von Problemen bei der Anmeldung und wurden auf eine Warteliste gesetzt – mit Verweis auf eine hohe Nachfrage. Die Webseite des Unternehmens lieferte den ganzen Montag über eine Fehlermeldung. Eine Testphase mit hunderten Freiwilligen soll seit vergangenen Herbst gelaufen sein.

Neuer Versuch 2024?

Mit dem Start der Plattform werden die Spekulationen weiter befeuert, dass der 75-jährige Trump 2024 erneut für das Weiße Haus kandidieren könnte. Vergangene Woche postete Trumps Sohn Donald Jr. auf Twitter jedenfalls einen Screenshot von der ersten "Truth" seines Vaters: "Macht euch bereit! Euer Lieblingspräsident wird euch bald sehen!", schrieb der Ex-Präsident unter seinem notorisch bekannten Usernamen "Real Donald Trump".

Devin Nunes, ein ehemaliger Kongressabgeordneter und Chef des Medienkonzerns Trump Media & Technology Group (TMTG), erklärte am Sonntag, dass "Truth Social" bis Ende März funktionstüchtig sein soll. Für das Projekt wurde von Investoren bereits rund eine Milliarde Dollar bereitgestellt, auch ein Börsengang ist geplant.

Trumps Postings wurden bereits während seiner Präsidentschaft von den Netzwerkbetreibern häufig mit Warnhinweisen versehen. Nachdem Trumpanhänger im Jänner 2021 ins Kapitol eingedrungen waren, sperrten die großen Internetkonzerne dem bei der Wahl im November 2020 gegen Joe Biden unterlegenen Trump seine Kommunikationskanäle. Während er auf Twitter unbefristet gesperrt wurde, ist auf Facebook sein Account vorerst bis 2023 blockiert; und Youtube schließt ein Comeback nicht aus. (Michael Vosatka, 21.2.2022)