Das Pilotprojekt Magma folgte der vorzeitig beendeten Aktion 20.000. Langzeitarbeitslose arbeiten beispielsweise in einer Tischlerei.

Foto: Heribert Corn

Wien – Älter als 45 und gesundheitlich eingeschränkt: Das sind Merkmale jener Menschen in Österreich, die es besonders schwer haben, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Viele davon sind seit über einem Jahr arbeitslos gemeldet; Ihre Chancen auf eine reguläre Beschäftigung sind gering. Denn: Laut einer Studie des Wifo nehmen nur 16 Prozent der Betriebe überhaupt Langzeitarbeitslose auf.

Verschärft wurde das Problem Langzeitarbeitslosigkeit zudem durch die Pandemie, sagt Wifo-Ökonom Rainer Eppel. Analysen des Arbeitsmarktservices (AMS) zeigen mittlerweile zwar wieder rückläufige Zahlen; Mit 110.333 Betroffenen im Jänner dieses Jahres lag sie dennoch dreimal so hoch wie noch vor zehn Jahren.

Effektivität oft unklar

Eines jener Projekte, das sich der Langzeitarbeitslosigkeit großflächig gewidmet haben, war die von der damals türkis-blauen Regierung frühzeitig beendete Aktion 20.000. Sie hätte 20.000 geförderte Arbeitsplätze im öffentlichen und gemeindenahen Segment schaffen sollen. Budgetiert wurden dafür ursprünglich 780 Millionen Euro.

Wie vielen Betroffenen damit wirklich geholfen werden konnte, ist bislang unklar. Zwar zeigt eine erste Evaluierung durchaus positive Ergebnisse – die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt lag bei rund 30 Prozent. Allerdings kritisiert Arbeitsmarktökonom Martin Halla, dass eine bewusste Auswahl der Teilnehmenden die Daten verzerrt haben könnte – eine zweite Evaluierungsrunde sei im Gange.

Kritik an aktuellen Projekten

Nachfolgeprojekte der Aktion 20.000 gibt es einige. Im Jobgarantiepilotprojekt Magma befinden sich rund 150 Personen aus dem Ort Marienthal, die Joboffensive 50 plus in Wien erreicht etwa 3.000 Beschäftigungslose. Flächendeckend arbeitet lediglich das Projekt Sprungbrett des AMS. In den ersten sechs Monaten konnten 21.300 Personen vermittelt werden – bis Ende des Jahres sollen weitere 30.000 hinzukommen. Die Kosten dafür: 290 Millionen Euro.

Unternehmen über staatliche Subventionen zur Einstellung Langzeitarbeitsloser zu motivieren klappt laut dem Verein Diskurs. Das Wissenschaftsnetz allerdings nur bedingt. Aktuelle Statistiken würden zeigen, dass Subventionen allein nicht reichten. Arbeitssoziologe Manfred Krenn schlägt deshalb vor, staatlich finanzierte Berufe im öffentlichen und gemeinnützigen Bereich zu schaffen. Diese sollen einen gesellschaftlichen Nutzen haben und den Betroffenen eine Perspektive bieten.

Eine Milliarde Euro

Wie viel eine flächendeckende Umsetzung der sogenannten Jobgarantie kosten würde, stellte nun Sozialforscher Nicolas Prinz vor. Dafür hat er den entstehenden Bruttokosten die Ersparnisse gegenübergestellt. Notstandshilfe müsse etwa nicht mehr gezahlt werden. Einnahmen durch Steuern und die Sozialversicherung würden generiert.

Bei einem Bruttomonatsgehalt von 1.500 Euro bedeutet das Nettokosten von 568 Euro für den Staat, berechnete Prinz. Ginge man nun von 150.000 Menschen aus, die in den Arbeitsmarkt integriert würden, beliefen sich die jährlichen Mehrkosten auf eine Milliarde Euro.

Zu beachten ist allerdings, für welchen Zeitrahmen die Garantie gilt. Laut Arbeitsmarktexperte Halla müsse man darüber nachdenken, die Jobgarantie zeitlich zu beschränken. Ansonsten bestünde die Möglichkeit, dass der Anreiz fehle, in die Privatwirtschaft zurückzukehren. Zudem ist es laut Wifo-Ökonom Rainer Eppel wichtig, neben dem öffentlichen und gemeinnützigen Bereich auch die Privatwirtschaft einzubinden; etwa durch befristete, zweckgebundene Arbeitsplätze.

Die Dimension Gesundheit

Laut Prinz stehe die Politik nun vor der Frage, was sie finanzieren will: Arbeitslosigkeit oder Beschäftigung. Berechnungen des Arbeitsministeriums zufolge kostet ein Jahr Arbeitslosigkeit inklusive entgangener Steuern und Abgaben etwa 30.000 Euro – und ist damit ähnlich teuer wie erprobte Modelle zur Subventionierung und Förderung von Unternehmen.

Zudem müsse laut Hannah Quinz die Dimension der Gesundheit mit einbezogen werden. Der Arbeitssoziologin der Uni Wien zufolge zeigten aktuelle Studien, dass eine Jobgarantie Hoffnung biete und sich somit positiv auf die psychische Gesundheit auswirkte. Eine Beschäftigungsgarantie könne somit gleich an mehreren Stellen ansetzen. (Nicolas Dworak, 21.2.2022)