Geräte von Redmi, das der chinesische Smartphonehersteller Xiaomi als seine Jugendmarke positioniert, sind nicht neu in Österreich. Bisher wurden sie aber eher unterschwellig "mitvermarktet". Nun soll sich das ändern.

Vier Modelle der neuen Redmi-11-Serie kommen hierzulande auf den Markt, beginnend mit dem Redmi Note 11 um 200 Euro, das ab 24. Februar erhältlich ist. Anfang April folgen Note 11s, Note 11 Pro und Note 11 Pro 5G. Letzteres ist das Spitzenmodell der Serie und wird 330 Euro kosten. DER STANDARD hat es einem Test unterzogen.

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Basics und Display

Das Gerät kommt in einem verglasten Alugehäuse (164,2 x 76,1 x 8,1 mm, 202 Gramm), das gemessen an den Designstandards vieler aktueller Handys betont "wuchtig" und eckig gestaltet ist. Gemäß IP53-Zertifizierung ist es geschützt gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser. Die Vorderseite wird von einem 6,7-Zoll-Display eingenommen, das mit einem AMOLED-Panel operiert. Mit 120-Hertz- und HDR-Support sowie einer nominellen Maximalhelligkeit von 1.200 Nits spielt man hier im Bereich so mancher Flaggschiffe mit, wenn auch die Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixel wiederum dem erwartbaren Standard der Preisklasse entspricht.

An der Displayqualität gibt es auch nichts auszusetzen, einzig die automatische Helligkeitssteuerung tendiert dazu, es etwas dunkler einzustellen, als es dem Autor dieser Zeilen subjektiv lieb gewesen wäre. Die Darstellungsfrequenz für die Systemoberfläche kann nicht dynamisch geregelt werden, man hat die Wahl zwischen 120 oder 60 Hz. Letzteres sorgt für etwas weniger flüssige Animationen, schont aber den Akku.

Die Rückseite ist mattiert und dankbarerweise kaum anfällig für Fingerabdrücke oder ähnliche Verschmutzungen. Dass sie nicht übertrieben rutschig ist, sorgt im Verbund mit dem dicken Rand dafür, dass sich das Handy auch ohne zusätzliche Schutzhülle gut halten lässt. Ergonomisch gilt, was für so ziemlich alle Smartphones mit einem Bildschirm dieser Größenordnung gilt: Einhändige Nutzung ist nur eingeschränkt möglich. Der Ein/Aus-Knopf mit integriertem und meist zuverlässigem Fingerabdruckscanner ist gut zu erreichen. Die Lautstärkewippe jedoch nicht.

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Den oberen linken Teil der Rückseite ziert ein zweistufiger Kamera-Abschnitt, der mit drei Sensoren, einem Blitz und PDAF-Autofokus bestückt ist. Diese Ausgestaltung sorgt dafür, dass der Versuch, das Handy in liegendem Zustand zu bedienen, schnell dazu führt, dass dieses seitlich etwas kippt, was nicht optimal ist. Die Frontkamera sitzt in einem oben mittig positionierten Lochausschnitt des Displays.

Hardware und Performance

Im Innenleben des Smartphones mit dem sehr langen Namen Redmi Note 11 Pro 5G werkt ein Snapdragon 695 von Qualcomm im Verbund mit 8 GB Arbeitsspeicher. Dazu gibt es 128 GB Onboard-Speicher. Dieser ist optional mit einer Micro-SD-Karte erweiterbar, wenn man bereit ist, dafür einen der zwei Plätze im Nano-SIM-Einschub zu opfern. Es gibt auch Varianten mit 6 GB RAM und 128 oder 64 GB Speicher.

Wie der Name bereits verrät, beherrscht das Handy 5G. Das ist übrigens nicht der einzige Unterschied zum Non-5G-Modell, das anstelle des Snapdragon auf einen Helio G96 von Mediatek setzt.

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Kleine Abstriche gibt es bei anderer Kommunikationsausrüstung. Wifi-6-Support ist nicht dabei, das Handy funkt mit Wifi 5 (802.11ac) und bietet auch in Sachen Bluetooth Version 5.1 anstelle des aktuellen Standards 5.2 auf. Beide Unterschiede dürften im Alltag von eher geringer Relevanz sein. Ebenfalls dabei ist NFC und – Xiaomi-typisch – ein Infrarot-Transceiver, mit dem sich das Handy auch als Fernbedienung nutzen lässt. Weiters gibt es auch einen Radioempfänger. Für diesen muss allerdings ein Kopfhörer in die 3,5-mm-Audioklinke eingesteckt sein, der als Antenne fungiert. Als Daten- bzw. Ladeanschluss gibt es einen USB-C-Port (USB 2.0).

In CPU- und Grafikbenchmarks (Geekbench 5, 3D Mark) liegt das Handy circa auf dem Niveau drei Jahre alter Flaggschiffe, wie etwa dem Samsung Galaxy S10. Damit qualifiziert es sich heute für die Mittelklasse, auch in der praktischen Erfahrung. Übliche Apps von Messenger, Youtube, Browser und Casual Games laufen problemlos. In grafisch anspruchsvollen Games werden die Darstellungseinstellungen teilweise automatisch bereits reduziert, was aber nicht unbedingt nötig ist.

Das durchaus ansehnliche Arcade-Rennspiel "Asphalt 9: Legends" läuft auch nach der Umstellung von mittleren auf hohe Details durchgehend mit den maximalen 60 Frames pro Sekunde, die das Spiel unterstützt. In anderen Games dürfte der Snapdragon 695 aber durchaus an seine Grenzen kommen, wenn man die Einstellungen ausreizt. Dafür allerdings erwärmt sich das Handy auch unter voller Last nur geringfügig.

Foto: Screenshot

Systemsoftware

Vorinstalliert ist Android 11 in der Geschmacksrichtung MIUI 13. Dass hier ab Werk nicht Android 12 läuft, ist enttäuschend. Neben manchen Standard-Apps von Xiaomi selbst – darunter Kontakte, Kalender und Galerie – sind eine Reihe von Drittanbieter-Apps wie Netflix sowie sieben Free2Play-Games vorinstalliert. Ein eher zweifelhafter Service, die Programme lassen sich aber einfach deinstallieren. Wie gewohnt bietet MIUI hohe Anpassbarkeit und verfügt seit einiger Zeit auch über einen Appdrawer, nachdem man lange User im Stile von iOS dazu zwang, ihre Apps über Homescreens und Ordner zu verteilen.

Zu den Zusatzfeatures gehören ein "Spielturbo", der laufenden Games Priorität für Netzwerkverbindungen gibt und Anpassungen an Bildschirmhelligkeit, Abtastrate und die Berührungserkennung spezifischer Bildschirmbereiche ermöglicht.

Etwas enttäuschend ist die gebotene Updateversorgung. Nach eigener Auskunft plant Xiaomi zwei Jahre Android- und Sicherheitsupdates für die Redmi-11-Geräte. Das ist zwar bei Mittelklässlern keine Seltenheit, aber dennoch schade, zumal in China die Firmware-Unterstützung länger läuft. Ein Lichtblick ist immerhin, dass mit der Veröffentlichung von allerlei Custom-ROMs zu rechnen ist, zumal Xiaomi-Mobiltelefone und insbesondere auch die Redmi-Reihe in vielen Ländern recht populär sind.

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Kamera

Nicht nur bei teuren Highend-Handys, auch bei Midrangern ist es die Kamera, die viele Hersteller in den Mittelpunkt ihrer Botschaften stellen. Das Redmi Note 11 Pro 5G bildet da keine Ausnahme. Xiaomi preist hier "Flaggschiff"-Ausstattung an. Und man darf getrost sagen: Es ist Übertreibung.

Die Hauptkamera ist ein 108-Megapixel-Sensor mit Weitwinkellinse, der auf Pixel Binning für gute Ergebnisse setzt. Dazu kommen eine Ultraweitkamera mit 5 MP und eine für Makros mit 2 MP. Der Hauptkamera darf man zwischen spätmorgendlichen und frühabendlichen Lichtbedingungen durchaus Qualitäten nahe der Flaggschiffkategorie zugestehen. Auf dem Display des Smartphones sehen die Ergebnisse sehr überzeugend aus.

Der Teufel steckt freilich im Detail – oder besser: im Fehlen desselben. Hineinzoomen offenbart, dass stellenweise etwas mehr verschluckt wird, als für Konkurrenzfähigkeit mit wesentlich teureren Handys akzeptabel wäre. Dennoch sind die Ergebnisse für die Preisklasse absolut herzeigbar, gerade in Sachen dynamische Bandbreite schlägt sich die Hauptkamera sehr gut.

Wenn es dunkler wird, lässt die Ergebnisqualität spürbar nach. Das liegt einerseits daran, dass die Lichtempfindlichkeit höher sein könnte. Und andererseits fehlt merklich eine optische Bildstabilisierung. Abstriche, die in der Mittelklasse gern gemacht werden und sich insbesondere bei Nachtaufnahmen deutlich zeigen. Aber auch schon zur Dämmerung erkennt man bei genauerem Hinsehen die Folgen notwendigerweise aggressiver arbeitender Rauschentfernung und einer Verschiebung des Ablichtungsfarbspektrums ins Rötliche.

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Während die Hauptkamera insgesamt überzeugt, lässt sich das für die beiden anderen Sensoren nicht sagen. Die Ultraweitkamera ist nicht nur sichtbar weniger lichtstark, sondern auch farblich nicht gut auf die Hauptkamera abgestimmt. Abseits der für solche Objektive üblichen Verzerrungen kämpft sie mit deutlichem Detailmangel oder – je nach Lichtsituation – starkem Rauschen. Bei Fotos im Tageslicht sehen die Ergebnisse zumindest am Handybildschirm immer noch okay aus, die Unterschiede zur Hauptkamera treten mit schwindendem Licht aber stark hervor.

Die Makrokamera erweist sich angesichts ihrer Aufnahmequalität und mickrigen Auflösung als – man muss es so sagen – nutzloses Gimmick. Da man auch mit der Hauptkamera noch relativ nah an ein Motiv kommt und obendrein die zweifache Vergrößerung auch noch passable Qualität liefert, ist sie trotz der unterschiedlichen Brennweite die bessere Wahl für Nahaufnahmen (siehe Vergleichsfotos der Mickey-Maus-Figur).

Die Frontkamera (16 MP) liefert recht gute Bilder mit fallweise geringen Detailverlusten, die aber ohne tiefes Hineinzoomen eigentlich nicht auffallen. Sie leidet zwar ebenfalls etwas bei dunkleren Lichtbedingungen und unter reinem Kunstlicht, aber auf erwartbarem Niveau. Die Ergebnisse fallen in der Farbdarstellung etwas "kalt" aus, was sich aber sehr einfach über die Galerie-App der eigenen Wahl beheben lässt.

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Akustik und Akku

Womit nun noch ein Blick auf Akustik und Akku-Performance bleibt. Erstere Kategorie liefert eine Achterbahnfahrt. Die integrierten Stereolautsprecher bieten einen für die Geräteklasse Smartphone ordentlichen Klang mit erwartbaren Schwächen im Bassbereich mit ausreichend Lautstärke, um in einem Wohnzimmer mit etwas mehr als 20 Quadratmetern für Hintergrundbeschallung zu sorgen.

Die Telefonie-Akustik ist ein Sorgenkind, zumindest wenn man nicht via Voice-over-LTE telefoniert. Das Smartphone unterstützt dies zwar laut Systemeinstellungen. Im Test war es auch aktiviert, allerdings während der Verwendung von zwei SIM-Karten in verschiedenen Netzen – Spusu ("3") und A1 – nicht verfügbar. Ob die Ursache beim Smartphone oder bei den Telekomanbietern bzw. Tarifen zu suchen ist, ließ sich vor Testende nicht feststellen. Dementsprechend bezieht sich die hier geschilderte Erfahrung auf GSM-Anrufe über das A1-Netz.

Man selbst wird vom Gegenüber nicht gerade kristallklar, aber ausreichend deutlich gehört, solange kein lauterer Hintergrundlärm auftritt. Entlang einer stärker befahrenen Straße sind deutliche Tonartefakte bzw. "robotischer" Klang wahrnehmbar, fallweise gibt es auch kurze Komplettaussetzer. Dass dies mehrmals konsistent bei vorbeirollenden Blechlawinen geschah, legt nahe, dass die Ursache kein Netzproblem war, sondern die Rauschunterdrückung des Smartphones schlicht "übersteuert". Das ist ärgerlich, aber wenn die Vermutung stimmt, zumindest per Softwareupdate verbesserbar.

Optimierungen kann auch noch der Klang auf der eigenen Empfängerseite vertragen. Denn dieser ist recht dumpf und undeutlich. Bei aufkommendem Lärm oder wenn der Gesprächspartner selbst schon nicht deutlich spricht, kommt es zu Verständnisproblemen.

Keine Blöße gibt sich das Note 11 Pro 5G bei der Akkulaufzeit. Der Energiespeicher ist mit 5.000 mAh ausgeschildert und damit kommt das Handy dank Midrange-Chips selbst bei aktivierter 120-Hz-Wiedergabe problemlos durch den Tag – oder wenn es sein muss, auch zwei. Wer nur selten zum Handy greift, kann sich auch Chancen auf bis zu drei Tage Nutzung ausrechnen. Während Wireless Charging nicht integriert ist, bietet das Gerät mit einer Schnellladefunktion mit bis zu 67 Watt Leistung aber einen in seiner Preisklasse hohen Standard. Versprochen wird eine Aufladung von 0 auf 50 Prozent in 15 Minuten und auf 100 Prozent in 42 Minuten. Eine Aufladung von komplett leerem Zustand erfolgte während des Tests nicht, soweit sich aber aus den beobachteten Ladevorgängen schätzen lässt, dürften diese Angaben einigermaßen realistisch sein.

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Fazit

Gute Leistung, starker Bildschirm, ordentliche Lautsprecher und Zusatzfeatures wie ein Infrarotmodul stehen beim Redmi Note 11 Pro 5G einer Kamera mit solidem Hauptsensor und Frontkamera, aber schwächelnden Zusatzkameras und Defiziten bei der Telefonie-Akustik sowie nur zwei Jahren garantierter Updateversorgung gegenüber. Dazu kämpft es in seiner Preisklasse mit einiger Konkurrenz.

Manche kommt aus dem eigenen Hause, etwa das bald ein Jahr alte Poco F3, das in vielen Spezifikationen praktisch ident ist, aber den performanteren Prozessor mitbringt, Wifi 6 beherrscht und eine Makrokamera mit besserer Auflösung hat. Dafür allerdings einen Akku mit weniger Kapazität, Schnelladen mit "nur" bis zu 33 Watt und keine 3,5-mm-Audioklinke. Aber auch abseits des Xiaomi-Kosmos wird man fündig, für geringfügig mehr Geld etwa beim Realme GT Neo 2 oder dem Samsung Galaxy A52s 5G. Angesichts dessen wird das neue Top-of-the-Line-Modell der neuen Redmi-Serie trotz seines soliden Gesamtpakets keinen einfachen Stand am Markt haben. (Georg Pichler, 23.2.2022)

Testfotos

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Tageslicht
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Ultraweit
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Weitwinkel
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2x-Zoom
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Makro-Kamera
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Gemischte Lichtsituation
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Kunstlicht
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Ultraweit
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Weitwinkel
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2x-Zoom
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Abendaufnahme
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Ultraweit (Abend)
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Weitwinkel
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2x-Zoom
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Frontkamera
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Nachtmodus
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Nachtmodus
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