Über Erschöpfung im dritten Sektor schreiben die NPO- und NGO-Experten Fabian Scholda und Gregor Ruttner-Vicht im Gastblog.

Spätestens wenn das Burnout da ist, wird es zum Thema: Wurde zu wenig auf die mentale Gesundheit geachtet? In Krisenzeiten wird darauf ein besonders Augenmerk gelegt. Während im Topmanagement in der Privatwirtschaft, Karriere, Einkommen und Prestige vermeintlich als die wichtigsten Treiber gelten, gibt es im dritten Sektor – also im Sozial- und Nonprofitbereich – allzu oft das Argument "Ohne mich und mein Tun, schwindet die Wirkung meiner Organisation und andere Menschen leiden direkt darunter."

Zuletzt zeigte eine Studie der WU Wien, dass mehr als vier von zehn Sozialunternehmerinnen und -unternehmern unter einem oder mehreren Burnout-Symptomen leiden. Fünf Prozent der Befragten litten sogar so sehr darunter, dass sie ihre Arbeit gänzlich einstellen mussten. Der Studienautor Peter Vandor bezeichnet das Phänomen, dass diese Zielgruppe oftmals das Gefühl habe, alle Probleme selbst schultern zu müssen, als "Heropreneurship". Dass das in Krisenzeiten zu einer Überforderung führt, scheint evident.

Sich zu viel zumuten, alle Probleme selbst lösen – das schadet auf Dauer der mentalen Gesundheit.
Foto: Getty Images/iStockphoto/Ridofranz

Wenn Berufliches und Privates vermischt

Ist es aber möglich, sich auf solche Situationen vorzubereiten und seine mentale Fitness genauso zu trainieren, wie die körperliche? Ja, meint Habit-Coach Eva Gruber im Podcast "Gemeinwohl Geplauder". "Wenn wir schlechte mentale Gewohnheiten stoppen würden, dann könnten wir alles, was danach kommt, viel leichter aufbauen", sagt Gruber, die selbst viele Jahre als Sozialunternehmerin tätig war.

Auch Portfolio-Unternehmer und Ex-Politiker Matthias Strolz plädierte in einer früheren Podcastfolge dafür, wie wichtig es sei, auf die eigene mentale Gesundheit zu achte. "Gönne dich dir selbst", sagt Strolz. Wenn man sich die Zeit dafür nicht nehme, würde das das eigene Unternehmen viel nachhaltiger schädigen, als eine kleine Auszeit zur Erholung.

Die Haupterkenntnis der eingangs erwähnten Studie mit dem Titel "Social Entrepreneurs: Driven by Mission, but Doomed to Burn Out?" ist, dass Rollenkonflikte im sozialen Bereich häufiger auftreten als in der Privatwirtschaft. Wenn sich Berufliches und Privates vermischt, ist es dann auch schwieriger, sich von der Arbeit abzugrenzen, oder einmal abzuschalten. Im Homeoffice umso mehr. Wenn dann auch noch das eigene Unternehmen aufgrund der Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten gerät, kommt eine weitere Belastung hinzu. Die gute Seite ist allerdings, dass die eigene Arbeit von besagten "Heropreneurs" als entsprechend sinnvoll wahrgenommen wird. Burnout ja, innere Kündigung nein – eine gefährliche Balance.

Auf Mikropausen gehen

Was also tun? Das eigene Wohlbefinden wahrnehmen und thematisieren, sagt Gruber, die selbst auf Mikropausen setzt, die bei ihr in der Regel sogar unter eine Minute dauern und etwa mit Atem- oder Yogaübungen gefüllt werden. Wichtig sei, ihr zufolge, gar nicht so sehr, was in der Pause geschieht, sondern dass diese eben den Tag und die Aufgaben strukturieren und so übersichtlicher machen.

Strolz dagegen empfiehlt sich auch mal durchaus mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. "Mache dich zu einem Outlook-Termin", lautete dazu seine Empfehlung.

Fest steht jedenfalls, nicht nur Heropreneurs, sondern auch wir anderen Helden und Heldinnen des Alltags dürfen und sollten unsere eigene mentale Gesundheit ernst nehmen – und das nicht nur in Krisenzeiten.

Was sind also Ihre Tipps, um im Arbeitsalltag mental fit zu bleiben, und wie schaffen Sie es, Berufliches und Privates zu trennen? Verraten Sie es uns im Forum! (Fabian Scholda, Gregor Ruttner-Vicht, 28.2.2022)