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Megan Rapinoe und Alex Morgan haben für sich und künftige Generationen viel erreicht.

Foto: AP/Tarantino

Das ist ein großer Gewinn für alle Frauen. Ich denke, wir werden einmal auf diesen Tag zurückblicken und sagen, dass dies der Augenblick ist, in dem sich der US-Fußball zum Besseren verändert hat." Also sprach Megan Rapinoe in der TV-Show Good Morning America über die Tatsache, deren Titel schon passte, schließlich ist der Fußballverband US Soccer endlich aufgewacht und hat die Fußballerinnen den Fußballern finanziell gleichgestellt.

Der Vergleich nach langem Rechtsstreit sieht vor, dass die Fußballerinnen auf Teamebene künftig genauso wie die Fußballer entlohnt werden. US Soccer entschädigt die Frauen mit 22 Millionen US-Dollar, weitere zwei Millionen fließen in einen Fonds zur Unterstützung von Frauen- und Mädchenfußball sowie von der Karriereplanung danach. Zugesagt ist, dass Prämien bei künftigen Turnieren angeglichen werden.

Auch öffentliches Geld

Sogar US-Präsident Joe Biden meldete sich zu Wort und sprach von einem "überfälligen Sieg" im Kampf um Equal Pay. Der Vergleich mit Österreich mag einerseits hinken, schließlich sind in den USA ganz andere Summen im Spiel, zudem konnten die US-Fußballerinnen um Rapinoe und Alex Morgan darauf verweisen, dass sie dem Verband in jüngerer Vergangenheit deutlich mehr Ansehen und auch mehr Einnahmen gebracht haben als die Männer.

Doch angesichts der Tatsache, dass vor den USA etwa auch Australien, Norwegen, Neuseeland, Brasilien und England gleiche Bezahlung auf Teamfußballebene beschlossen haben, kann man sich natürlich fragen, wieso das in Österreich kein Thema ist. Auch Christa Prets stellt sich diese Frage. Die Ex-SPÖ-Politikerin steht dem vom Sportministerium installierten autonomen Verein 100 % Sport vor, der Geschlechtergerechtigkeit und Gender-Mainstreaming im Sport forciert. "Dass Frauen im Vereinsfußball weniger verdienen als Männer, ist nachvollziehbar", sagt sie dem STANDARD. "Aber auf Teamebene sollten sie gleichgestellt sein. Schließlich werden Verbände wie der ÖFB auch mit öffentlichen Geldern gefördert."

Erhöhte Prämien

Prets sieht "vor allem den ÖFB in der Verantwortung, Equal Pay zu forcieren. Gleiches Geld für gleiche Leistung wäre ein Zeichen der Wertschätzung und ein gesellschaftspolitisches Signal." Sie vermisste einen Aufschwung nach dem vierten EM-Platz der Fußballerinnen 2017, sie vermisst großangelegte Kampagnen auch im Hinblick auf die EURO 2022, bei der die Österreicherinnen am 6. Juli in Old Trafford gegen Gastgeber England und in weiterer Folge gegen Norwegen und Nordirland antreten. Derzeit absolviert das Team ein Trainingslager in Marbella, im ersten Test gab’s ein 6:1 gegen Rumänien, in einem zweiten wurden die EM-Teilnehmerinnen aus der Schweiz mit 3:0 besiegt.

Mag sein, die vielen Verpflichtungen sind der Grund dafür, dass sich keine Teamfußballerin eine Diskussion mit dem ÖFB antun will. ÖFB-Präsident Gerhard Milletich erklärt dem STANDARD, es habe im heimischen Frauenfußball zuletzt "signifikante Entwicklungen" gegeben. Er verweist darauf, dass "das Trainer- und Betreuerteam dem der Männer angeglichen wurde", und auf "eine deutliche Erhöhung der Prämien". Auch bei Kommunikation und Marketing habe sich viel verbessert – im Team, in den Ligen und in der ÖFB-Frauen-Akademie. Damit spricht er auch das ÖFB-TV, den Ligasponsor (Planet Pure) und den Teamsponsor (Admiral) an.

Keine Gleichsetzung der EM-Prämien

Der ÖFB ist laut Milletich "grundsätzlich bestrebt, allen am Fußball Beteiligten eine gerechte Entlohnung zukommen zu lassen". Man unterliege aber "wie jedes Unternehmen und jeder Verband den Mechanismen des Marktes" und müsse "die budgetären und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verantwortungsvoll verwalten".

Österreichs Fußballerinnen spielen klarerweise weniger ein als die Fußballer, es gibt weniger TV-Geld, Sponsor- und Ticketeinnahmen. Auch darum, argumentiert der ÖFB, geht sich ein echtes Zeichen, etwa die Gleichsetzung der Prämien zur EM, nicht aus. Sollten die Fußballerinnen mehr bekommen, müssten die Fußballer auf einiges verzichten, wohl auf mehr, als ihnen lieb ist. Für Christa Prets ändert das wenig, sie würde sich (noch) mehr ÖFB-Engagement wünschen. "Dass Frauen dasselbe leisten, aber weniger bekommen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß." (Fritz Neumann, 24.2.2022)