Nina Proll im neuen "Tatort".

Foto: ORF/BR/Lieblingsfilm GmbH/Peter Nix

Es gibt Tatort-Krimis, die allein von der Handlung leben, dann solche, die auf die jeweils amtshandelnden Ermittlerinnen und Ermittler zugeschnitten sind. Und dann gibt es, selten aber doch, "Tatorte", die einen Schauspielstar in den Mittelpunkt stellen.

Ein solcher ist die Folge Kehraus, die am Sonntag über die Fernsehbildschirme flimmert. Sie bietet der österreichischen Schauspielerin Nina Proll die Bühne für einen Auftritt, der ihr zwar auf den Leib geschneidert erscheint – aber dabei ein recht fragwürdiges Frauenbild vermittelt.

Frau am Rande des Zusammenbruchs

Proll mimt Silke Weinzierl, eine Frau am Rande des Zusammenbruchs, weil sie, ohne über entsprechende Voraussetzungen zu verfügen, als Geschäftsfrau in einer höheren Liga mitspielen möchte. In jüngeren Jahren Münchner Faschingsprinzessin, findet sie sich – im Fasching, wann sonst? – als Rotkäppchen verkleidet in "Irmis Stüberl" ein. Am Morgen nach der alkoholschwangeren Nacht wird ein alter Mann, mit dem sie im Lokal aneinandergeraten war, tot aufgefunden. Sie kann sich an nichts mehr erinnern.

Doch das ist nicht viel mehr als die Oberfläche einer Handlung, die sie, ohnehin schon von Ex-Mann und Sohn getrennt und wohnungslos, noch weiter in den Abgrund zieht. Zwar wird den Münchner Kommissaren Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) rasch klar, dass sie es hier mit organisierter Kriminalität zu tun haben.

Doch Weinzierl unterstützt die Ermittlungen nicht. Die letzten zwanzig Minuten des Filmes bestreitet sie im goldenen Faschingsprinzessinnenkleid. Schön, aber verzweifelt. Weibliche Stärke schaut anders aus. (Irene Brickner, 26.2.2022)