Sängerin Anna Netrebko möchte, "dass der Krieg aufhört".

Imago / Simona Chioccia

Auf den Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine haben nun viele Künstler und Künstlerinnen reagiert. Sopranistin Anna Netrebko, die Wladimir Putin in Wahlkämpfen unterstützt hat, "möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können". Die austrorussische Sängerin teilt mit, zwar Russin zu sein, jedoch viele "Freunde in der Ukraine" zu haben: "Der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz."

Netrebko und ihr Ehemann, Tenor Yusif Eyvazov, wandten sich zugleich dagegen, Künstler zu zwingen, "ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen". Dies sollte eine freie Entscheidung sein. "Ich bin Künstlerin, und mein Ziel ist es, über politische Unterschiede hinweg zu vereinen", so Netrebko.

Weitaus klarer deklarierten sich andere prominente russische Musiker: Kirill Petrenko, der austrorussische Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, hat die Invasion Russlands als "heimtückischen und völkerrechtswidrigen Angriff Putins" verurteilt. Die Invasion sei "ein Messer in den Rücken der ganzen friedlichen Welt", so der aus Omsk stammende Petrenko.

Bestürzt und entsetzt

Der Russe Vladimir Jurowski, Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, zeigte sich ebenfalls entsetzt und hat bei Konzerten mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin als Zeichen der Solidarität zuletzt das Programm geändert. Statt russischer Stücke hat er u. a. die ukrainische Nationalhymne angesetzt. Bestürzt äußerte sich auch der russische Dirigent Semjon Bytschkow, Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie: "Die Träger des Todes und der Vernichtung müssen zur Verantwortung gezogen und geächtet werden", so der 69-Jährige.

Zusätzlich häufen sich Maßnahmen, die den Kontakt mit Russland unterbinden sollen. Die Europäische Rundfunkunion hat das Land vom Song Contest in Turin ausgeschlossen. Das Londoner Royal Opera House wiederum hat Auftritte des Bolschoi-Theaters abgesagt.

Gergievs Haltung

Ausständig ist noch die Reaktion Valery Gergievs. Der russische Dirigent wurde von der Mailänder Scala und vom Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter aufgefordert, sich vom militärischen Angriff zu distanzieren. Widrigenfalls könnte Gergiev, der 2014 einen offenen Brief unterzeichnet hat, der die Annexion der Krim befürwortete, den Chefposten bei den Münchner Philharmonikern verlieren.

Gemeldet hat sich neben anderen auch Hollywoodstar Sean Penn. Er nennt die Invasion einen "brutalen Fehler". Penn hält sich derzeit in Kiew auf, wo er an einer Dokumentation über den Ukraine-Krieg arbeitet. (Ljubiša Tošić, 27.2.2022)