Vier Bier, zwei lustige Zigaretten oder Schlimmeres, und schon surfen Zielobjekte lustig auf der Welle.

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"Da schau, ist der nicht süß?", sagt meine Nachbarin. Sie deutet auf das Promo-Bild einer neuen, ziemlich angesagten Band. "Den Schlagzeuger werd ich mir aufreißen." "Wie willst du das machen?", frage ich verblüfft. "Ah, das ist leicht!", lacht sie. "Das sind Säufer. Ich kenne ihr Stammlokal."

Leichte Beute

Noch ist unklar, wie die Geschichte mit dem Schlagzeuger ausgehen wird. Aber aus Erfahrung weiß ich: voll guter Plan. Vier Bier, zwei lustige Zigaretten oder Schlimmeres, und schon surfen Zielobjekte lustig auf der Welle.

Wer will, muss jetzt nur noch neben so jemandem an der Bar lehnen. Den richtigen Moment abwarten und zupacken. Beziehungsstatus? Karrierepläne? Sexuelle Orientierung? Stimmt die Dosis, sind all diese Koordinaten vorübergehend on hold. Es wird tiefsinnig: "Äh, warum bin ich eigentlich noch hier? ... Äh, check ... Hey, man lebt nur einmal!"

Partypension

Es gibt tausend Gründe, diese Art von Freizeitgestaltung abzulehnen. Wer es nüchtern mag, sucht sich am besten Gleichgesinnte. Wobei, allzu viele Erwachsene, die ohne Nebelmaschine privat sein können, findet man leider nicht. Mein Freund, der wilde Künstler, ist da ganz realistisch: "Ohne Schnaps, verbotenes Pulver und Beruhigungspillen würden unsere Städte innerhalb von zwei Tagen implodieren, würde es an jeder Ecke Mord und Totschlag spielen."

Seit etlichen Jahren sind wir beide "Party-Pensionisten". Einst hatte man alles gegeben. Jetzt kocht man Linsen-Spinat-Bowls nach den fünf Elementen. Danach fährt man mit dem Rad von Wien nach Tulln. Im Kopf bleibt man trotzdem Grenzgänger – weshalb es sich sexuell mit den echten Null-Komma-Nullern, den von Haus aus Vernünftigen, in den seltensten Fällen ausgeht. Merke: Wer im Kleiderkasten noch Gabber-Schallplatten hortet, tut sich schwer mit Storys von Golf-Reisen und Studienabschnitten.

Unterschiedliche Planeten

Während unserer Diskussion schicke ich eine Variante ins Rennen: sich mit einem Kiffer oder einer Kifferin einzulassen. "Ganz schlechte Idee", ruft der wilde Künstler aus Erfahrung: "Nach dem dritten Gerät fragte sie mit psychotischem Blick, ob es in meiner Wohnung Geister gibt." – Nicht besser erging es meiner Freundin mit einem flotten Alkoholiker: Noch bevor es zu ersten Handgreiflichkeiten kam, plumpste der Gute aus dem Bett.

Die Lust verflog unter Lachkrämpfen. – Was lernen wir daraus? Die Kombination von Sex und Rausch bleibt tricky. Am Ende des Tages geht es sich einfach nicht aus. (Ela Angerer, RONDO, 12.3.2022)