Das Münchner Ultimatum ist ausgelaufen. Der Putin-freundliche Dirigent muss gehen.

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München/Kiew/Moskau – Der russische Dirigent Valery Gergiev (auch: Waleri Gergijew) verliert wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin immer mehr Aufträge – auch in Österreich. Ein (erwarteter) Paukenschlag war am heutigen Dienstag die Kündigung als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Gergiev (68) habe sich trotz Aufforderung, sich eindeutig und unmissverständlich von dem Krieg gegen die Ukraine zu distanzieren, nicht geäußert, wurde der Schritte begründet.

Es werde damit keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter seiner Leitung geben, sagte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er hatte dem Dirigenten am Freitag ein entsprechendes Ultimatum bis Montagabend gestellt. In der aktuellen Situation wäre "ein klares Signal für das Orchester, sein Publikum, die Öffentlichkeit und die Stadtpolitik unabdingbar gewesen, um weiter zusammenarbeiten zu können", betonte der Rathauschef.

Ausladung von Grafenegg

Auch wird der Dirigent beim diesjährigen Grafenegg Festival nicht am Pult stehen. Das haben die Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft und ihr künstlerischer Leiter Rudolf Buchbinder am Dienstag bekannt gegeben. "Mit großem Bedauern müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Valery Gergiev, ein langjähriger und künstlerisch hochgeschätzter Partner des Grafenegg Festival, derzeit nicht bereit ist, sich vom Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine zu distanzieren", schreiben Buchbinder und Grafenegg-Geschäftsführer Philipp Stein in einem gemeinsamen Statement. "Deshalb können wir an den geplanten Auftritten mit Valery Gergiev nicht festhalten." Die Wiener Philharmoniker hatten vor wenigen Tagen bei einer Konzertserie in der New Yorker Carnegie Hall Gergiev durch einen anderen Dirigenten ersetzt.

Abgesagt wurden auch Konzerte der Hamburger Elbphilharmonie: "Infolge des anhaltenden Schweigens zur russischen Invasion in der Ukraine von Waleri Gergijew sind die an Ostern geplanten beiden Konzerte mit ihm und dem Orchester des Mariinski-Theaters in der Elbphilharmonie nunmehr abgesagt", teilte das Konzerthaus mit. Weiters ist der Dirigent als Ehrenpräsident des renommierten Edinburgh International Festivals zurückgetreten. Das Kuratorium des jährlichen Festivals in Schottland hatte die Aufforderung zum Rücktritt mit "Sympathie und zur Unterstützung" der Bürger von Kiew begründet – Kiew und Edinburgh sind Partnerstädte.

"Nicht die gleichen Werte"

Auch die Pariser Philharmonie lässt Gergiev und das Mariinski-Orchester nicht mehr auftreten. Man werde das Programm in den kommenden Monaten aus Solidarität mit dem ukrainischen Volk anpassen, teilte die Philharmonie mit. Von der Absage sind die beiden Pariser Konzerte am 9. und 10. April betroffen.

Keine weitere Zusammenarbeit gibt es bis auf weiteres auch mit dem Festspielhaus Baden-Baden. Das habe der Stiftungsvorstand des Hauses gemeinsam mit der Intendanz beschlossen, teilte das Festspielhaus am Dienstag mit. "Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte", so Intendant Benedikt Stampa. Die zwei Konzerte Ende Juli und ein neues Festival "Russischer Winter" im Dezember mit Gergiev werden damit auf Eis gelegt und sind nicht mehr buchbar. (APA, 1.3.2022)