Halbe-halbe bei der Kinderbetreuung ist noch längst nicht erreicht.

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Wien – Noch immer lastet die Care-Arbeit privat wie beruflich großteils auf den Schultern der Frauen: In der Pflege arbeiten über 80 Prozent Frauen, nur rund zwei Prozent der Kindergartenpädagog:innen sind männlich, berichtete das Sozialministerium anlässlich des Equal-Care-Day am Dienstag. 63 Prozent der unbezahlten Care-Tätigkeiten leisteten Frauen, erklärte auch die grüne Frauensprecherin Meri Disoski. Einkommen und Selbstständigkeit von Frauen würden darunter leiden.

Dass auch Männer Care-Arbeit übernehmen, soll laut Sozialministerium in Zukunft selbstverständlich werden. Dafür werde die geschlechtssensible Buben- und Burschenarbeit durch Förderungen von rund einer Million Euro seit letztem Jahr weiter ausgebaut. Beim "Boys' Day" werden Burschen außerdem Pflegeberufe nähergebracht. Auch das EU-Projekt "Caring Masculinities in Action", das Fachleute in der Pädagogik sensibilisieren und gewaltfördernden Männlichkeitsmodellen entgegenwirken soll, unterstützt das Sozialministerium. Mit einer Million Euro wird außerdem die bundesweite Männerberatung gefördert, um Genderrollen bei Männern zu verändern.

Gefahr der Altersarmut

Disoski setzt indes bei den Frauen an. Diese würden 32 Stunden pro Woche mit unbezahlter Care-Arbeit – Kindererziehung, Pflege und Hausarbeit – zubringen, Männer nur 16 Stunden. Bruttolebenseinkommen und die spätere Pension von Frauen würden dadurch sinken, die ökonomische Abhängigkeit vom Partner und die Gefahr der Altersarmut hingegen steigen. "Mit modernen Elternteilzeit- und Elternkarenzmodellen und einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr können wir den rechtlichen Rahmen dafür schaffen", sagte sie, die Vorschläge seien dem Koalitionspartner bekannt.

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Großeltern betreuen ihre Enkel oft kostenlos, denn viele berufstätige Eltern – vor allem Frauen – seien wegen früher Schließzeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen auf sie angewiesen, hob Bedrana Ribo, Sprecherin der Grünen für Pflege und Senioren, in einer Aussendung hervor. Senioren würden der Gesellschaft damit viel Geld ersparen. Müssen Senioren oder andere Angehörige selbst gepflegt werden, fällt diese Arbeit wiederum meistens den Frauen zu. "Diese Frauen sind zu 50 Prozent über 60 Jahre alt, also häufig bereits selbst in Pension", sagt Ribo. Sie begrüßt die Einführung der Community-Nurses, die unter anderem diese Gruppe entlasten sollen.

Ausreichende Absicherung

Auch die FPÖ-Frauen- und -Seniorensprecherin Rosa Ecker kritisierte, dass Care-Arbeit nicht genügend honoriert werde. Väterkarenz sei in der Gesellschaft nicht ausreichend angekommen, eine junge Familie könne es sich nicht leisten, dass der Vater in Karenz geht. "Frauen, die Care-Arbeit verrichten, sei es die Pflege von Angehörigen oder die Kinderbetreuung, ersparen der Allgemeinheit Kosten", sagt sie. "Frauen und Familien soll und muss die Möglichkeit gegeben werden, selbst zu entscheiden, wie sie ihre Betreuungspflichten aufteilen und organisieren. Wir müssen diese Frauen für ihre Betreuungsarbeit, egal ob für die Kinder oder Angehörigenpflege, ausreichend absichern, damit sie später eine entsprechende Pension erhalten." Die volle Anrechnung für Pensionszeiten und -höhe sei überfällig. (APA, 1.3.2022)