Dennis Novak soll Österreich in die Gruppenphase führen.

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Seoul – Käpt'n Melzer, übernehmen Sie! Österreichs Rekord-Davis-Cup-Spieler hat sich nicht lange bitten lassen. Für Jürgen Melzer ist die Qualifikationsrunde im Davis Cup am Freitag und Samstag in Seoul gegen Südkorea sein insgesamt 39. Davis Cup für Österreich, erstmals sitzt Melzer aber als Kapitän auf der Bank. Der ÖTV-Sportdirektor könnte im Extremfall sogar mit 40 nochmals zum Einsatz kommen, er steht nach dem Ausfall von Philipp Oswald (Corona-positiv) auf der Spielerliste.

"Das wird auch für mich eine neue Situation und ich bin gespannt, wie ich damit umgehen werde. Die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall", sagte Melzer. Der Nachfolger von Stefan Koubek muss bei seiner Premiere ohne den noch immer nicht auf die Tour zurückgekehrten Dominic Thiem auskommen. Dennis Novak und Jurij Rodionov sind Fixstarter im Einzel, im Doppel werden Lucas Miedler und Alexander Erler, die sich mit dem Kitzbühel-Titel 2021 Lorbeeren auf der Tour geholt haben, ihr Davis-Cup-Debüt feiern.

Lukrative Gruppenphase als Ziel

Ziel ist es, zum zweiten Mal in Folge die lukrative Gruppenphase zu erreichen, die diesmal schon vom 14. bis 18. September ausgetragen wird. Im Vorjahr hatte es in Innsbruck sogar eine Heim-Gruppenphase gegeben, doch Österreich schied – ebenfalls ohne Thiem – nach Niederlagen gegen Serbien mit Novak Djokovic und Deutschland vor dem erhofften Viertelfinale aus. Durchaus möglich, dass sich der ÖTV im Falle eines Sieges in Seoul erneut für die Austragung bewirbt. Die Schauplätze sind noch nicht bekannt.

Doch zunächst gilt es, die Hürde Südkorea zu nehmen. Trotz des Fehlens von Thiem und des Auswärtsspiels kein unmögliches Unterfangen, auch wenn Kwon Soonwoo als aktuelle Nummer 65 im ATP-Ranking der bestplatzierte Spieler in Seoul sein wird. Novak hat die bisherigen zwei Duelle mit dem 24-jährigen Hobby-Karaokesänger 2019 auf Challenger-Niveau jeweils in zwei Sätzen gewonnen. "Wir sind sicher nicht der Favorit in den Partien gegen ihn, aber er ist auch schlagbar und hat viel Druck. Er führt sein Team an und muss wohl beide Einzel gewinnen", weiß Melzer.

Keine Heizung

Und gegen die Nummer zwei der Gastgeber sind Novak (ATP-143.) und Rodionov (194.) Favorit. Chung Yunseong oder Nam Jisung sind in der Weltrangliste erst auf Platz 367 bzw. 462 zu finden. Gespielt wird im "best of three"-Modus im Olympic Park Tennis Court auf DecoTurf am Freitag und Samstag jeweils ab 03.00 Uhr MEZ (11.00 Uhr Ortszeit). Das Sportportal laola1.at überträgt an beiden Tagen live. Am Freitag sind die ersten beiden Einzel angesetzt. Am Samstag wird zunächst das Doppel, das zum Zünglein an der Waage werden könnte, ausgetragen, dann die Duelle der jeweiligen Top-Spieler bzw. Nummern 2 im Single.

Die ÖTV-Truppe ist seit Freitag vor Ort und hat den Jetlag mittlerweile gut weggesteckt und schon "recht viel" auf dem Platz gearbeitet. "Der Belag ist, so wie erwartet, sehr zügig. Es ist ein richtig abgespielter Hallenbelag. Da ist in den letzten ein, zwei Jahren oder länger sicher nicht lackiert oder die Körnung erneuert worden", berichtete Melzer.

Gespielt wird bei ungewöhnlich kalten Bedingungen. "Es gibt keine Heizung und hat cirka 12 Grad. Es wird also sicher kühl werden – vor allem für mich auf der Bank" sagte der ÖTV-Sportdirektor. Für die Spieler gehe es in Bewegung noch halbwegs. "Aber sonst stehen wir alle in unseren Winterjacken neben dem Court." Hexenkessel gibt es keinen, es sind nur etwa 200 geladene Gäste zugelassen.

Geänderter Modus

Gelingt der Sieg, dann ist das erste große ÖTV-Ziel erreicht. Das wäre für Melzer "extrem wichtig. Das ist ein riesengroßes Event im September, für das wir uns qualifizieren können. Abermals zu den besten 16 Nationen der Welt zu gehören, wäre für Österreichs Tennissport von enorm hoher Bedeutung." Für Melzer, der die Chancen als 50:50 einstuft, wäre es ein perfekter Einstand in seiner neuen Rolle.

Der Austragungsmodus wurde 2022 leicht verändert. In der Qualifikationsrunde werden in insgesamt zwölf Begegnungen zwölf Qualifikanten für die Finalphase ermittelt. Hinzu kommen die Vorjahresfinalisten Russland und Kroatien sowie dank Wildcards Großbritannien und Serbien. Die 16 Teams spielen in vier Round-Robin-Gruppen im September an vier Schauplätzen, die jeweiligen zwei Gruppenbesten steigen ins Viertelfinale auf. Alle Viertelfinali, Semifinali und das Endspiel gehen dann vom 23. bis 27. November an einem Ort in Szene. (APA, 1.3.2022)