Offizielle Apple Stores gibt es in Russland nicht, betroffen sind also vor allem Partner – und die Konsumentinnen natürlich.

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Ein paar Tage hat es gedauert, nun reagieren aber auch die IT-Riesen nach und nach auf den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Nach Facebook, Google und Twitter ist dabei nun Apple an der Reihe.

Keine neuen Geräte mehr

Apple hat am Dienstag eine vorübergehende "Pausierung" der Verkäufe sämtlicher seiner Produkte in Russland angekündigt. Exporte zu russischen Händlern seien schon vor einer Woche eingestellt worden, nun wurden diese aber auch komplett aus den Online-Stores von Apple entfernt, heißt es. Zudem habe man in den vergangenen Tagen einige der eigenen Dienste in Russland eingeschränkt.

Dass etwa Apple Pay in dem Land mittlerweile nicht mehr funktioniert, hatten russische Nutzer schon in den vergangenen Tagen bemerkt. Dieses war bereits kurz nach der Ankündigung von EU-Sanktionen für Finanztransfers rasch deaktiviert worden – ähnlich wie das Pendant Google Pay für Android-Geräte.

Apps

Parallel dazu hat Apple die Apps für RT und Sputnik weltweit aus dem App Store für iPhones und iPads geworfen. Allerdings mit einer Ausnahme: In Russland sind diese weiter verfügbar. Damit sind im Rest der Welt jetzt keine Neuinstallationen dieser Apps mehr möglich. Waren sie zuvor auf einem Gerät bereits installiert, bleiben sie zwar erhalten, Updates werden aber natürlich nicht mehr geliefert.

Auch hier folgt Apple einem Trend, der sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet hat – in unterschiedlicher Schärfe. So haben Facebook, Twitter und Google zunächst russische Staatsmedien demonetarisiert, womit sie also kein Geld über Werbung mehr einnehmen können, in den folgenden Tagen aber zum Teil sogar komplett gesperrt. So hat erst am Dienstag Youtube angekündigt, RT und Sputnik in Europa von seiner Plattform zu werfen. Und auch Tiktok blockiert die beiden Kanäle mittlerweile.

Reaktion

Der ukrainische Digitalminister Mychajlo Fedorow zeigt sich ob dieser Entwicklung jedenfalls erfreut und bedankt sich öffentlich bei Apple. Dies allerdings gleich verbunden mit der nächsten Forderung, Apple solle nämlich den Zugang zum App Store in Russland komplett blockieren.

Eine Forderung, der allerdings viele Experten wenig abgewinnen können, würde dies doch russische Nutzer zunehmend von Informationen jenseits der staatlichen Propaganda abschnüren. Das sieht Fedorow anders, schon vor einigen Tagen hatte er Apple erstmals um einen App-Store-Bann für Russland gebeten. Sein Argument: Dies würde fraglos russische Jugendliche motivieren, gegen die eigene Regierung aktiv zu werden.

Kartenbeschränkung

Bei einer weiteren Maßnahme schließt sich Apple dem Vorbild von Google Maps an: Auch beim Kartendienst des iPhone-Herstellers werden nun keine Verkehrsinformationen mehr angezeigt. Diese Maßnahme erfolgt auf direkten Wunsch der ukrainischen Regierung, wie Google mittlerweile bestätigt hat. Dort befürchtet man, dass auf diesem Weg Angreifern wichtige Informationen gegeben werden könnten. In den vergangenen Tagen zeichneten sich etwa Flüchtlingsbewegungen, aber auch generell größere Ansammlungen von Personen indirekt bei Verkehrsinformationen sowie Details zur Belebtheit einzelner Einträge auf der Karte ab.

Reddit filtert aus

Gleichzeitig verschärfen auch andere Unternehmen die Maßnahmen gegen Russland – und vor allem auch dessen Propagandisten. So hat etwa Reddit den Subreddit r/Russia gezielt beschränkt. Damit taucht dieser künftig nicht mehr in Suchergebnissen auf, empfohlen wird er ebenfalls nicht mehr. Wer das Diskussionsforum direkt aufruft, kann das zwar, wird aber vorab gewarnt.

Der Grund für diese Maßnahme: Der Subreddit wurde in den vergangenen Tagen massiv für Desinformation genutzt. Vor allem das russische Narrativ, dass es in der Ukraine in Wirklichkeit um eine Entnazifizierung des Landes gehe, wird dabei oftmals gepusht. Eine Behauptung, die keinerlei unabhängiger Prüfung standhält.

Facebook/Meta

Bei Meta spielt sich derzeit Ähnliches ab. Nach der bereits erwähnten Demonetarisierung wurden russische Staatsmedien nun komplett aus dem Empfehlungssystem genommen – und zwar sowohl bei Facebook als auch bei Instagram. Es ist das erste Mal in der Firmengeschichte, dass Meta/Facebook einen solchen Schritt gegen ein staatliches Medium vornimmt.

Der Konflikt zwischen Meta und dem russischen Staat ist dabei aber nicht einseitig. Bereits vor einigen Tagen hat die Medienaufsicht Roskomnadzor eine Drosselung des Internetverkehrs zu Facebook-Diensten veranlasst. Dies weil man Facebook vorwirft, russischen Medien zu schaden – vorausgegangen war die Kennzeichnung von Falschnachrichten als solche durch Meta.

Bei Facebook betont man nun, dass diese Maßnahme merklichen Einfluss auf Facebook und Instagram in Russland habe. Es gebe derzeit eine deutliche Qualitätseinschränkung bei den eigenen Diensten in dem Land, vor allem Videos würden kaum mehr laden.

Google Play

Eine weitere Verschärfung verkündetet am Mittwoch dann auch noch Google. Dort hat man sich nach dem Schritt Apples nun ebenfalls zum Rauswurf der Apps von RT und Sputnik aus dem eigenen App Store entschlossen – also dem Play Store für Android. In diesem Fall betrifft die Maßnahme aber nur europäische Nutzer.

DuckDuckGo und Yandex

Unterdessen hinterfragen auch kleinere Tech-Unternehmen zunehmend ihre Entscheidungen. So hat sich die ganz auf die Wahrung der Privatsphäre ausgerichtete Google-Alternative DuckDuckGo vom russischen Partner verabschiedet – zumindest vorerst. DuckDuckGo hat bisher für seine Suchergebnisse zum Teil – konkret in der Türkei und Russland – auf die Informationen der russischen Suchmaschine Yandex zurückgegriffen.

Apropos Yandex: Das russische Unternehmen sieht sich selbst zunehmend unter Druck. So mehren sich Stimmen, die kritisieren, dass Yandex ungefiltert die russische Staatspropaganda verbreitet. Wer Yandex besuche, werde auf der Startseite nichts von den Zerstörungen in der Ukraine, nichts von einem Angriffskrieg lesen, kritisiert etwa Lev Gershenzon in einem Posting auf Facebook. Und zwar einem, das sich gezielt an seine Ex-Kollegen richtet, war Gershenzon doch lange der Chef der Nachrichtenabteilung bei Yandex.

In dem Posting streicht Gershenzon hervor, dass sich jeder mitschuldig mache, der bei der Verdeckung der realen Tatsachen helfe. Insofern sollten Yandex-Mitarbeiter intern Druck aufbauen – und wenn das nichts helfe, die Konsequenzen ziehen und kündigen. Dies sei man nicht zuletzt den eigenen Nutzern, aber auch Millionen Menschen in der Ukraine schuldig. (Andreas Proschofsky, 2.3.2022)