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VPN-Dienste in Russland und der Ukraine verzeichnen einen massiven Zulauf.

Foto: MAXIM SHEMETOV/Reuters

Der Einmarsch in die Ukraine durch Russland spiegelt sich auch im sprunghaften Anstieg der VPN-Nutzung in beiden Ländern wider. Verbindet man sich per zuverlässigem VPN-Tool mit einem "virtuellen privaten Netzwerk", wird die dem Gerät zugeordnete IP-Adresse inklusive des darüber erkennbaren Standorts verschleiert.

So kann man in einem Land auch Internetinhalte und Dienste aufrufen, die von der Regierung zensiert bzw. gesperrt wurden. Je nach Seriosität des VPN-Anbieters sollten die Daten verschlüsselt sein, also keine Rückschlüsse auf Nutzer und Nutzerinnen geben, was ebenfalls Schutz vor politischer Verfolgung, aber auch gezielten Hackerangriffen bietet.

VPN-Apps in Russland und der Ukraine

VPN-Entwickler berichten nun von einer enormen Zunahme der VPN-Nutzung in Russland und der Ukraine. Der Anbieter Atlasvpn etwa verzeichnete in Russland bei seiner App eine Steigerung der Installationen von nahezu 2.000 Prozent in nur einer Woche. Nicht ganz so drastisch fällt der Zuwachs laut der Plattform Top10vpn aus, die mehrere Anbieter trackt. Die Nachfrage in Russland sei gesamt gesehen um über 350 Prozent, in der Ukraine hingegen um 420 Prozent gestiegen.

Die Hauptgründe sind verschieden. In der Ukraine soll die Nutzung von VPN-Diensten vor gezielten Cyberangriffen schützen und gewährleisten, dass das Surfverhalten von Personen, die der russischen Führung ein Dorn im Auge sind, anonym bleibt – sollte Russland etwa die Kontrolle über die ukrainische Infrastruktur erlangen. Aus diesem Grund hat etwa Atlasvpn angekündigt, ukrainischen Journalisten einen Gratiszugang zu seinem VPN-Dienst zur Verfügung zu stellen.

Facebook und Twitter ohne VPN unbrauchbar

In Russland wiederum fiel der massive Anstieg der VPN-Downloadzahlen mit zusätzlichen Restriktionen der Führung zusammen. So drosselte Russland den Datenverkehr von Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter im Land, um den Zugang zu unliebsamen Informationen über die Invasion zu erschweren. Fotos und Videos auf den Plattformen luden nach Kriegsbeginn folglich nicht oder nur äußerst langsam nach. Viele ausländische Dienste und Nachrichtenseiten sind ohnehin seit längerem gesperrt.

VPN-Dienste sind Russland seit längerem ein Dorn im Auge. Diese komplett zu verbieten und die Nutzung zu unterbinden gelang aber nur teilweise. Neben dem Zugang zu ausländischen Internetdiensten und Nachrichtenquellen sollen VPN-Dienste politische Gegner des Regimes und Aktivistinnen vor der Überwachung ihrer Internetnutzung schützen.

Nicht immer vertrauenswürdig

Bei vielen, gerade auch kostenlosen VPN-Services ist allerdings Vorsicht angesagt. Sie verschleiern sowohl die wahre IP-Adresse nicht oder nur unzureichend und schlampen auch bei der Verschlüsselung bzw. beim Sammeln potenziell kompromittierenden Daten. Die Plattform Top10vpn fand etwa im Jahr 2020 heraus, dass zehn der beliebtesten VPN-Apps in den USA mit weltweiten Installationszahlen von 223 Millionen chinesischen Firmen gehören. (step, 2.3.2022)