Peter Dinklage als Undercover-Meister von Liebesschwüren.

Metro-Goldwyn-Mayer Pictures

Fettige Haare, muffige Kutten, schwarze Fingernägel – das 17. Jahrhundert ist nichts für Blicke aus nächster Nähe. In der jüngsten Cyrano-Verfilmung bleibt man davon aber nicht verschont. Schminke und Perücken überdecken das Hygienedesaster dieses Zeitalters, nur eine Person erscheint in ihrer pastellfarbenen Seidentracht immer wie frisch der Badewanne entstiegen: die angebetete Roxane (Haley Bennett).

Universal Pictures UK

Joe Wrights Musicalversion des Edmond-Rostand-Klassikers (1897) ist pure Märchenfantasie. Wright (Stolz und Vorurteil oder zuletzt The Woman in the Window) kombiniert sonnengewärmte Kleinstadtszenen mit Bildern von grauen, windumtosten Kadettenlagern in der Gascogne. Letztere müssen Hauptdarsteller Peter Dinklage an seine Game of Thrones-Zeit erinnert haben.

Ernster Tonfall

Als Liebesbrief-Ghostwriter verhilft Cyrano bekanntlich dem hübschen, aber poetisch unbegabten Christian von Neuvillette (Kelvin Harrison) zu einer Ehe mit der anspruchsvollen Roxane. In Wahrheit ist der kecke und in Liebesschwüren unschlagbare Mann selbst in sie verliebt, fürchtet aber wegen optischer Unterlegenheitsgefühlen ein Geständnis. Die Tragik dieser vertrackten Lage übermittelt der Film in vielen eintönigen Liedern, an denen laut Guardian das Beste sei, dass man sie schnell wieder vergisst. Wahr.

Nach einem alle Kostümschinkenwünsche erfüllenden Auftakt in einem Barocktheater, in dem Cyrano unzimperlich seiner Fechtkünste frönt, kreist der Film an wechselnden Schauplätzen und bis hinein ans Schlachtfeld um das Motiv der Fake-Liebespoesie. Dinklage schlägt dabei einen erstaunlich ernsten Tonfall an, seine ohnehin markanten Stirnfurchen vertiefen sich. Doch verhallen die geschliffenen Verse, die Gérard Depardieu 1990 noch mit aufgeklebtem Zinken so herrlich und leicht sprudeln ließ. Visuell ist Cyrano aber ein Hingucker. (Margarete Affenzeller, 2.3.2022)