Anna Maria Krassnigg in "Chikago" von Theodora Bauer.

Foto: Ludwig Drahosch

Der Festungsbau der Kasematten von Wiener Neustadt ist derzeit Heimstatt des Vereins Wortwiege. Regisseurin Anna Maria Krassnigg hat den Theaterverband aus lose assoziierten Künstlerinnen und Künstlern einst im Wiener Salon 5 gegründet und ist damit über den idyllischen Spielort am Thalhof in Reichenau schließlich in Wiener Neustadt gelandet. Autorin Theodora Bauer gehört seit ihrer Marie-von-Ebner-Eschenbach-Bearbeitung 2018 dazu. Ihr Roman Chikago erlebt heute in einer eigenen Bühnenfassung Premiere in den Katakomben.

Chikago ist 2017 erschienen und behandelt die Auswanderung bzw. Flucht dreier Menschen aus dem Burgenland 1921 nach Amerika. Genauer: von Chikago nach Chicago. Chikago mit "k" nennt sich eine Siedlung in Kittsee am äußersten burgenländischen Spitz an der Grenze zur Slowakei. Dort haben nach der Neugründung des östlichsten österreichischen Bundeslandes viele durch Landaufteilungen verarmte Bauern ihr Glück in Übersee erhofft.

Großstadtmoloch

Die 31-jährige Autorin, selbst im Burgenland aufgewachsen, folgt Anica, Katica und Feri in die verheißungsvolle amerikanische Großstadt, die die paradiesischen Erwartungen allerdings nicht erfüllen kann. Im Gegenteil: Die Brutalität des Molochs und die dortigen Arbeits- und Lebensbedingungen treffen die Geflohenen mit aller Härte.

Die Bühnenfassung nähert sich den Entwicklungen in vier Akten an, vom Burgenland anno 1921 über Chigaco 1922 und 1937 bis wieder zurück ins Burgenland des Jahres 1937. In der Regie von Anna Maria Krassnigg spielen Nina C. Gabriel, Niko Lukic und Krassnigg selbst. Weitere Produktionen auf dem Kasematten-Spielplan: Erwin Riess’ Herr Grillparzer fasst sich ein Herz ..., und ab 8. April wird Dantons Tod aus dem Vorjahr wieder aufgenommen. (Margarete Affenzeller, 3.3.2022)